Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
selbstverständlich kannst du mit mir leben.«
    Sie lachte bitter. »Siehst du denn nicht, dass du es eben wieder bewiesen hast? Ich sage, dass ich nicht mit dir leben kann, und du lässt mich nicht einmal den Satz zu Ende …«
    »Liebst du mich denn nicht, Fatima?«
    Ein schmerzerfüllter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Weißt du, warum ich dich geheiratet habe, Tarik? Ich dachte, dass du als Wissenschaftler verstehen würdest, wie eine moderne
Ehe funktioniert. Aber du bist genauso schlimm wie die anderen. Schlimmer noch.«
    »So darfst du nicht sprechen.« Tarik bemühte sich, ruhig zu bleiben.
    »Tarik.« Ihre Stimme brach. »Glaubst du, dass ich das tun will? Seit dem Frühling habe ich ein Dutzend Mal – nein, hundertmal – versucht, mit dir zu reden, aber du hörst mir nicht zu.«
    »Ich habe doch gesagt, dass wir reden müssen …«
    »Du sagst zwar, dass wir reden müssen, aber du tust es nicht. Du verschwindest bloß in dieses Loch« – sie deutete anklagend auf die verschlossene Kellertür – »und kommst dann stundenlang oder tagelang nicht wieder. Du sagst mir nicht, was du tust. Du erlaubst mir nicht, jemanden einzuladen. Ich fühle mich in diesem Haus wie eine Gefangene.«
    »Du bist keine Gefangene …«
    »Und du veränderst dich, Tarik. Du schläfst nicht …«
    »Aber ich schlafe doch …«
    »Nein, du schläfst nicht. Du bist nicht mehr derselbe Mann wie noch vor einem Monat. Ich weiß nicht, was du dort unten tust« – während sie wieder zur Kellertür hinübersah, fühlte Tarik, wie sich sein Magen zusammenkrampfte – »aber du hast dich in etwas verwandelt, das mir Angst macht. Letzte Woche hast du mich geschlagen, Tarik. So etwas hätte ich mir nie vorstellen können.«
    »Ich habe dich nicht geschlagen …«
    Sie schob den Ärmel hoch, um ihm auf ihrem linken Oberarm die blauen Flecken in der Größe einer Kreditkarte zu zeigen. »Wie nennst du das?«
    Scham und Wut stiegen in ihm hoch. »Das wollte ich nicht …« Doch noch während er die Worte sagte, fühlte er, wie sich seine Hand selbständig zur Faust ballte.

    »Ich gehe, Tarik«, sagte sie und griff nach dem Koffer. »Das ist für uns beide das Beste.«
    Augenblicklich verflog das Schamgefühl. Jetzt war er nur noch von weißer Wut erfüllt. Die Erinnerung an seine Mutter blitzte auf. Wie er sie tot in ihrem Bett in der Wohnung in Saint-Denis gefunden hatte. Die gelbe Farbe, die von den Wändenabblätterte, Khalidas Augen, die ebenso gelb waren, und die Nadel, die immer noch in ihrem Arm steckte. In diesem Augenblick hatte er seine Mutter gehasst. Aber was jetzt geschah, war schlimmer.
    »Du kannst nicht gehen«, sagte er. »Wo willst du hin?«
    »Du glaubst wohl, ich hätte keine Freunde?«
    »Welche Art von Freunden?«, fragte er. »Außerdem lasse ich dich nicht gehen. Du gehörst zu mir.«
    Bei diesen Worten verzogen sich ihre Lippen zu einem hässlichen Grinsen. »Du glaubst wohl, dass ich gar keinen Freund habe? Mein armer kleiner Tarik …«
    Hatte sie das tatsächlich gesagt? Er versetzte ihr einen harten Schlag ins Gesicht.
    »Nicht noch einmal, Tarik …«
    Er schlug wieder zu. Diesmal taumelte sie rückwärts und stieß gegen das Küchenkästchen. Aber sie schüttelte bloß den Kopf und richtete sich mit vor Wut blitzenden braunen Augen auf. Als sie nun auf ihn zukam, schien sie trotz ihrer zierlichen Gestalt doppelt so groß zu sein wie er.
    »Ja, ich habe einen Freund«, sagte sie. »Einen Kafir -Freund. Und er ist ein richtiger Liebhaber, nicht wie du …«
    Da wusste Tarik, dass er sie nie zurückgewinnen würde. Wieder hob er die Hand, um sie zu schlagen, aber auch ihre Hand schoss hoch. »Nicht …«
    Stattdessen spuckte er sie an, sodass ein weißer Speichelklumpen auf ihrer Wange landete.

    »Schlampe. Wertlose Hure. Die Ungläubigen haben deinen Kopf mit Unrat gefüllt. Ich werde mich nicht scheiden lassen.«
    Als der Speichel langsam an ihrer Wange hinunterlief, hob sie die Hand und wischte ihn weg, die Augen unverwandt auf ihn richtend.
    »Dann werde ich der Polizei erzählen, was du dort unten machst.« Wieder deutete sie auf den Keller. »Glaubst du nicht, dass sie es gern wüssten?«
    »Du hast gesagt, du weißt nicht, was ich dort mache.«
    »Natürlich weiß ich es. Ich bin doch keine Närrin. Vielleicht erzähle ich es ihnen auch einfach so.«
     
    Dann war das Messer aus der Schublade plötzlich in seiner Hand. Ein großes Fleischermesser mit schwarzem Plastikgriff. Ein fiebernder Gott sprach

Weitere Kostenlose Bücher