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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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einer neuen Flasche das Glas nochmals voll.
    »Wie war es bei dir?«
    »Ach, es war so ein anstrengender Tag.«
    Er versuchte, nicht zu lächeln.

    »In der Früh habe ich den Wagen in die Werkstatt gebracht. Du weißt doch, wie die Bremsen gequietscht haben.« Janice brachte ihren Volvo fast jede Woche einmal zum Service. Mitunter fragte sich der Maulwurf, ob sie es mit einem der Mechaniker des Händlers trieb. Zumindest hoffte er es. »Dann war heute Nachmittag Schlussverkauf bei Macy’s … Dort habe ich ein großartiges Kleid gesehen, das du unbedingt sehen musst.«
    »Kauf es einfach, Liebling.«
    »Wirklich? Aber es ist nicht im Abverkauf.«
    »Sage ich jemals nein?«
    »Hm …« Er hatte die Frage rhetorisch gemeint. Üblicherweise hatte Janice bescheidene Wünsche, und dank seines zweiten Jobs musste er ihr keinen Wunsch abschlagen. Er überraschte sie sogar hin und wieder mit einem Diamantarmband, allerdings durfte es nicht allzu extravagant sein. Immerhin wollte er nicht, dass sie damit vor den Knauss oder ihren anderen sogenannten Freunden in der Nachbarschaft prahlte.
    Ihr Gesicht erhellte sich, als sie schließlich zu einer Antwort gelangte. »Nein, Schätzchen. Ich glaube, du sagst nie nein.« Sie schwankte zu ihm hinüber und beugte sich vor, um ihm einen rührseligen Kuss zu geben, wobei sie mit der Zunge über seine Wange fuhr, bis sie seinen Mund fand. »Du bist der Beste.«
     
    Als der Maulwurf in dieser Nacht neben Janice lag, fragte er sich, was er mit seinem Bonus tun solle. Vielleicht sollte er Evie ein Geschenk machen, dieses Tennisarmband mit Diamanten, das sie sich wünschte. Aber er hatte Evie satt. Als er sie im Nexus kennengelernt hatte, hatte sie ihn verzaubert. Diese schlanken, endlosen Beine. Sie wirkte auch klug,
zumindest im Vergleich zu den anderen Mädchen. Monatelang hatte er ihr überschwängliche Trinkgelder für ihren lahmen Lapdance gegeben, bis sie schließlich einwilligte, mit ihm zu Abend zu essen.
    Sechs Monate später trafen sie einander immer noch. Allerdings war ihr Charme verblasst. Sie hörte nie auf zu reden, und sie war gewiss kein Genie, auch wenn sie sich selbst für eines hielt. Als wäre sie die einzige Stripperin, die je aufs College gegangen war. Wenn er noch ein einziges Mal ihre Geschichte über das besetzte Palästina anhören musste, wie sie es nannte … Und dann ihr Yoga. Er hatte nichts dagegen, dass es ihr gefiel. Immerhin blieb sie dadurch gelenkig. Das stand fest. Aber sie nahm es zu ernst. Ein Jahr lang hatte sie trainiert, um selbst Ausbilderin zu werden. Ein Jahr? Wie viel Vorbereitung konnte eine Yogatrainerin schon brauchen? Zum Teufel, das war doch nur Dehnen mit ein wenig Gesang. Erst hatte er geglaubt, dass sie Scherze trieb, als sie ihm sagte, dass der Kurs eintausendfünfhundert Dollar pro Monat koste. Er hatte laut gelacht, und sie war wütend davongestapft. In dieser Nacht hatte sie nicht einmal mit ihm geschlafen.
    Okay, das Tennisarmband konnte er vergessen. Ebenso wie Evie. Es war Zeit für eine neue Stripperin, und zwar für eine, die sich keine Hoffnungen machte, Raketenwissenschaftlerin zu werden.
    Irgendwann in dieser Nacht bellte ein Hund. Als der Maulwurf die Hände hinter dem Kopf verschränkte, fühlte er die raue Haut im Nacken. Er stellte sich vor, dass Gott auf alle ehrlichen Menschen hinabblickte, die in ihren Betten schliefen. Und auf ihn, der immer noch wach war, und dessen Haus wie ein Tumor in der Nacht rot glühte. Ob die Nachbarn etwas fühlten? Der Maulwurf sorgte immer dafür,
dass sein Rasen gemäht und sein Rinnstein sauber war. Er und Janice brachten auch immer Apfeltorte und Bier zu den Grillabenden in der Nachbarschaft mit. Aber trotzdem war er sicher, dass es die Nachbarn wussten. Sie wussten, dass etwas nicht stimmte, auch wenn sie wohl nie dahinterkommen würden, was es war.
    Verdammt. Noch vor einer Minute hatte er sich so wohl gefühlt bei dem Gedanken an seinen Bonus. Jetzt war das Hochgefühl vorüber. Die Leute glaubten, dass sie ihn verstünden, während sie ihn in Wirklichkeit überhaupt nicht verstanden. Bis die Chinesen auftauchten, hatte niemand seine Talente je respektiert. Die Agency hatte ihn immer als zweitklassigen Verlierer abgetan.
     
    Alles hatte mit Dick Abrams angefangen, dem alten Stationschef von Hongkong. Mit diesem arroganten Yale-Absolventen und seinem unechten britischen Akzent. »Wir sind der Ansicht, dass Sie in Langley besser aufgehoben sind«, hatte Abrams gesagt. »Sie sind

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