Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
ließ er den Schürhaken schräg nach unten sausen. Es war ein schneller, blinder Schlag, der endete, als die Eisenstange mit voller Wucht auf Knochen traf.
    Eine Frau schrie, und ein Messer fiel scheppernd zu Boden. Helmut fuchtelte wild mit den dünnen Ärmchen und sah dabei aus wie eine Marionette, die sich von ihren Strippen befreien will.
    Wells lockerte den Griff nicht. Schließlich wurden Helmuts Schultern schlaff, und er ergab sich in sein Schicksal.
    Wells löste die Finger und stieß das Messer mit dem Fuß zum anderen Ende der Küche. Unterdessen drückte die Angreiferin, Bernhards Frau, die verletzte Hand an die Brust und stöhnte. Wells wusste nicht, ob er ihr die Knochen gebrochen hatte, aber zumindest würde die Hand grün und blau werden. Er stach mit dem Schürhaken nach ihr, um sie in Schach zu halten.

    »Sag deiner Mutter, sie soll Abstand halten, sonst schieße ich«, sagte er zu Helmut.
    Der sprudelte einen deutschen Wortschwall hervor. Wells wunderte sich, dass sie untereinander nicht Arabisch oder Türkisch sprachen, aber vielleicht hatte Helmut das nie gelernt. Schließlich trat die Frau den Rückzug an. Wells wich ans hintere Ende der Küche zurück, ließ den Schürhaken fallen und zog die Glock.
    »Ihr seid eine Familie von Wahnsinnigen. Helmut, der Drehbuchautor, seine mordlüsterne Mutter und sein unauffindbarer Vater. Wie heißt sie überhaupt?«
    »Ayelet.«
    »Sag Omelette, ich brauche ihren Mann.«
    »Ayelet.«
    »Egal. Und jetzt erklärst du ihr ganz schnell, dass ich Bernhard finden muss, weil wir sonst alle mächtig Ärger kriegen.«
    Doch nachdem er mit seiner Mutter gesprochen hatte, schüttelte Helmut den Kopf. »Sie weiß nicht, wo er ist. Und ich auch nicht.«
    »Lügner.«
    »Nein. Er ist gestern Morgen weggegangen und war seitdem nicht mehr zu Hause.«
    Wells überlegte, ob der BND vielleicht wusste, wo sich Bernhard aufhielt. Eigentlich hätte er das wissen müssen. Aber wieso hatten die Deutschen Shafer nicht informiert? Oder war er ihnen irgendwie durch die Lappen gegangen?
    »Komm mit«, sagte Wells. »Ich will mich umsehen.«
    »Was soll das?«, fragte Helmut. »Sind Sie etwa von der Polizei?«
    »Seh ich so aus? Dein Vater schuldet mir drei Millionen
Euro. Ich will mein Geld, und ich habe keine Lust, bei den Krautfressern im Gefängnis zu landen.«
    Wells ging durch das Wohnzimmer zu Bernhards Büro. Die Tür war abgesperrt, aber Wells stemmte sie mit der Schulter auf.
    Die Aktenschränke waren leer, die Papiere auf Bernhards Schreibtisch verschwunden. Genau wie die Dockingstation für seinen Laptop. Nur die Karten und die Seegesetzbücher waren noch da.
    »Verdammter Mist«, fluchte Wells, und diesmal kam es von Herzen. Er konnte nur hoffen, dass dem BND bekannt war, wo der Kerl steckte. »Hast du das gewusst?«
    »Nein.«
    Ayelet flüsterte Helmut etwas zu. »Sie sagt, er hat seine Papiere verbrannt.«
    Wells ging zurück ins Wohnzimmer. Der Kamin war voller Asche. Wells stocherte mit dem Fuß darin herum, fand aber nichts von Interesse. Weiter hinten im Kamin stieß er auf einen Klumpen geschmolzenes Plastik. Bernhard hatte seinen Laptop dauerhaft neu formatiert. Der Kerl hatte das kalte Wetter genutzt, um seine Unterlagen zu entsorgen, ohne dass der BND aufmerksam wurde.
    »Wann hat er das gemacht?«
    »Gestern Nacht.«
    Wells schlug Helmut mit dem Handrücken so fest ins Gesicht, dass sich der Junge fast den Kopf an dem marmornen Kaminsims angeschlagen hätte. »Du hast doch gesagt, er ist gestern Morgen weg.«
    »Er war gestern Abend noch einmal hier, um die Sachen zu verbrennen. Nur für eine Stunde.«
    Wells packte Helmut und zog ihn zu sich heran, bis
ihm der Rasierwasserduft des Jungen ins Gesicht schlug. »Wer steckt noch in der Sache mit drin?«
    »Ich weiß ja gar nicht, was Sie hier tun. Denken Sie, mein Vater redet mit mir?« Helmuts Winseln klang jämmerlich, aber ehrlich.
    »Du weißt nicht, was wir tun? Dann will ich es dir sagen. Dein lieber alter Papa hat mich gebeten, ihm Beryllium zu besorgen. Weißt du, wofür man das benutzt, Helmut? Für Atombomben. Das wär doch was für einen deiner Filme. Papi baut eine Atombombe.«
    »Das ist …« Dann fiel Helmut nichts mehr ein.
    »Hast du deinen Vater jemals mit Leuten vom BND gesehen?«, fragte Wells. »Denk scharf nach.«
    Helmut schüttelte den Kopf.
    »Für wen ist das Zeug dann, Helmut?«
    Helmut zögerte. Sein flackernder Blick wanderte zu seiner Mutter, zum Fußboden und schließlich wieder zu

Weitere Kostenlose Bücher