Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
dass er alles erfährt, was Sie mir sagen.«
    Dringende Sitzung. Haha. Wahrscheinlich lag er an einem brasilianischen Strand in der Sonne, und dieser Dawidenko entschuldigte sich noch nicht einmal dafür. »Mir wurde gesagt, er würde anwesend sein. Das ist nicht akzeptabel.«
    Dawidenko zuckte kaum merklich die Achseln. »Es ist Winter in Moskau, Herr Botschafter. Was erwarten Sie?«
    Aufstehen und gehen, dachte Purdy. Einfach gehen.
    Aber er war gekommen, um eine Botschaft zu überbringen, und das würde er tun.

    »Nicht akzeptabel«, wiederholte er.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen lassen? Vielleicht ein Glas Tee? Grünen Tee?« Dawidenko zog die Brauen hoch, um anzudeuten, was er von diesem Gesöff für Weichlinge hielt. Purdy hatte in diesen Räumen einmal um grünen Tee gebeten. Ein schwerer Fehler. Er hätte genauso gut ein Babyfläschchen verlangen können.
    »Nein, danke. Sie sind sicher ein viel beschäftigter Mann …« Purdy knirschte mit den Zähnen. Wieso entschuldigte er sich, dass er die Zeit eines Mannes verschwendete, den er gar nicht hatte sehen wollen?
    Dawidenko neigte leicht das Haupt, als wäre ihnen beiden bewusst, welche Gunst er Purdy mit diesem Treffen gewährte.
    »Meine Regierung hat eine dringende Anfrage.«
    »Ich höre.«
    »Wir benötigen eine Aufstellung … eine komplette Aufstellung des abhandengekommenen Materials. Des nuklearen Materials.«
    »So?«
    »In der ursprünglichen Meldung heißt es, fünfhundert Gramm hoch angereichertes Uran seien verschwunden. Vor etwa drei Wochen wurde die Schätzung plötzlich nach oben korrigiert, auf fünf Kilogramm. Das ist der aktuelle Stand. Bis jetzt.«
    »Ja.« Dawidenko legte den Kopf in den Nacken und studierte die Decke, als wäre Purdy seiner Aufmerksamkeit nicht wert, als stünde ein untergeordneter Offizier vor ihm, nicht der Gesandte der mächtigsten Nation der Welt. Purdy rief sich den Schwur ins Gedächtnis, den er im Cadillac abgelegt hatte.
    »General …«, fauchte er. »Hören Sie mir zu?«

    Dawidenko schürzte die Lippen. Er schien etwas überrascht, dass die Maus brüllte. Schließlich nickte er. »Selbstverständlich, Herr Botschafter. Ich bin ganz Ohr. Fahren Sie fort.«
    »Wie gesagt, Ihr Land hat weder den Vereinigten Staaten noch der internationalen Gemeinschaft eine Aufstellung des fehlenden Materials zur Verfügung gestellt. Sie machen keine Angaben zum Grad der Anreicherung. Weiterhin fehlen detaillierte Informationen zur Identität der Diebe. Vermuten Sie die russische Mafia dahinter? Terroristen? Sind diese Leute in der Lage, das Material einzusetzen? Halten sie sich noch innerhalb der russischen Grenzen auf, oder sind sie entkommen? Kennen Sie überhaupt die Antworten auf diese Fragen?«
    Purdy legte eine Pause ein, weil er hoffte, dass Dawidenko von sich aus etwas sagen würde. Aber der General hatte wieder die Pose von vorhin eingenommen und starrte zur Decke.
    »General«, fuhr Purdy fort, »ich muss Ihnen wohl nicht erklären, wie wichtig es ist, dass es niemals zu einem nuklearen Zwischenfall auf russischem oder amerikanischem Boden kommt. Wir verlangen nichts weiter als eine ehrliche Einschätzung der Bedrohung. Das sind Sie uns schuldig.«
    »Die russische Regierung hat die Ermittlungen voll und ganz unter Kontrolle, Herr Botschafter. Falls wir Unterstützung benötigen sollten, ob von den Vereinigten Staaten, der NATO oder sonst wem, werden wir Sie das umgehend wissen lassen, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Uns ist nämlich zu Ohren gekommen, dass eine Person, die möglicherweise Verbindungen zu einer terroristischen
Vereinigung hat, dringend nach einer Komponente sucht, die zum Bau einer Atomwaffe benötigt wird …«
    »Wie bitte?« Jetzt wirkte Dawidenko ehrlich überrascht. » Was ist Ihnen zu Ohren gekommen?«
    »Jemand …«
    »Wer?«
    »Das kann ich nicht sagen. Aber diese Person hat für eine Komponente einer Atomwaffe mehrere Millionen Dollar geboten.«
    »Was für eine Komponente?«
    »Das kann ich leider auch nicht sagen.« Purdy gestattete sich ein Lächeln. Zum ersten Mal seit einem Jahr hatte er etwas gegen diese Leute in der Hand. »Merkwürdig, dass sich Ihre Regierung so wenig kooperativ zeigt und trotzdem von uns erwartet, dass wir jedes bisschen Information liefern, das wir haben.«
    »Merkwürdig ist höchstens, dass Sie meinen, in den Kreml kommen zu können, um uns zu sagen, wie wir unsere Ermittlungen führen sollen, Herr Botschafter. Und dass Sie über Informationen verfügen,

Weitere Kostenlose Bücher