John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Herzschlag beschleunigte sich. In wenigen Wochen würde die Welt ihn als den sehen, der er war: Maos rechtmäßiger Erbe.
»Das Volk wird uns danken, Cao«, sagte er. »Dessen bin ich sicher.«
Die Besprechung des Ständigen Ausschusses begann genau um 14 Uhr am nächsten Nachmittag. Der Außenminister informierte über die Reaktionen der Welt auf das Abkommen mit dem Iran. Abgesehen von den USA hatten die meisten Länder nicht einmal geblinzelt. Einige hatten Peking heimlich wissen lassen, dass sie die chinesischen und iranischen Bemühungen unterstützten, sich gegen die Macht der USA zu stellen.
Dann bot Li einen Überblick über die militärischen Manöver der USA. Wie angekündigt, hatten die USA drei Verbände von Flugzeugträgern an die chinesische Küste verlagert – eine beeindruckende Flotte von Hunderten Jets und mehreren Dutzend Schiffen. Als Reaktion hatte China seine neuesten U-Boote aufgefahren und die Zahl der Patrouillenflüge ihrer Kampfjets erhöht. Die chinesischen Piloten berichteten bereits von häufigeren Kontakten mit amerikanischen und taiwanesischen Jets.
»Unsere Piloten wissen, wie heikel die Situation ist«, sagte Li. »Wir erwarten keinen offensiven Kontakt, aber wenn die Amerikaner angreifen, werden wir zurückschlagen. Hat jemand dazu Fragen?«
Einen Augenblick lang blieb es still im Raum. Dann sprach Zhang. »Genosse Verteidigungsminister, die amerikanische Reaktion auf unsere Ankündigung beunruhigt mich. Haben Sie nicht versprochen, dass die USA nichts gegen uns unternehmen würden?«
»Bisher haben sie nichts anderes getan, als zu reden«, sagte Li, wie er es am Morgen zu Cao gesagt hatte.
»Aber was, wenn sich das ändert? Die Amerikaner haben herausgefunden, dass wir sie an Nordkorea verraten haben. Das sagten sie bei der Pressekonferenz mit den Reportern.« Zhang schrie Li über den Tisch hinweg beinahe an, ein etwas
theatralischer Auftritt, um zu zeigen, dass er wütend war. »Sie sagten uns, dass sie es nicht herausfinden würden. Offenbar haben sie es doch getan, dank des Verräters Wen Shubai. Einem Ihrer Männer, Minister Li.«
Li seinerseits sprach ruhig, ohne die Stimme zu erheben. Zhang sollte brüllen, so viel er wollte, dachte er.
»Minister Zhang, ich fürchte, Sie haben recht. Ich verfluche Wen. Er ist eine verräterische Schlange. Aber die Amerikaner können nichts beweisen. Außerdem sind sie keine kleinen Kinder. Sie wissen, dass wir Nordkorea seit Jahren gegen sie verwenden. Deshalb werden sie jedoch keinen Krieg erklären.«
»Nicht allein deshalb. Aber in Kombination mit dem, was wir über den Iran verkündet haben …«
Li wandte sich an Xu, den offiziellen Leiter des Ausschusses, und drängte auf diese Weise Zhang diskret aus der Diskussion. »Generalsekretär, was glauben Sie?«
Li wusste, dass er ein Risiko einging, indem er Xu fragte. Xu konnte ihn zurechtstutzen und sagen, dass auch er beunruhigt darüber sei, wie die Amerikaner reagieren werden. Aber Xu hatte während seiner Präsentation stets gelächelt und genickt. Vielleicht sehnte sich der alte Mann nach ein wenig Nervenkitzel, dachte Li.Vielleicht war er es aber auch leid, von Zhang ständig herumkommandiert zu werden.
Xu nickte auch jetzt. »Ich glaube … Genosse Li hat recht. Bisher haben die amerikanischen Hegemonisten nichts anderes getan, als zu reden. Und ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir den Amerikanern eine Lektion erteilen. Von nun an werden nicht mehr sie kontrollieren, wer spezielle Waffen besitzt.«
»Sind Sie sicher, Generalsekretär?«, fragte Zhang. »Bei unserem Frühstück heute Morgen haben Sie noch Ihre Sorge
zum Ausdruck gebracht, dass eine Auseinandersetzung mit den Amerikanern unsere Wirtschaft schädigen könnte.«
Zhang hatte soeben einen gewaltigen Fehler begangen, dachte Li. Wie alle alten Löwen hasste es Xu, öffentlich bloßgestellt zu werden. Und tatsächlich holte Xu zu einem Schlag gegen Zhang aus.
»Ich habe meine Meinung geäußert. Genosse Li hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Und der Handel ist nicht der einzige Maßstab für den Stolz einer Nation, Genosse Zhang.«
»Danke, Generalsekretär«, sagte Li. »Da ist noch etwas anderes. Abgesehen von Unterstützung bei Spezialwaffen haben uns die Iraner auch ersucht, sie mit Kampfführungssystemen zu versorgen.«
»Raketen? Nein.« Zhang richtete sich in seinem Stuhl auf. »Das ist Wahnsinn. Wir haben schon viel zu viele Probleme, um uns noch mehr Ärger von den USA zuzuziehen. Unsere
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