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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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zurück und sorgen dafür, dass das nicht passiert. Aber zuerst beantworten Sie meine Frage. Ja oder nein. Die Diskussion kommt später. Wie viele von Ihnen glauben, bei einem Atomangriff auf amerikanischem Boden ist ein Vergeltungsschlag gerechtfertigt?«
    Duto hatte geglaubt, die Gefahr erkannt zu haben, aber als der Präsident seine Frage stellte, wurde ihm klar, dass er sich getäuscht hatte. Die volle Bedeutung dieser Situation hatte er bislang nicht erfasst. Der nächtliche Helikopterflug zum Weißen Haus, diese Besprechung, es war ihm alles nicht wirklich real vorgekommen. Nein, sie hatten die Bombenbauer noch nicht gefunden, aber sie würden sie aufspüren, und dann würde die Welt wieder ihren gewohnten Gang gehen, und diese Nacht würde ihm vorkommen
wie ein Traum. Genauer gesagt, wie die Krönung seiner Laufbahn, der Augenblick, der seine Memoiren zum Bestseller machen würde.
    Aber jetzt fragte der Präsident nach einem atomaren Vergeltungsschlag. Er glaubte also an die Möglichkeit einer Atombombenexplosion. Und wenn der Präsident daran glaubte, musste Duto es auch tun. Eine Atombombe auf amerikanischem Boden.
    »Ich bitte um Handzeichen«, sagte der Präsident. »Wenn Sie einen nuklearen Vergeltungsschlag für gerechtfertigt halten, heben Sie die Hand.«
    Ohne den Präsidenten und seinen Stabschef waren sie zu siebt im Raum. Sieben Hände hoben sich. »Was ist, wenn es sich um eine russische Atomwaffe handelt, wir aber nicht sicher sind, dass die Russen damit zu tun hatten? Was dann?«
    Großer Gott, dachte Duto. Kann ich? Können wir? Aber er senkte die Hand nicht. Es gab keine Entschuldigung. Keine unverschuldeten Irrtümer. Jemand musste bezahlen. Und als er sich im Raum umsah, stellte er fest, dass die Mehrheit der anderen ebenso dachte. Nur der Außenminister und der Direktor des FBI hatten die Hände gesenkt. Fünf zu zwei für einen Vergeltungsschlag.
    »Der Tag des Jüngsten Gerichts ist gekommen«, sagte der Präsident ohne ein Lächeln.

34
    Nein.
    Baschir hörte eine Stimme, nicht in seinem Kopf, sondern eine echte Stimme, einen Mann, der zu ihm sprach. War er eingeschlafen? Die Uhr zeigte 1:58, also musste er wohl geschlafen haben. Aber er war sich ganz sicher, dass es kein Traum gewesen war. Er setzte sich auf und sah sich um, doch der Raum war leer. Die Stimme hatte mit solcher Macht gesprochen. Allah? Mohammed? Wer auch immer gesprochen hatte, er musste gehorchen.
    Nein. Er konnte es nicht zulassen.Er würde das Uran aus dem Stall holen und damit verschwinden. Vielleicht würde er direkt zur Polizei gehen. Oder er würde einfach untertauchen. In ein oder zwei Tagen würde er Thalia anrufen und ihr sagen, sie solle nach Ägypten zurückkehren, und Nasiji und Jussuf warnen, dass die Polizei Haus und Stall durchsuchen würde.
    So oder so würde Washington morgen noch existieren. Ja. Er atmete langsam, fünf Züge ein, fünf Züge aus. Eine Übung, die er manchmal absolvierte, bevor er in den Operationssaal ging. Er wartete, dass ihn der Zweifel überkam, aber nichts geschah. Es war die richtige Entscheidung. Er berührte seine Frau an der Stirn, und sie bewegte sich im Schlaf. Dann rollte er sich aus dem Bett und schlich lautlos zu dem Schaukelstuhl - einer Hinterlassenschaft
der früheren Besitzer des Hauses -, wo er Jeans, Pullover und Turnschuhe abgelegt hatte.
     
    Mit den Turnschuhen in der Hand, damit die Holzdielen nicht knarrten, huschte er durch den Gang im ersten Stock. Er schlich am früheren Kinderzimmer der Repards vorbei, wo Nasiji und Jussuf in Bettwäsche mit Motiven aus Krieg der Sterne schliefen.
    Eine Diele knarrte leise. Baschir verlagerte das Gewicht und lehnte sich gegen die Wand, wobei er jeden Augenblick damit rechnete, dass Nasiji oder Jussuf wach wurden. Aber die beiden atmeten gleichmäßig weiter. Baschir glitt die Treppe hinunter, schlüpfte in seine Schuhe, trat aus der Küchentür und …
    Ein lautes Knarren.
    Wie hatte er das morsche Brett auf der Veranda vergessen können? Er wartete, dass im Haus die Lichter angingen und Nasiji und Jussuf kamen, um nachzusehen, was das Geräusch vor dem Haus verursacht hatte.
    Doch im Haus blieb es still. Nach kurzem Warten nahm Baschir den Weg zwischen Haus und Stall, einen braunen Backsteinfluss zwischen schneebedeckten Ufern. Jussuf räumte hier jeden Tag Schnee, das Schaufeln schien ihm Spaß zu machen. Baschir fragte sich, was Jussuf von der Bombe hielt. Er äußerte sich nie dazu. Baschir erinnerte er an einen Tiger,

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