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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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fiel keine idiotensichere Methode ein, den Sprengstoff um die Bombe zu zünden. Einen neuen Zünder zu entwickeln war theoretisch zwar möglich, würde aber zu lange dauern.
    Am Abend entschied er sich, bei seinem ursprünglichen
Plan zu bleiben: einer Uranbombe nach dem Kanonenrohr-Prinzip, wie es Little Boy gewesen war. Dabei wurde aus angereichertem Uran ein Teil hergestellt, das wie ein Stück Rohrleitung aussah. Ein zweites, kleineres Teil wurde zu einem massiven Zylinder geformt, der genau in das größere Teil passte. Beide Teile waren unterkritisch, also zu klein, um von selbst zu zünden.
    Der massive Zylinder wurde am Ende des Geschützlaufes angebracht. Dann wurde das hohle Teil draufgeschossen, so dass ein einziges Teil mit einer superkritischen Uranmasse entstand, die ausreichte, um eine Atomexplosion auszulösen. Die Amerikaner hatten im Zentrum der Bombe als Neutronenquelle einige Gramm Beryllium und Polonium angebracht, um zu gewährleisten, dass die Detonation zum richtigen Zeitpunkt erfolgte. Eine solche Starthilfe war nicht unbedingt erforderlich, das Uran würde auch von allein explodieren. Wie Nasiji Jussuf erklärt hatte, war der große Vorteil dieser Konstruktion ihre Einfachheit. Wenn die Teile der Bombe schnell genug aufeinandertrafen und genügend Uran enthielten, ging sie unweigerlich hoch.
    Was Nasiji Jussuf nicht erklärt hatte, war, dass die Explosion viel effizienter wurde und daher weniger Uran erforderlich war, wenn der Urankern von einem Reflektor umgeben war. Ein solcher Reflektor lenkte die Neutronen, die durch die Oberfläche entweichen wollten, zurück in den Spaltstoff. Beryllium war das ideale Material dafür. Bei einer davon umgebenen Urankugel konnte es bereits bei nur sechzehn Kilogramm Uran zur nuklearen Explosion kommen - die kritische Masse betrug also weniger als ein Drittel der bei einer Kugel ohne Reflektor erforderlichen.

    Um sich abzusichern, hatte Nasiji Bernhard daher vor sechs Monaten gebeten, Beryllium zu besorgen. Der hatte jedoch zurückgemeldet, das Material sei nicht zu bekommen, ohne ein enormes Risiko einzugehen und möglicherweise die deutschen Behörden aufzuschrecken. Daraufhin hatte Nasiji ihm geraten, die Sache auf sich beruhen zu lassen und nicht weiter nachzuhaken. Mit zwei Gefechtsköpfen meinte er ausreichend Material für seine eigene Bombe zu haben.
    Jetzt allerdings fehlte ihnen Uran. Beryllium war der kürzeste Weg zu einer Bombe mit der nötigen Sprengkraft. Also hatte Nasiji Bernhard gebeten, es noch einmal zu versuchen. Erst gestern hatte Bernhard in einer verschlüsselten Mail gemeldet, dass er Kontakt mit einem Mann aufgenommen habe, der ihm das Material möglicherweise besorgen könne. Allerdings war sich Nasiji keineswegs sicher, dass das klappen würde. In der Zwischenzeit würden sie sich nach einem einfacher zu besorgenden Material umsehen müssen, nach etwas, das sie in Buffalo oder Rochester kaufen konnten, ohne allzu großes Aufsehen zu erregen. Da Wolframkarbid vermutlich Baschirs Schmiedekünste überforderte, würden sie sich wohl am Ende mit Stahl begnügen müssen.
    Nachdem er zu diesem Schluss gekommen war, verbrachte Nasiji mehrere Stunden damit, die optimale Stärke eines Stahlreflektors zu berechnen. Das war kompliziert, aber er verfügte über die notwendigen Variablen: den Neutronenmultiplikationsfaktor von Stahl, die durchschnittliche Anzahl von Kollisionen vor dem Einfangen, die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Kollision Neutronen freigesetzt wurden. Er fand heraus, dass der Tamper etwa eine Stärke von zwanzig Zentimetern haben musste
- ungefähr das, was er ohne jegliche Berechnung geschätzt hätte.
    Schließlich entwarf er den von einem Stahl-Tamper umgebenen Urankern. Grundsätzlich würde die Bombe aussehen wie eine Kanonenkugel mit einem Loch an der Oberseite. Sie würden den Lauf der Panzerbüchse in das Loch schweißen und dann das Hohlteil durch den Lauf in das Loch schießen. Wenn es sich über das andere Teil geschoben hatte, würde es zum großen Knall kommen.
    Gegen drei Uhr morgens war Nasiji fertig. Er hatte eine einfache Konstruktionszeichnung, nichts Großartiges, aber es war ein Anfang. Baschir und Jussuf konnten damit beginnen, die Formen für Reflektor und Kern zu schmieden.
     
    Als Nasiji die Kellertreppe heraufkam und blinzelnd ins Licht der Küche trat, glaubte er einen leeren Raum vorzufinden. Aber sie hatten auf ihn gewartet. Zumindest hatten sie es versucht. Baschir döste auf einem

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