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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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sie wollen. Dafür sind sie die Chefs.«
    »Und als wir Sie angehalten haben?«
    »Wie gesagt, ich war auf dem Rückweg von Caracas.«

    »Haben Sie genug Proviant und Kraftstoff?«
    »Jede Menge.«
    »Ihre Besatzung muss diese Irrfahrten ganz schön satt haben.«
    »Meine Besatzung tut, was ich ihr sage.«
    Das wollte Williams gern glauben. »Haben Sie Logbücher, die Ihre Geschichte belegen?«
    Haxhi deutete mit dem Kopf zum Schreibtisch. »Selbstverständlich. Vielleicht sagen Sie mir, was Sie suchen. Ich bin Ihnen gern behilflich, wenn ich kann.«
    »Sie warten hier, bis wir mit unserer Suche fertig sind. Das könnte eine Weile dauern. Ich stelle einen Posten vor Ihre Tür, also versuchen Sie keine Dummheiten.«
    »Mr amerikanischer Kapitän, Sie belieben wohl zu scherzen. Sehen Sie sich mein Schiff an, und sehen Sie sich Ihr Schiff an. Ich bin vielleicht dumm, aber verrückt bin ich nicht.«
     
    Während der folgenden sechs Stunden durchkämmte die Besatzung der Decatur die Juno mit Strahlungsdetektoren nach Hinweisen darauf, dass auf dem Schiff Uran oder Plutonium transportiert worden waren. Gefunden wurden jedoch nur die im Ladungsverzeichnis aufgeführten Autoteile. Im Laderaum stapelten sich Kisten mit Schalthebeln, Reifen, Bremstrommeln und Stoßdämpfern. Der Arzt des Zerstörers untersuchte die Besatzung der Juno auf Strahlungskrankheit, fand aber nichts Auffälliges. Williams versuchte, mit den Seeleuten zu sprechen, kam aber nicht voran, da sie einstimmig behaupteten, kein Englisch zu sprechen. Er ging zurück zu Haxhis Kabine, die mittlerweile völlig verqualmt war.
    »Kann ich Ihnen etwas besorgen, Kapitän?«

    »Mein Schiff. Geben Sie es mir zurück.« Haxhi bot Williams die Zigarettenpackung an. »Zigarette?«
    Williams schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie schon gefunden, was Sie suchen?«
    »Nein, und bevor wir es nicht gefunden haben, gehen wir nirgendwo hin. Und Sie auch nicht.«
    »Was ist mit meiner Lieferung?« Haxhi verzog keine Miene.
    »Sie meinen, die Südafrikaner warten verzweifelt auf Ihre kostbaren Autoteile?« Fast hätte Williams gelacht. »Da werden sie sich noch ein paar Tage gedulden müssen. Ich werde Ihnen mal was sagen, Kapitän. In Kürze wird die halbe US-Marine hier eintreffen. Und wenn wir Ihren Rostkübel ins Trockendock bringen und vom Bug bis zum Heck durchlöchern müssen, werden wir das tun.«
    »Sie werden tun, was Sie für richtig halten. Aber ich bin mir sicher, dass Sie nicht finden werden, wonach Sie suchen.« Haxhi blies eine Rauchwolke in Williams’ Richtung, wenn auch nicht direkt in sein Gesicht.
    Williams kam der Kerl viel zu selbstsicher vor. Was auch immer die Juno geschmuggelt hatte, loses Uran, eine Bombe, es war längst weg.
    Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Das hätte ihm schon eher einfallen sollen, aber besser spät als nie. »Sie bleiben hier, Kapitän«, sagte er. »Ich komme wieder.«
    Er ließ die Besatzung der Juno in zwei Reihen auf dem vorderen Deck des Frachters antreten. An Steuerbord tauchte die untergehende Sonne den Himmel in leuchtendes Purpurrot. »Roter Himmel am Abend, erquickend und labend«, sagte Williams zur Besatzung, wobei er auf die Sonne deutete. »Rote Sonne am Morgen, bringt dem
Seemann Kummer und Sorgen. Ich weiß, dass mich einige von Ihnen verstehen. Ich weiß, dass einige von Ihnen Englisch sprechen. Und wenn nicht, habe ich Männer unter meiner Besatzung, die Französisch, Deutsch oder Spanisch sprechen. Die werden übersetzen.«
    Einer nach dem anderen wiederholten die zweisprachigen Matrosen von der Decatur Williams’ Botschaft an die Männer. Die standen stockstill, mit fest geschlossenen Mündern und rührten sich nicht. Kaum, dass sie atmeten.
    »Mir ist klar, dass Sie nur so tun, als würden Sie mich nicht verstehen. Sie stehen da rum wie ein Haufen Taubstumme, die bis in alle Ewigkeit die Meere befahren müssen. Ich weiß, dass Sie mich veräppeln. Jetzt hören Sie mir mal gut zu: Wir legen überhaupt keinen Wert darauf, an Bord dieses Schiffes zu sein, aber wir müssen das Material finden, das Sie an Bord hatten. Wir machen Ihnen keine Vorwürfe. Uns ist klar, dass Sie vermutlich gar nicht wussten, was Sie transportierten, aber wir müssen es finden.«
    Eine Pause für die Übersetzung.
    »Wir könnten Sie natürlich trennen, einzeln befragen und ein paar von Ihnen in unsere Arrestzelle stecken, aber uns läuft die Zeit davon. Und deswegen werde ich Ihnen jetzt ein einmaliges Angebot machen. Aufgrund

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