John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
Mündung des rückstoßlosen Geschützes in das Loch oben an der Kugel schweißen.
Sobald die Mündung befestigt war, was voraussichtlich morgen Nachmittag der Fall sein würde, würden sie einen Testdurchlauf durchführen, um sich zu vergewissern, dass beide Teile zusammenpassten und der Lauf der Panzerbüchse unter der Belastung nicht barst. Nasiji hatte darauf bestanden. Ein neuer Tamper sei leicht zu machen, hatte er gesagt. Und Baschir hatte nicht widersprochen. Hauptsache, er gewann Zeit.
Am Abend fuhren Nasiji und Jussuf weg, um ihre E-Mails zu lesen. Das hatten sie seit ihrer Ankunft alle paar Tage getan. Dabei suchten sie nie dasselbe Internetcafé, ja noch nicht einmal dieselbe Stadt auf.
Als sie zurückkamen, lächelte Nasiji.
»Du musst eine zweite Form gießen, Baschir«, sagte er. »Eine, die Platz für einen Berylliumreflektor lässt. Das geht ganz einfach: Er wird zwischen Urankern und Tamper eingepasst. Ich zeige dir den Entwurf.«
»Also bekommen wir das Beryllium?«
»Das ist noch nicht sicher, aber es sieht gut aus. Unser Kontaktmann sagt, er hat zehn Kilo erhalten, und der Rest soll demnächst eintreffen.«
»Wann werden wir das wissen?«
»Wenn ich es dir sage.«
Zwei Tage später fuhren Nasiji und Jussuf nach Rochester, während Baschir mit dem Formenbau experimentierte. Sie kamen mit einer digitalen Videokamera von Sony, einem Stativ und sogar einem Scheinwerfer zurück. Als sie im Keller verschwanden, wollte Baschir wissen, was sie vorhatten, aber Nasiji zeigte sich merkwürdig zurückhaltend.
»Mein zweites Standbein«, erwiderte er nur. »Mit Jussuf als Produzent.«
Am nächsten Morgen rief Nasiji Baschir in den Keller. Vor einer irakischen Flagge waren Kamera und Scheinwerfer aufgebaut.
»Ich wollte dir vorher nichts sagen«, erklärte er. »Du solltest unvoreingenommen sein.«
Mit dramatischer Geste klappte er den Laptop auf und startete den Media Player.
Das Video begann mit Nasiji, der im Schneidersitz vor einer rot-weiß-grünen irakischen Flagge auf dem Boden saß. Er trug westliche Kleidung - Jeans und ein blaues Hemd mit geknöpftem Kragen. An seiner Hüfte hing eine Scheide mit einem Dolch, und auf seinem Gesicht lag ein verklärtes Lächeln. Er sah aus wie ein teuflischer Yogalehrer.
»Mein Name ist Sayyid Nasiji. Ich wurde in Bagdad im Irak geboren und habe selbst die Zerstörungen erlebt, die die Amerikaner im Irak angerichtet haben. Mit eigenen Augen musste ich die Leichen meiner Eltern und Geschwister sehen. Ich spreche für die Armee der Gläubigen«, sagte er auf Arabisch. »Seit vielen Jahren warten wir auf diesen Tag. Wir und alle wahren Muslime. Jetzt haben wir den Zorn Allahs über die kafir gebracht. Der kürzeste Weg zur Freiheit ist der des Blutvergießens. Wir fürchten uns nicht vor Blut.«
Nasiji zückte den Dolch an seiner Hüfte und zog die Klinge über einen Schleifstein. Das Metall kreischte, und winzige Funken sprühten von der Schneide.
»Amerika glaubt, wir hätten nur Messer und Gewehre. Amerika meint, wir hätten nicht die nötige Technik für die Waffe aller Waffen. Ich will nicht lügen. Solch eine Waffe ist nicht einfach zu bauen. Jetzt fragen Sie sich vielleicht, woher wir unsere haben.«
Ein neues Bild füllte den Bildschirm: Grigorij Farsadow, der vor einem schwarzen Laken auf einer Couch saß. Das Video, das Jussuf in Russland aufgenommen hatte, zwei Tage, bevor er Grigorij und Tajid ermordet hatte.
»Mein Name ist Grigorij Farsadow«, sagte Grigorij auf Russisch. »Ich bin Ingenieur in der Kernwaffenanlage Ozersk in Russland.« Grigorij hielt seinen Werksausweis und den russischen Pass in die Höhe. Während er sprach, zoomte die Kamera auf die Dokumente. »Vor einigen Monaten kontaktierte mich eine Gruppe Männer, die eine Atombombe stehlen wollte und mich um Hilfe bat. Selbstverständlich informierte ich meinen Vorgesetzten Garry Pliakow, den stellvertretenden Betriebsleiter von Majak. Eine Woche später bekam ich von Garry Anweisung, den Schmugglern beim Diebstahl der Bombe behilflich zu sein. Ich sollte ihnen die Codes zur Schärfung der Waffe liefern. Als ich wissen wollte, warum, sagte er, Präsident Medwedew selbst habe diese Entscheidung getroffen und ich könne mir meine Fragen sparen. Wenn ich die Anweisung nicht befolgte, würde ich wegen Hochverrats vor Gericht gestellt. Natürlich protestierte ich nicht. Ich weiß immer noch nicht, warum, aber wir haben diesen Leuten die Bombe gegeben.«
»Sie glauben, unser
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