John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
jung und leicht zu beeindrucken war. Vermutlich faszinierte sie der Gedanke, ein solches Geheimnis zu haben.
Nachdem sie fast achtundvierzig Stunden ununterbrochen gearbeitet hatten, waren die Tamper fertig. Nasiji und Jussuf fuhren nach Binghamton in ein Internetcafé, um herauszufinden, wie es mit dem Beryllium aussah. Baschir befasste sich unterdessen mit dem Sintern der Form für den Urankern. Wie von Nasiji gefordert, versuchte er, den Spalt zwischen den Teilen des Kerns - dem Zylinder, der in die Mitte des Tampers passte, und dem rohrförmigen Stück, das sie daraufschießen wollten, auf weniger als einen Millimeter zu reduzieren.
Um die Mittagszeit hatte Baschir das erste Teil fertig. Dafür hatte er die kostbaren Uranstücke geschmolzen und das geschmolzene Metall - eine dicke grauschwarze Suppe - in die von ihm erstellte Keramikform gegossen. Diese Form hatte er in den Vakuumofen gestellt und durch das zweieinhalb Zentimeter dicke Fenster des Ofens beobachtet, wie sich das Uran perfekt verteilte. Dann hatte er das Gas heruntergedreht, bis das Metall fest wurde, die Form aus dem Ofen geholt und zum Abkühlen auf eine Wolframplatte gelegt. Er hatte soeben mit dem zweiten Teil begonnen, als Nasiji und Jussuf in den Stall gerannt kamen.
»Sayyid«, sagte Baschir, »sieh doch mal …«
»Wie lange brauchst du noch?« Nasijis Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, die Lider waren halb geschlossen, das Kinn hatte er vorgeschoben.
»Ich bin gerade mit dem ersten Teil fertig.« Baschir deutete auf das Teil, das auf der Wolframplatte abkühlte, einen dunkelgrauen Uranzylinder. Da er aus fast reinem U 235 war, wog er neunzehn Kilogramm, obwohl er nur fünfzehn Zentimeter lang war und einen Durchmesser von nur gut sieben Zentimetern hatte.
»Das ist es?« Nasiji streckte die Hand aus.
»Nicht anfassen. Der muss noch abkühlen.«
»Wie lange brauchst du für den Rest?«
»Der ist komplizierter. Das dauert mindestens noch einen Tag.«
»Zu lang. Du musst heute Nacht fertig werden.«
»Was ist passiert, Sayyid?«
»Die Amerikaner haben das Schiff gefunden, mit dem Jussuf und ich gekommen sind.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es eben. Es war schon weit weg, aber irgendwie haben sie es aufgespürt. Wir müssen davon ausgehen, dass Bernhard entweder schon verhaftet ist oder bald verhaftet wird. Die Nachricht kam gestern. Wirklich großes Pech, dass wir sie erst jetzt gesehen haben. Bernhard hätte mich anrufen sollen, aber das war ihm wahrscheinlich zu riskant.«
»Aber er weiß doch gar nicht, wo wir sind. Die kennen weder mich noch euch. Niemand kann uns hier aufspüren. Wir haben jede Menge Zeit.« Baschir konnte nur hoffen, dass ihm seine Verzweiflung nicht anzuhören war. Im Geiste hörte er eine Uhr ticken, so laut, dass er sich für einen Moment fragte, ob sie tatsächlich existierte. Der Augenblick der Entscheidung war viel näher, als er gehofft hatte. Inzwischen wusste er nicht mehr, wen er mehr fürchtete, die Amerikaner oder die Männer an seiner Seite.
»Wenn sie ihn gefunden haben, sind sie nur einen Schritt von uns entfernt. Wir müssen die Bombe so schnell wie möglich fertig machen und hier weg.«
»Kannst du ihn erreichen und herausfinden, ob er verhaftet worden ist?«
Nasiji legte die Hand auf Baschirs Bizeps und drückte zu, krallte seine Finger in Baschirs Muskeln, als wollte er ihm den Arm brechen. »Kümmer dich um deinen Ofen, Doktor. Den Rest überlass mir.«
»Ja, Sayyid. Aber was ist mit dem Beryllium? Du hast doch gesagt …«
»Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir alles. Wir versuchen, es bis zur Rede zur Lage der Nation zu schaffen.«
»Morgen?«
»Ja, morgen.« Nasiji lehnte sich zurück, öffnete die Augen und musterte Baschir von Kopf bis Fuß. »Stimmt was nicht, Baschir? Verlierst du die Nerven?«
»Das hast du mich schon mal gefragt, und die Antwort ist immer noch dieselbe: nein. Und jetzt nimm die Hand von meinem Arm, damit ich weiterarbeiten kann.«
»Gut«, sagte Nasiji. »Ich bin froh, dass du noch ein bisschen Temperament hast. So Gott will, wird der Kern heute Nacht fertig, dann setzen wir die Teile zusammen und brechen am Morgen auf.«
»So Gott will.« Und dann?
30
»Wir müssen uns treffen.« Das war Bernhards Stimme. »Sofort.«
»Wo bist du?«, fragte Wells.
»Ich habe Ihr Geld. Die restlichen drei Millionen. Sie gehören Ihnen. Ich will nicht, dass Sie meiner Familie was tun.«
Ȇberweis es mir wie die ersten beiden
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