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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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die Oberseite des Gefechtskopfs mit einem Feuerlöscher besprühte.
    Baschir schaltete die Säge aus, legte sie ab und fuhr mit dem Finger über das Loch, das er in den Stahl geschnitten hatte. Es war kaum sieben Millimeter tief und fünf Zentimeter lang und gewährte keinerlei Einblicke.
    »Noch einmal«, sagte Nasiji.
    Baschir schaltete die Säge ein und spürte, wie sie zum Leben erwachte. Er richtete sie an der Kerbe aus, die er gerade geschnitten hatte, und sägte langsam und kontrolliert durch den Stahl, bis die Säge keinen Widerstand mehr fand und nach vorn wegrutschte.
    Ohne Vorwarnung entwich Druckluft aus dem Zylinder. Ein starker, saurer Geruch trat Baschir in die Nase.
    Er zog die Säge zurück, während Nasiji die Hülle mit dem Feuerlöscher besprühte.
    Baschir hustete heftig und drehte sich zur Seite, wobei er um ein Haar Nasiji in zwei Teile zerlegt hätte. Nasiji sprang zurück, Jussuf griff nach dem Stecker der Säge.
    Und dann war es vorbei. Es trat keine Druckluft mehr aus. Baschir zählte - eins, zwei, drei, vier, fünf - und wartete auf die Explosion. Aber nichts geschah. Er legte die Säge weg, leuchtete mit der Taschenlampe in das Loch
und tastete mit den behandschuhten Fingern den Einschnitt ab.
    »Was war denn das?«, fragte Jussuf.
    Baschir schüttelte den Kopf. Er hustete immer noch, aber das Gas, was auch immer es gewesen sein mochte, war offenbar nicht giftig. Er lehnte sich gegen die Werkbank und versuchte, nicht zu lachen, als der Schreck nachließ.
    »Keine Ahnung. Irgendein Gas, das verhindern soll, dass die Teile korrodieren. Es stand im Zylinderinneren unter Druck und ist dann durch die Öffnung in der Seitenwand entwichen.«
    »Wahrscheinlich Argon oder Neon, ein Edelgas, um die Elektronik im Inneren der Waffe stabil zu halten«, meinte Nasiji. »Es ist wahrscheinlich nicht gefährlich, aber wir warten besser eine Minute, bis es sich verteilt hat. Du hast mir übrigens fast den Kopf abgesägt.«
    »Ich hatte nicht damit gerechnet«, erklärte Baschir verlegen.
    »Das war uns eine Lehre«, sagte Nasiji. »Wir müssen millimeterweise vorgehen. Schließlich haben wir keine Ahnung, was uns im Inneren der Waffe erwartet.«
    »Was du für ein Gesicht gemacht hast«, sagte Jussuf zu Baschir. Er riss den Mund auf wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Du warst ja in sicherer Entfernung, da kann jeder tapfer sein«, erwiderte Baschir.
     
    Zentimeter um Zentimeter öffneten sie den Gefechtskopf. Da sie gar nicht erst versuchen wollten, die Bauteile als funktionierende Waffe zu behalten, mussten die Schnitte nicht perfekt sitzen. Selbst so war es eine langsame, nervenzerfetzende
Arbeit. Während sie das Loch vergrößerten und das Innere freilegten, gossen sie immer wieder flüssigen Stickstoff in die Öffnung - ein Versuch, die Schaltkreise der Bombe einzufrieren.
    Es war schon spät, als sie die Abdeckung der Scharfschaltung wegschnitten und zwei flache grüne Leiterplatten mit primitiven elektronischen Schaltungen, Kondensatoren und schwarzen Transistoren von der Größe eines Vierteldollars freilegten, die besser in ein altes Radio als in einen nuklearen Gefechtskopf gepasst hätten.
    »Im Film sieht es anders aus«, meinte Baschir.
    »Du darfst nicht vergessen, dass das vermutlich eine Entwicklung aus der Mitte der achtziger Jahre ist. Die Amerikaner hatten bei der Entwicklung von Computern schon damals einen beträchtlichen Vorsprung. Außerdem braucht man für so was nicht unbedingt modernste Technologie. Was zählt, ist Zuverlässigkeit.«
    »Das Zeug verdampft sowieso«, meinte Jussuf.
    »So ist es«, stimmte Nasiji zu. »Seht ihr, alles ist mindestens doppelt vorhanden. Zwei Leiterplatten, zwei Höhenmesser, vier Batterien, obwohl für die Zündung der Primärstufe wahrscheinlich nur eine erforderlich ist.«
    Die Batterien hatten die Größe von Zigarettenschachteln, waren in Plastik eingeschweißt und an der Innenseite der Stahlhülle befestigt. Sie speisten zwei Paare roter und schwarzer Kabel, die sich durch eine stählerne Schutzplatte ins Innere des Zylinders schlängelten, und zwar in die untere Hälfte, wo sich die Primärstufe befand.
    »Das Ding muss funktionieren, selbst wenn ein Teil des Scharfschaltungsmechanismus ausfällt. Die Zuverlässigkeit liegt vermutlich bei achtundneunzig oder neunundneunzig Prozent.«

    »Nicht einhundert?«
    »Vergiss nicht, die Russen haben Tausende dieser Gefechtsköpfe. Selbst wenn ein paar ausfallen, reicht das, um die Welt in die Luft zu

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