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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Uhr erstrahlte East Hampton in seinem Reichtum. Wolkenkratzer auf der Wall Street, Studiogelände in Hollywood, sibirische Ölfelder – woher das Geld auch immer kam, alles endete hier. Wogen von Geld krachten an den Strand wie die niedrigen Brecher des Atlantischen Ozeans. Die Hauptstraße lag sauber und leer im Licht der Straßenlaternen. Die Schaufensterpuppen im Pololaden umklammerten ihre Tennisschläger, bereit, in ihren dreihundert Dollar teuren Windjacken zu spielen. Im Norden, in Richtung der Bucht, kosteten die Häuser siebenstellige Beträge. Im Süden, dem goldenen Streifen von achthundert Metern Breite zwischen der Hauptstraße und dem Ozean beliefen sich die Anwesen auf zehn und mehr Millionen Dollar.
    Wells und Exley fuhren nach Süden.
    Wells steuerte sein schweres schwarzes Motorrad mit vierzig Kilometern pro Stunde über die Straße. Der Motor lief rund und ruhig. Vor ihm schaltete die Ampel an der Kreuzung von Main Street und Newton Lane auf Rot. Er bremste sanft ab und tätschelte die metallene Flanke der CB1000. Das Motorrad gehörte ihm, das Kennzeichen jedoch nicht. Er hatte es vor einigen Stunden von einer Vespa
entwendet. Zusätzlich hatte er alle Aufkleber entfernt, mit deren Hilfe man das Motorrad hätte identifizieren können, sodass es nun so anonym war, wie ein Motorrad nur sein konnte.
    Exley hielt neben ihm in einem grauen Toyota-Sienna-Minivan, den er vor neunzig Minuten auf dem Parkplatz einer Bar in Southampton kurzgeschlossen hatte. Die Eigentümerin des Minivans – die »Heißeste Single-Tante der Welt«, wenn man dem Aufkleber auf der rückwärtigen Stoßstange des Vans glauben durfte – betrank sich vermutlich immer noch in der Bar. Bis sie bemerken würde, dass der Sienna verschwunden war, hätte er seinen Zweck bereits erfüllt. Wells hoffte, dass sie versichert war.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Wells fuhr an der zwölf Meter hohen hölzernen Windmühle vorüber, die das Ende des Stadtzentrums markierte. Achthundert Meter weiter bog er von der Route siebenundzwanzig in die Amy’s Lane ein. Abgesehen von seiner üblichen Motorradausrüstung, die aus einer schwarzen Lederjacke, schwarzem Helm, schwarzen Handschuhen und schwarzen Stiefeln bestand, trug Wells eine schwarze Jeans und ein schwarzes langärmeliges Baumwollshirt. Er wünschte, er hätte noch schwarzes Unterzeug, um die Sache abzurunden. In einem Schulterhalfter trug er eine Pistole. Diesmal war es eine Glock anstelle der Makarow. Selbstverständlich war auch sie schwarz mit einem auf den Lauf geschraubten Schalldämpfer. Er hoffte, dass es nicht einmal nötig sein würde, sie zu ziehen. In seinem schwarzen Rucksack befanden sich noch zwei weitere Waffen, die er sehr wohl zu verwenden beabsichtigte.
     
    Am Nachmittag des Vortages hatte Wells erstmals Gelegenheit gehabt, den von ihm zurückgewiesenen Ruhm zu
nützen. Er schritt in die Polizeiwache von East Hampton, die in einem bescheidenen Ziegelgebäude an der Cedar Street untergebracht war, unmittelbar hinter dem Stadtzentrum.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Cop hinter dem Schalter.
    »Ich würde gern mit dem Chief sprechen.«
    »Er ist beschäftigt. Was kann ich für Sie tun?«
    Wells zog den CIA-Ausweis hervor, auf dem sein wahrer Name stand, und schob ihn über den Schalter.
    »Einen Augenblick.« Der Polizeibeamte verschwand hinter einer Stahltür, tauchte eine Minute später wieder auf und deutete Wells weiterzukommen.
    Der Chief war ein schlanker Mann Anfang fünfzig mit eng stehenden nüchternen Augen. Selbst in East Hampton sahen die Cops gern wie Cops aus. »Ed Graften«, sagte er, während er ihm die Hand entgegenstreckte. »Es ist mir eine Ehre, Mr Wells. Bitte nehmen Sie Platz.«
    »Bitte nennen Sie mich John.« Wells fühlte sich allmählich wie ein Narr. Erwartete er wirklich, dass ihm dieser Mann half?
    »Was kann ich für Sie tun? Ich vermute nicht, dass Sie Ihre Schlüssel in Ihrem Ferrari eingeschlossen haben, oder dass die Bälge aus dem Nachbaranwesen zu viel Lärm machen. Der übliche Unfug.«
    »Chief – ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Sagt Ihnen der Name Pierre Kowalski etwas?«
    »Natürlich. Seine Tochter Anna hat dieses Jahr einen Rekord aufgestellt für die Miete eines Sommerhauses. Wenn die Zeitungen recht haben, hat sie eineinhalb Millionen Dollar für ein Haus bezahlt für die Zeit vom dreißigsten Mai bis zum ersten Montag im September. Auf der Two Mile Hollow
Road.« Wells hatte dieselbe Geschichte gelesen. Anna

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