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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Gefahr?« Wells lachte. »Sicherer geht’s gar nicht.«
    Sie schwieg ein paar Sekunden lang. Normalerweise machten ihm diese Pausen nichts aus, aber heute Abend wollte er, dass sie redete, dass sie ihm sagte, das Schlimmste läge hinter ihr, hinter ihnen.
    »Wie geht’s dir, Jenny? Wie geht’s deinem Rücken?«
    »Mit dem Skifahren ist es noch nichts, aber das wird schon wieder.«
    »Gut. Das freut mich.«
    Eine weitere Pause.
    »Hör mal … Ich muss dir was sagen. Die Sache, wegen der ich hier bin, ist geregelt.«
    »Ich will nicht darüber sprechen, John.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Ich will nicht darüber sprechen.« Die rauchige Sanftheit war verflogen.
    »Es tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht«, sagte sie. »Ich bin nur müde. Jede Menge Behandlungen heute. Ich wünschte, du wärst hier.«
    »Ich kann zurückkommen.« Wells versuchte, sich keine Gefühlsregung anmerken zu lassen.
    »Erst wenn du weißt, was du willst.«
    »Ist gut«, sagte er. »Ich liebe dich, Jenny.«
    »Ich liebe dich auch.« Und dann war sie weg.

19
    Zusätzlich zu der Instrumententafel an der Seite war der Gefechtskopf oben mit einer Stahlklappe versehen, die den Technikern den Zugang zu seinem Inneren ermöglichte. Ein robust wirkendes Schloss, ein Stahlblock von der Größe eines Kartenspiels, bedeckte die halbe Klappe und verhinderte, dass sie sich anheben ließ. Nasiji stocherte mit dem Schraubenzieher daran herum.
    »Wir könnten versuchen, das Ding aufzubrechen«, meinte er, »aber die Sache gefällt mir nicht. Ich würde sagen, wir schneiden das Gehäuse außen herum auf.«
    »Welche Ironie«, sagte Baschir. »Die größte Gefahr für uns sind der Plastiksprengstoff und irgendwelche eingebauten Fallen, nicht die Bombe.«
    Nasiji deutete mit dem Kopf auf die Wand mit den Geräten hinten im Stall. »Fertig?«
    »Lasst uns beten«, schlug Jussuf vor.
    Also holte Baschir drei Gebetsteppiche aus dem Haus. Fünfzehn Minuten lang warfen sich die Männer auf den Boden und baten Allah um seine Unterstützung. Sie endeten mit der Sure 2:201: »Unser Herr, gib uns in dieser Welt Gutes und im Jenseits Gutes und verschone uns vor der Strafe des Feuers!«
    Als sie fertig waren, rollten sie die Teppiche zusammen und legten sie beiseite. Dann schlüpften sie in hohe Gummistiefel
und Handschuhe, setzten Gesichtsmasken und Schutzbrillen auf und zogen hitzebeständige Kittel über.
    »Bevor wir anfangen …«, sagte Baschir. »Ich finde, wir sollten alles filmen. Eines Tages wird die Welt wissen wollen, wie wir es getan haben.«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen.« Zum ersten Mal klang Nasijis Stimme ungeduldig. »Keine Kameras. Keine Reden mehr, keine Gebete, keine Toilettengänge. Holt den Stickstoff. Es ist Zeit.«
    Also brachten Baschir und Jussuf ein Isoliergefäß, ein sogenanntes Dewargefäß, und trugen es zu einer dickwandigen Plastikwanne, die neben dem Gefechtskopf stand. Sie hielten das Dewargefäß schräg über die Wanne und gossen, bis die Flüssigkeit fast bis zum Rand reichte. Der Stickstoff, der bis auf fünfundzwanzig Grad über dem absoluten Nullpunkt heruntergekühlt war, fing an, unter heftigem Blubbern zu verdampfen.
    »In die Wanne.«
    Baschir und Nasiji nahmen den Gefechtskopf und ließen ihn in die Wanne gleiten. Wenn der Zylinder gekühlt war, verringerte das möglicherweise die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Explosion, obwohl das keineswegs sicher war. Baschir fühlte sich wie im OP in Corning, wenn der Patient vorbereitet in Narkose auf dem Operationstisch lag und er den ersten Schnitt des Tages setzen sollte. Es passiert wirklich. Er hätte gern etwas zu diesem bedeutungsvollen Augenblick gesagt, aber als er Nasijis angespanntes Gesicht sah, verkniff er sich jede Bemerkung.
    Während der Zylinder heruntergekühlt wurde, war im Stall nur das Blubbern des Stickstoffs zu hören. Dann atmete Baschir tief durch und griff zu einer Kreissäge,
deren mit Diamanten bestücktes Sägeblatt sogar durch Beton schnitt. Er schaltete das Gerät ein und spürte durch die Handschuhe, wie es vibrierte. So vorsichtig wie möglich setzte er die Säge oben am Zylinder an, wobei er die verriegelte Luke sorgfältig vermied. Die Säge kreischte und ruckte, als sie den Stahl berührte. Baschir verstärkte den Druck gerade so weit, dass sich das Sägeblatt in den Stahl grub und anfing zu schneiden. Ein paar Sekunden lang hielt er die Säge an Ort und Stelle, dann nahm er sie hoch, während Nasiji vortrat und

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