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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Schwierigkeiten Ausschau gehalten, sondern lediglich einen Türeingang gesucht, um im Schatten der Wolkenkratzer zu schlafen, die den Boulevard säumten. Er hatte nicht gedacht, dass es jemanden stören würde. Der Huangshi Boulevard war die Guangzhou-Version des Las Vegas Strip: gigantische Hotels wechselten mit billigen zweigeschossigen Bars ab. Selbst bei Regen schlenderten die Nutten über die Avenue, lächelten die Männer an, die sie betrachteten, und warfen ihnen Küsse zu. Sie trugen kurze knappe Röcke und enge Tanktops und waren kaum im Teenageralter. Aber selbst die hässlichsten ignorierten Jordan. Auf ihre Art erwiesen sie ihm einen Gefallen. Denn er war so offensichtlich pleite, dass es unfair gewesen wäre, ihn in Versuchung zu führen.
    Die Polizei war weniger freundlich. Heute Nacht waren sie stehen geblieben, als er gerade im Schatten des Guangdong Interational Hotels schlief, und hatten ihn aufgefordert zu gehen. Er hatte sie um Gnade gebeten und ihnen gesagt, dass er niemandem schaden wolle. Und einer schien sogar bereit, ihn dort nächtigen zu lassen. Aber der andere, ein dürrer Mann mit schmutzigen gelben Zähnen, hatte ihm vor die Füße gespuckt.
    »Verdammter Zuwanderer«, hatte der Cop gesagt. »Solche Ratten wie dich haben wir hier schon genug.«

    »Was ist mit ihnen?«, hatte Jordan gefragt und auf vier Nutten gedeutet. Die Mädchen drückten die Hüften heraus und gurrten wie Tauben zu den Cops hinüber.
    »Die sind den Hotels egal. Außerdem können sie uns in einer Art und Weise bezahlen, wie du es nicht kannst.« Der Cop schlug den hölzernen Schlagstock klatschend in seine Hand. »Verschwinde jetzt.«
     
    So hatte sich Jordan davongemacht. Der Regen schnitt durch seine Jacke und die billige Nylonsporthose und durchtränkte seine Füße, bis er sie nicht mehr fühlte. Am liebsten hätte er sich auf den rissigen Bürgersteig gelegt und sich vom Wasser wegspülen lassen. Sollten ihn doch die Cops finden und ihm das Schlimmste antun. Dann war er in den Raum unterhalb des Highway-Knotens gestolpert, wo der North Ring Highway auf die Airport Toll Road traf.
    Einwickelpapier von McDonald’s und schmutzige Decken zeigten ihm, dass er nicht der Erste war, der diesen Ort entdeckt hatte. Jordan fragte sich, warum jemand, der sich den Luxus leisten konnte, bei McDonald’s zu essen, hier schlief. Vielleicht stammte das Papier auch von der Straße darüber.
    Zumindest war er nun geschützt vor dem Regen. Nachdem er seine Jacke ausgezogen und sie ordentlich gefaltet hatte, sank er auf dem saubersten Fleck, den er finden konnte, zu Boden und lehnte sich an einen der Pfeiler. Wer auch immer vor ihm hier gewesen war, liebte Red Star Erguotou – einen billigen, starken Hirseschnaps. Überall lagen leere Flaschen von dem Zeug herum. Jordan griff nach einer in der Hoffnung, noch ein paar Tropfen darin zu finden. Erstaunt hörte er, wie die Flüssigkeit darin gluckerte. Die Flasche war noch fast halb voll. Er nahm einen kleinen
Schluck und hustete, als der Schnaps ihm den Mund verbrannte.
    Um sicherzugehen, dass die Flasche nicht verunreinigt war, wartete er einen Augenblick, ehe er einen langen Zug nahm. Sein Magen war leer – er hatte den ganzen Tag nichts gegessen -, sodass der Schnaps schnell zu wirken begann. Er rieb sich die Augen. Wie gern hätte er geglaubt, dass diese Flasche ein Zeichen dafür war, dass sich sein Schicksal gewendet hatte. Eines Tages, wenn er reich war, würde er diese Flasche hochhalten und seinen Kindern erklären, wie er nach Guangzhou gekommen war und aus dem Nichts ein Vermögen erwirtschaftet hatte.
    Er warf einen Blick auf die Red-Star-Flasche, die noch zu einem Viertel voll war. Vermutlich sollte er sie aufbewahren, aber das konnte er nicht. Heute würde er trinken wie ein Reicher. Er hob die Flasche und nahm einen weiteren Schluck.
     
    Jordan hieß in Wirklichkeit Jiang. Jiang Weiging, nach traditionellem chinesischem Stil, wo der Familienname zuerst und der Vorname danach genannt wurde. Allerdings nannte er sich in Gedanken selbst Jordan, weil er hoffte, dass ein wenig von dem Glück von Michael Jordans Namen auch auf ihn abfärben würde. In seinem Rucksack bewahrte er eine schmutzige Mütze der Chicago Bulls auf – schwarz, mit dem schnaubenden rotgesichtigen Bullen über dem Schirm -, die seinen wertvollsten Besitz darstellte.
    Solange er sich erinnerte, hatte er Basketball geliebt. Während der guten Jahre, bevor sein Vater krank geworden war, hatte seine

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