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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Vaters mehr als nur einmal zu spüren bekommen und auf diese Weise rasch gelernt, nicht zu widersprechen. Da sein Vater ihm nicht erlaubte, außerhalb der Schule mit »Ungläubigen« zu verkehren – und Jalils Definition von »Ungläubigen« umfasste auch die meisten
Muslime – wuchs er sehr zurückgezogen auf. So flüchtete sich Khadri in die Mathematik und naturwissenschaftliche Lehrbücher, und natürlich in den Koran. In der Schulbibliothek, wo sein Vater es nicht sehen konnte, konzentrierte er sich auf Philosophie. Denn er wollte das Phänomen Macht begreifen und suchte bei Nietzsche, Machiavelli und Hobbes nach Hinweisen. Auch wenn sie alle Ungläubige waren, zeigten sie ihm, wie starke Männer schwächeren ihren Willen aufzwangen. Eines Tages würde er der Welt – und seinem Vater – seine Kraft beweisen.
    Im Lauf der Jahre vertiefte sich sein Hass auf Großbritannien und den Westen. Im Gegensatz zu vielen Al-Quaida-Kämpfern gab es in seinem Leben keinen Wendepunkt, an dem er sich gegen die Ungläubigen wandte und den Pfad der Rechtschaffenheit betrat. Gewiss hatten Rowdys auch ihn, wie alle anderen in England mit teefarbener Haut, auf der Straße als Turbanträger beschimpft. Aber man hatte ihn nie bespuckt oder ernsthaft bedroht. Irgendwann war er einfach die moralische Korruption rund um ihn satt: die Drogen, die Homosexualität, die Suche nach Vergnügen um jeden Preis. Doch den Ungläubigen genügte es nicht, nur sich selbst zu vergiften. Unter dem frommen Vorwand, Freiheit zu verbreiten, wollten sie auch der übrigen Welt ihre Lebensweise aufzwingen.
    Khadris religiöser Eifer hatte jedoch Grenzen. Ja, er glaubte an Allah und dass Mohammed sein letzter und wahrster Prophet sei. Er betete fünfmal pro Tag und verunreinigte seinen Körper nie mit Alkohol oder Drogen. Und wenn er starb, hoffte er, das Paradies zu sehen. Aber wenn seine Gefährten von schwarzäugigen Jungfrauen sangen, die ihnen für alle Ewigkeit Genuss bereiten würden, wandte sich Khadri ab, um seine Belustigung zu verbergen. Das Paradies war kein
Vergnügungspark, und nur Dummköpfe sehnten ihren eigenen Tod herbei. Khadri versuchte nicht, seinen Glauben zu stärken, indem er sich besondere Verzückungen versprach. Der Dschihad war eine Pflicht, kein Spiel. Selbst wenn in der nächsten Welt das Paradies wartete, musste der Islam hier und jetzt triumphieren. Wie immer gab Mohammed auch dafür ein gutes Beispiel ab, dachte Khadri. Denn er war nicht nur Prophet sondern auch Befehlshaber gewesen. Seine Armeen waren über Arabien hinweggefegt, und obwohl er ein weiser und gerechter Herrscher war, kannte seine Wildheit im Kampf keine Grenzen. Sein Ziel war die Eroberung. Deshalb betrachtete er den Märtyrertod auch als Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, aber keineswegs als Selbstzweck.
    Khadri machte sich die Fanatiker zu Nutzen. Jeder Mann, der bereit war zu sterben, konnte ein gefährlicher Kämpfer sein. Gleichzeitig vertraute er ihnen nicht vollkommen. Sie waren irrational, und um einen Krieg zu gewinnen, bedurfte es rationaler Männer. Amerika, Großbritannien und der übrige Westen mochten verrottet sein, aber sie waren immer noch erbitterte Feinde, wenn auch keineswegs so erbittert wie die USA. Tausende amerikanische Agenten träumten davon, ihn und seine Männer nach Guantanamo oder in die Todeskammer zu schicken. Sie besaßen Geräte und Waffen, die er sich kaum vorstellen konnte. Deshalb musste er fehlerlos arbeiten. Immerhin sprachen er und die Al-Quaida für Milliarden Muslime. Für jeden von einem amerikanischen Soldaten getöteten Iraker, für jeden von einer israelischen Rakete zerfetzten Palästinenser. Wir sprechen für den Islam, dachte er. Und am 11. September haben wir laut und deutlich gesprochen. Der Anschlag an diesem Tag war ein Geniestreich gewesen. Sie hatten die Waffen des Feindes benützt, um seine größten Bauwerke zu zerstören. Dabei war es ihm gleichgültig, dass
das Ziel zwei zivile Bürotürme und die Raketen Passagierflugzeuge gewesen waren. Nur wenn es der Al-Quaida gelang, den Krieg auf amerikanischen Boden zu tragen, konnte sie siegen. Eines Tages würden Armeen von islamischen Soldaten überall auf der Welt gegen Eindringlinge kämpfen, so wie sie es heute im Irak taten. Inzwischen würde die Al-Quaida alle zur Verfügung stehenden Waffen einsetzen, und wenn es zufälligerweise Jets wie diese waren, umso besser.
    Nur eines bedauerte Khadri an den Anschlägen des 11. Septembers. Er hätte das

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