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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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zerstören. Auch wenn der Kerl glaubte, mir etwas genommen zu haben, gab in Wirklichkeit ich ihm etwas. Denn ich tat genau, was ich tun wollte. Vielleicht klingt das jetzt verrückt, aber so fühlte ich damals. Ich habe auch nie wieder mit ihm gesprochen. Ich wusste ja nicht einmal seinen Namen. Allerdings glaube ich, dass ich ihn Jahre später, nach meinem College-Abschluss, in Berkley wiedergesehen habe. Zum Glück saß ich in meinem Auto und fuhr einfach weiter. Das ist also deine Geschichte, John, und ich hoffe, dass sie dich warm hält, wo immer du auch hingehst«, schloss sie mit ihrem tiefen rauchigen Lachen.
     
    Er sah sie an, wendete dann den Blick ab und sah wieder zu ihr hinüber. »Darf ich dich etwas fragen?«, sagte er schließlich mit kaum vernehmbarer Stimme.
    »Solange du mich nicht um eine weitere Geschichte bittest. «

    »Du bist damals nicht gekommen, ich meine, in der Nacht, bevor ich fortging, oder?«
    »Nein, und ich wusste, dass du auch nicht kommen würdest. Wir vergeben unsere Chancen immer wieder. Und wenn du nicht beabsichtigst, noch mehr Zeit mit Vinny Duto zu verbringen, solltest du jetzt aufbrechen.«
    »Jenny. Jennifer …«
    Sie wusste, was er sie fragen würde, noch ehe er die Worte aussprach. Vielleicht sogar noch bevor sich der Gedanke in seinem Kopf bildete. »Ja, John.«
    »Ja, was?«
    »Ja, ich vertraue dir, John. Selbstverständlich. Warum hätte ich dir sonst erzählen sollen, was ich gerade erzählt habe?« Er schien ihr noch etwas anderes sagen zu wollen, unterließ es dann aber. Als er sich zu ihr beugte, glaubte sie für einen Augenblick, dass er sie küssen wollte. Sie hielt ganz still, ohne sich zu ihm oder von ihm weg zu neigen, gebannt, sehnsüchtig, wütend und ängstlich zugleich. Vor allem aber sehnsüchtig. Und dann küsste er sie, über Kilometer und Jahre hinweg. Es war ein keuscher Kuss, Lippe auf Lippe, der sich zu einem warmen, offenen, süßen Kuss entwickelte, bis sie die Kraft fand, sich loszureißen.
    »Geh jetzt«, sagte sie.
    »Hör zu. Kennst du den Park in Kenilworth, die Aquatic Gardens?«, fragte er. Die Aquatic Gardens waren ein kleiner Nationalpark am Ostufer des Anacostia River, in der Nähe des Stadtviertels, in dem Wells den Jeep gestohlen hatte.
    »In East Cap?«
    »Wenn ich dich brauche, werde ich dir eine Nachricht zukommen lassen, in der es heißt, dass alles ›glatt geht‹. Dann findest du mich dort.«
    »Und was, wenn ich dich brauche?«

    Wells schwieg. Als sie ihm schließlich mit der Hand über die Wange strich, hob er das Kinn, als würde er einen Segen erhalten.
    »Pass auf dich auf, John.«
    Wieder schwieg er eine Weile. Dann lachte er ein wenig reumütig. »Bis bald.«
    Nachdem sie ausgestiegen war, zögerte er noch einen Augenblick, ehe er davonfuhr. Exley blickte dem Jeep nach, bis er nicht mehr zu sehen war, und auch dann sah sie immer noch in dieselbe Richtung. Als könnte sie ihn zurückbringen, indem sie einfach stehen blieb. Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in diesem Jeep zu sitzen.
    Bis bald, John.
    Bitte.

II
DIE GLÄUBIGEN

6
    Bagdad
    Im Funkverkehr innerhalb des Bataillons verwendete die A-Kompanie die Kennung »Mad Dog«, wie zum Beispiel: »Mad Dog 6 an Bushmaster 6, wir fahren jetzt los, over.« Die anderen Kompanien des 2. Bataillons des 7. Kavallerieregiments, jener Panzereinheit, die den Nordwesten Bagdads abdeckte, hatten Kennungen gefunden, die mit ihren Buchstaben übereinstimmten. Die B-Kompanie nannte sich »Bushmaster«, während die C-Kompanie nach einem kurzzeitigen Versuch mit »Crusader« zu »Commando« gewechselt war.
    Aber niemandem in der A-Kompanie fiel ein treffendes Wort ein, das mit A begann, ausgenommen »Anarchist«, das ebenso wie »Crusader« die falsche Botschaft verbreitete. Einige Zeit lang hatte sich die A-Kompanie als »Angry Dogs« bezeichnet, aber das klang lächerlich. Dann versuchten sie es mit »Angry Mad Dogs«, aber das war noch schlimmer. Schließlich entschied der Captain der A-Kompanie, Jimmy Jackson, dass sie auf den gleich lautenden Anfangsbuchstaben verzichten würden und von nun an unter »Mad Dogs« laufen würden. Gute Wahl, dachte Spezialist J.C. Ramirez, den es verrückt gemacht hatte, ständig über Funk »Angry Mad Dog 6 an Angry Mad Dog 2« zu hören.
    Oben im Geschützführerstand von Captain Jacksons Humvee
wischte sich J.C. den Schweiß vom Gesicht. Bisher hatte er Texas für heiß gehalten, aber die irakischen Sommer waren eine Klasse für sich.

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