Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
»In Hamburg war sie in den letzten beiden Jahren nur zweimal. Einmal im vergangenen Sommer, und dann am 31. Dezember. Frohes neues Jahr. Das Schiff hat Hamburg mit einer Ladung gebrauchter Autoteile verlassen. Weder Tukham noch Kygeli sind erwähnt. Den Versand hat angeblich eine Firma namens Socine Expo organisiert.« Exley suchte Socine im D&B-Firmenverzeichnis. »Die Büros von Socine sind im selben Gebäude wie die von Tukham, in der Josefstraße 29.«
    »Sieh mal einer an«, sagte Shafer. »Kein Wunder, dass die deutschen Hafenbehörden nichts von einer Verbindung zwischen Bernhard und der Juno wissen. Was ist denn der Bestimmungsort? Ich wette New York.«
    »Knapp daneben«, erwiderte Exley. »Laut Schiffsregister Lagos, Nigeria.«
    »Dann müsste sie ja schon da sein.«
    »Meinst du, die Nigerianer haben ihre Verzeichnisse im Internet?« Mit ein paar Klicks hatte Exley sie gefunden. »Unglaublich, aber wahr. Alles online. In Lagos ein- und auslaufende Schiffe. In englischer Sprache. Bei den Deutschen wundert mich das nicht, aber bei den Nigerianern?«
    »Was das Internet angeht, wundert mich gar nichts mehr.«
    »Dann wird dich das hier auch nicht überraschen: Die Juno ist nicht erwähnt.«
    »Was bedeutet, dass sie entweder irgendwo hier im Hafen liegt oder auf dem Atlantik ist. Wir reden am besten mit Duto, der soll die Marine losschicken. Kann nicht
so schwer sein, ein sechzig Meter langes Schiff zu finden. Der Atlantik hat ja nur eine Fläche von einhundert Millionen Quadratkilometern.«
    »Wirst du John informieren?«
    »Noch nicht. Im Augenblick gilt, je weniger er weiß, desto besser. Mit diesem Bernhard scheint er bisher ganz gut zurechtzukommen.«
    »Wie geht es ihm, Ellis?«
    »Oh nein, ich spiele hier nicht den Heiratsvermittler. Wenn du das wissen willst, musst du ihn schon persönlich fragen.«

26
    Selbst als er in Neufundland auf die Juno gewartet hatte, hatte Baschir nicht so gefroren. Eine von Kanada heranfegende Kaltfront hüllte den gesamten Nordosten in eisige Polarluft. Nasiji, Jussuf und er brauchten für die halbe Minute vom Haus zum Stall dicke Handschuhe und Jacken.
    Aber im Inneren des Stalls war es so heiß wie im Juli im Irak. Der Gasofen in seiner Mitte fauchte, als Baschir in einem dickwandigen Topf aus Wolframkarbid Stahl schmolz. Die rotglühende Flüssigkeit sah aus wie eine teuflische Suppe. Obwohl Baschir über einen Meter vom Ofen entfernt stand, versengten ihm die Flammen die Hände.
    »Wie lange noch?«, fragte Nasiji.
    »Ein paar Minuten. Kein Wunder, dass man vom Höllenfeuer spricht. Stell dir vor, für alle Ewigkeit in diesen Flammen zu brennen.«
    »Das wird uns nicht passieren.«
    Baschir war da nicht so sicher. Je näher der Zeitpunkt der Fertigstellung der Bombe rückte, desto größer wurden seine Zweifel. Vor zwei Nächten hatte er sich, während Thalia schlief, zu seinem Laptop geschlichen und sich Fotos der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki angesehen. Die von diesen Bomben entfesselte Gewalt
war unvorstellbar. Aber Vorstellungskraft war auch gar nicht erforderlich. Es hatte sie wirklich gegeben.
    Die meisten Zivilisten glaubten, die tödliche Wirkung einer Atombombe beruhte auf der von ihr erzeugten Strahlung, den Gammastrahlen und Neutronen, die Leukämie und andere Krebserkrankungen auslösten. Aber die Strahlung, so entsetzlich sie auch war, war nicht das Tödlichste an der Explosion. Selbst eine kleine Bombe - wie die über Japan abgeworfenen, wie die, die sie bauten - erzeugte einen Feuerball mit einem Durchmesser von mehreren hundert Metern, in dem eine Temperatur von siebentausend Grad Celsius herrschte. Das war heißer als die Oberfläche der Sonne. Der Feuerball brannte Menschen in mehreren Kilometern Entfernung die Haut vom Leib. Die furchtbarsten Bilder von Hiroshima stammten aus den Selektierungszelten, wo sich die Brandopfer versammelten, um zu sterben. Die Haut der Menschen hatte sich gelöst, die Kleidung war mit dem Körper verschmolzen.
    Zugleich erzeugte die Explosion eine gewaltige Druckwelle, die sich mit einer Geschwindigkeit von 1500 Kilometern pro Stunde ausbreitete - Überschallgeschwindigkeit. Das hieß, die Opfer wurden von der Druckwelle getroffen, ohne sie kommen zu hören. Ihre Gewalt war stärker als die des schwersten Tornados oder Hurrikans. Gebäude wurden dem Erdboden gleichgemacht, Menschen zerfetzt. In einem Umkreis von achthundert Metern konnten weder Mensch noch Tier überleben, selbst wenn sie noch so gut

Weitere Kostenlose Bücher