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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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im Depot sind.«
    Die dritte Hürde. »Wenn Sie möchten«, erwiderte Grigorij. »Allerdings wird es mindestens zwei Stunden dauern, bis Tajid und ich die Kisten an ihre vorgesehene Position gebracht haben. Ich dachte nur, Sie und Ihre Männer wollen sich ausruhen. Aber das liegt bei Ihnen.«
    »Können wir Ihnen helfen, die Kisten ins Depot zu bringen?«
    »Leider nein. Nicht, dass ich Ihnen nicht trauen würde …« Gute Formulierung, dachte Grigorij. Nun musste der Major zeigen, ob er ihnen vertraute.
    »Ich verstehe. Und Sie haben wirklich nichts dagegen, wenn wir losfahren? Ganz sicher?«

    »Ganz sicher.«
    »Also gut.« Akilew zeichnete die Dokumente ab und gab sie Grigorij zurück. »Danke. Das war ein langer Tag.«
    Er stieß einen scharfen Pfiff aus, und seine Männer sprangen in die Urals, deren Dieselmotoren dröhnend zum Leben erwachten. Eine Minute später hatten der Tiger und die Lkws die Halle verlassen. Grigorij war allein mit seinem Cousin.
    Die dritte Hürde war genommen.
     
    Zu seiner Überraschung war Grigorij nicht im Geringsten aufgeregt. Er fühlte sich entspannt, nahm seine Umgebung jedoch mit geradezu übernatürlicher Klarheit war. Die Struktur des Bodens unter seinen Füßen, die kalte Luft in seinem Gesicht, das Summen der Bogenlampen über seinem Kopf - er sah und hörte alles gleichzeitig. So musste sich Gott fühlen.
    Er rief Arkadij an. »Die Kisten sind in Ordnung.«
    »Ist der Konvoi weg? Auf den Bildschirmen …«
    »Ich habe ihnen gesagt, sie können losfahren. Es gibt keinen Grund, warum sie auf uns warten sollten.«
    »Aber wie wollt ihr …«
    »Wir sind mit dem Auto in die Halle gefahren.«
    »Grigorij, du weißt, dass das nicht erlaubt ist …«
    »Du kannst mich ja melden. Aber in der Zwischenzeit mach endlich das Tor auf, damit wir das Zeug wegräumen können und hier fertig werden.«
    Arkadij legte auf. Ein paar Sekunden später öffnete sich knarrend die große Stahltür. Grigorij und Tajid wuchteten zwei Kisten auf einen Gabelstapler neben der Tür. Grigorij verschwand damit in den kühlen Tiefen des Depots, während Tajid langsam hinter ihm herging. Das
Abladen dauerte zwanzig Minuten. Als sie fertig waren, luden sie noch einmal zwei Kisten auf und wiederholten die Prozedur.
    Die vierte Hürde. Der dritte Satz Kisten stammte von dem Lkw, der dem Wolga am nächsten gestanden hatte. Grigorij wartete, bis die an den Dachsparren montierten Kameras in die andere Richtung zeigten. Die Kameras schwenkten in langen, langsamen Bewegungen über das Lagerhaus. Grigorij, der das Schema kannte, wusste genau, wie er ihnen ausweichen konnte.
    In aller Eile öffnete er den Kofferraum des Wolgas und holte zwei Werkzeugkästen aus Stahl heraus. Die Kästen maßen sechzig mal neunzig Zentimeter und waren jeweils zur Hälfte mit Hartgummibällen von der Größe von Murmeln gefüllt.
    Mit den Werkzeugkästen in der Hand ging Grigorij zu den Transportkisten und tippte erneut die Entriegelungscodes ein. Dann griff er in die erste Kiste und wollte den Zylinder nehmen. Bisher hatte er nie einen Gefechtskopf angefasst. Um Gewicht und Platz zu sparen, war auf Griffe verzichtet worden, und Grigorij hatte keine Ahnung, wie er das Ding hochheben sollte. Er zwängte seine Finger darunter und zog. Der Gefechtskopf rutschte zurück und brach ihm fast die Hände. Fluchend rief er nach seinem Cousin.
    »Bewegung, du Schlafmütze. Hilf mir.«
    Beim zweiten Versuch gelang es ihnen, den Zylinder in den Werkzeugkasten zu schaffen, wo sie die Gummibälle so anordneten, dass er nicht herumrollen konnte. Hastig wiederholten sie die Prozedur mit der zweiten Kiste.
    Grigorij warf einen Blick auf die Kameras an der Decke. Noch keine Gefahr. Gemeinsam verstauten sie die Werkzeugkästen
im Kofferraum, einen über jedem Radhaus. Die Gepäckraumbeleuchtung war defekt, und alte Zeitungen, Frostschutzmittelflaschen, Reserverad, Schraubenschlüssel und Wagenheber lagen wild durcheinander. Grigorij deckte die Werkzeugkästen mit Decken ab. Bei einer gründlichen Suche würden die Kästen auffallen, aber nicht, wenn jemand nur flüchtig mit einer Taschenlampe in den Kofferraum leuchtete. Das hoffte er zumindest. Er schlug die Kofferraumklappe zu und sah sich um. Die Kameras zeigten immer noch in die andere Richtung.
    Die vierte Hürde war genommen.
     
    Mit den Gefechtsköpfen im Kofferraum fühlte sich Grigorij längst nicht mehr so selbstsicher. Bisher war es nur ein Spiel gewesen. Er hatte Arkadij, Boris Heiterow und

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