Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
des »Speers« an das Loch geschweißt hatte, das sich ins Innere der Bombe öffnete.
    »Du hat keine Ahnung, was für einen Ärger du verursachen wirst«, sagte Baschir zu der Bombe. Selbst jetzt konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser zusammengeschusterte Metallhaufen auch nur annähernd die Zerstörungskraft besaß, mit der Nasiji rechnete. Baschir starrte die Bombe an. »Hast du denn keine Manieren? Du müsstest eigentlich wissen, dass es sich nicht gehört, mich zu ignorieren. Ich hab dich schließlich gebaut. Und das war ganz schön mühsam.«
    Tatsächlich hatte Baschir in den letzten Tagen kaum geschlafen. Seit dem ersten Jahr seiner Facharztausbildung,
wo er sich dabei ertappte, dass er bei seinen Runden im Stehen einschlief, war er nicht mehr so erschöpft gewesen. Noch einmal inspizierte er seine Arbeit, wobei er nicht recht wusste, ob er stolz sein oder sich schämen sollte. Die Stahlkugel wirkte hart und solide, ohne sichtbare Schweißnähte.
    Baschir, Nasiji und Jussuf hatten die Konstruktion drei Tage zuvor erprobt, mit Stahl anstelle des Urans, das den Kern der echten Bombe bilden würde. Für den Test hatten sie das Außenteil der Stahlkernattrappe und das 73-Millimeter-Sprengstoffgeschoss am Geschützverschluss in den Lauf geladen. Dann hatten sie schwere Wolldecken über Speer und Tamper gelegt, um den Lärm der Explosion zu dämpfen. Zur Sicherheit hatten sie alle Geräte - und natürlich den teilweise demontierten Iskander-Gefechtskopf - aus dem Stall entfernt.
    Der »Speer« wurde über einen Abzug abgefeuert, der in einem am Lauf befestigten Pistolengriff saß. Bei der echten Bombe würden sie den Abzug selbst betätigen. Es hatte keinen Sinn, die Bombe aus der Ferne zünden zu wollen. Wenn sie hochging, war es so oder so um sie geschehen. Aber für den Testdurchlauf schweißte Baschir die Spitze eines biegsamen Stahldrahts an den Abzug. Dann schnitt Jussuf ein Loch in die Stallwand und führte die Drahtspule durch die Öffnung.
    Draußen ging Baschir mit der Spule in den Wald und wickelte dabei den Draht ab, bis er straff gespannt war. Dann stellte er sich fröstelnd hinter einen Baum und zog leicht an dem Draht. Obwohl er Handschuhe trug, schien der Stahl unter seinen Fingerspitzen zu vibrieren wie ein lebendes Wesen, spannte und lockerte sich, als zappelte
am anderen Ende der Leine ein Fisch. Es dämmerte und wurde rasch dunkel. Die schwache Wintersonne versank bereits in den Hügeln hinter ihnen.
    »Fertig?«, fragte Baschir.
    Nasiji griff nach dem Draht. Eigentlich wollte Baschir den Abzug selbst betätigen - schließlich hatte er den Tamper geschmiedet -, aber er gab die Spule wortlos ab. Nasiji nahm sie, schloss die Augen wie zum Gebet und zog kräftig.
    Ein gewaltiger Knall.
    Die Explosion hallte durch den Wald, dass die Eichhörnchen wütend von den Bäumen keckerten. Ein großer schwarzer Vogel, eine Art Krähe, stürzte blitzschnell auf Baschir herab, zog dann aber hoch und verschwand in der Dunkelheit. Der Stall bebte, stürzte jedoch nicht ein. Allerdings war ein Stück der einen Wand verschwunden, und die Schindeln flogen in ihre Richtung.
    »Bumm, bumm«, sagte Jussuf grinsend und tätschelte Nasijis Schulter wie ein stolzer Vater.
    Gemeinsam gingen sie zurück zum Stall und inspizierten ihr Werk. Der Stahl-Tamper hatte gehalten, war aber durch die Wucht der Explosion leicht verbogen und nicht mehr ganz rund. Der Rückstoß hatte den Speer aus dem Tamper gerissen und in die Seitenwand des Stalls geschleudert, wo ein ausgefranstes Loch klaffte. Der Stahllauf war völlig verbogen und nur halb so lang wie vorher. Das Ding besaß höchstens noch Schrottwert, aber sie hatten ja einen zweiten Lauf in Reserve.
    Nasiji leuchtete mit einer Stabtaschenlampe in das Loch. »Nicht schlecht.«
    Baschir spähte in die Kugel. Das Sprengstoffgeschoss und die Teile des Kerns waren in der Mitte des Tampers
zu einer einzigen Masse verschmolzen, die sich noch warm anfühlte.
    »Sieht aus wie Rührei«, fand Jussuf.
    »Aber nicht perfekt«, sagte Nasiji zu Baschir. Er griff mit einer Zange in das Loch und holte die verbogene, verkohlte Stahlmasse heraus. »Man kann die Umrisse der beiden Teile noch sehen.«
    »Na und?«
    »Das heißt, dass der echte Kern noch passgenauer sein muss. Je kleiner der Spalt, desto geringer das Risiko einer vorzeitigen Detonation.«
    »Einer Verpuffung.« Das Wort hatte es Jussuf offenkundig angetan, denn er benutzte es bei jeder Gelegenheit. Anscheinend fand er es

Weitere Kostenlose Bücher