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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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leid. Er war es leid, darin gut zu sein. Er war es leid zu wissen, dass er es wieder würde tun müssen. Viel zu lange schon war er vom Tod umgeben.
    Während er sich zwang, nicht mehr an den Tod zu denken, ballte er die Faust. Als er sie wieder öffnete, zitterte sie nicht mehr. Er durfte sich nicht die Schuld für die Geschehnisse dieser Nacht geben. Khadri hatte ihn in eine unlösbare Situation gebracht, und er hatte seine Karten so gut ausgespielt, wie er nur konnte. Er konnte nicht wissen, dass West bei seinem Leibwächter sein würde. »Niemals fragen, niemals etwas sagen«, murmelte er in der leeren Küche, während ein hässliches Lächeln über sein Gesicht glitt.
    Kurz hatte er daran gedacht, Exley anzurufen, sich zu stellen und zu versuchen, alles zu erklären. Aber das war unmöglich. Die Dinge waren heute Nacht zu weit gegangen. Er war in die Ermordung eines Drei-Sterne-Generals verwickelt. So etwas ließ sich nicht unter den Teppich kehren. Selbst wenn ihm die CIA glaubte, hätte sie keine andere Wahl, als ihn einzusperren, oder ihn einfach verschwinden zu lassen. Nein, er konnte seinen Namen erst reinwaschen, wenn er ihnen Khadri brachte, tot oder lebendig. Nichts anderes würde ihn vor der CIA retten. Und nichts anderes
würde ihn vor sich selbst retten. All dieses Töten musste einen Sinn haben.
    Schnapp dir den Bösewicht, rette das Land, hol dir die Frau. So einfach war es.
    »Ja, ich bin wieder auf dem richtigen Weg«, sagte er laut zu dem leeren Raum.
     
    Ein Gutes hatte die Sache: Den Cops und dem FBI würde es größte Mühe bereiten herauszufinden, was heute Nacht geschehen war, dachte Wells. Außerdem würden sie darauf achten, keine Einzelheiten über die Morde an die Medien weiterzugeben, um nicht Wests Ruf zu zerstören.
    Khadri würde also nur erfahren, dass Qais und Sami neben West und dem Leibwächter gestorben waren. Dadurch würde er Wells nicht mehr vertrauen als zuvor, aber auch nicht weniger. Vermutlich würde er bald von Khadri hören oder nie wieder. Und seine nächste Mission – sofern es eine nächste Mission gab – würde kein Testlauf sein. Als er Khadri heute im Park getroffen hatte, wirkte er, als würde ihm die Zeit davonlaufen.
    Wells wusste nur allzu gut, wie sich Khadri fühlte.

13
    Die Katze war in einem jämmerlichen Zustand.
    Als Tarik sie vor einer Woche aus dem Tierheim geholt hatte, war sie klein, aber gesund gewesen. Eine quirlige Tigerkatze mit einem schwarz, braun, weiß gesprenkelten Fell. Im Gegensatz zu anderen Streunern zeigte sie keine Angst vor Menschen. Auf der Fahrt nach Hause hatte sie spielerisch mit dem Schwanz nach ihm geschlagen. Selbst als er sie in seinem Keller in den Käfig im Schutzraum sperrte, hatte sie sich nicht gewehrt.
    »Sie werden sie mögen«, hatte ihm die Frau im Tierheim gesagt. »Mit ihr haben Sie eine gute Wahl getroffen.«
     
    Die Frau behielt recht, wenn auch aus anderen Gründen, als ihr lieb gewesen wäre. Drei Tage, nachdem er sie einem Aerosolnebel des Pesterregers ausgesetzt hatte, lag die Katze leise miauend auf dem Rücken. Tarik konnte es kaum ertragen, sie anzusehen. Ihr Fell war glanzlos und verschmiert von dem Blut, das sie ausgespien hatte. Eiter verklebte ihre grünen Augen. Offene Wunden bedeckten ihren Bauch. Als er in den Schutzraum gekommen war und sich dem Käfig genähert hatte, konnte sie kaum den Kopf wenden.
    Genug ist genug, dachte Tarik. Nachdem er die Spritze in die Phiole mit der Natriumpentobarbitallösung getaucht hatte, maß er sorgfältig zwei Milliliter der Flüssigkeit ab.
Dann hielt er die Katze am linken Hinterbein fest und suchte auf ihrem Bauch nach einer Vene. Unter normalen Umständen hätte sie sich gewehrt. Stattdessen schwenkte sie nur kraftlos die Pfoten in der Luft und schloss die Augen. Als Tarik eine Vene fand, stach er die Nadel hinein. Wenige Sekunden später wurde die Katze schlaff.
    »Arme Katze«, sagte Tarik. »Es tut mir leid.«
    Er empfand kein Vergnügen dabei, Tiere zu quälen, vor allem keine Katzen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er lieber mit Hunden experimentiert, aber Hunde waren von Natur aus immun gegen die Pest. So blieb ihm keine andere Wahl. Abgesehen von seiner Trauer über den grauenvollen Tod der Katze, konnte er nicht ableugnen, dass er stolz auf seine raschen Fortschritte mit dem Pesterreger war. Um sich vollkommen auf das Yersinia-pestis -Virus zu konzentrieren, hatte er die Arbeit mit allen anderen Krankheitserregern, und sogar mit Anthrax,

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