Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
Fragen stellte.

    Trotz allem war die Flucht bisher glatt verlaufen, das musste Grigorij zugeben. Als er in der Nacht des Diebstahls um fünf Uhr morgens, Stunden vor Sonnenaufgang, an seiner Wohnung eintraf, wartete Jussuf in einer alten Nissan-Limousine auf ihn. Kaum hatte Grigorij sein Auto geparkt, da stand Jussuf schon an seinem Fenster.
    »Du hast sie.«
    »Schön, dich zu sehen.«
    »Du hast sie.«
    »Es gab unerwartete Probleme.« Grigorij genoss die Situation.
    »Wenn du sie nicht hast, sag es mir lieber gleich.«
    »Natürlich.«
    »Natürlich hast du sie? Oder natürlich nicht? Grigorij, ich schwöre dir …«
    »Im Kofferraum.«
    Zu Grigorijs Überraschung klatschte Jussuf in die Hände. »Herzlichen Glückwunsch, Grigorij.« Damit öffnete er die Tür des Wolgas und zog Grigorij aus dem Auto. Der fragte sich, ob ihm der kleine Araber die Kehle durchschneiden wollte. Stattdessen umarmte Jussuf ihn, schlang seine Arme um Grigorijs massigen Körper, wie ein Zirkusclown, der einen Elefanten satteln will.
    »Bist du reisefertig?«
    »Meine Tasche ist oben.«
    »Dann hol sie.«
    Grigorij hatte nicht viel in seiner Wohnung gefunden, was das Mitnehmen lohnte. In eine billige Nylontasche hatte er ein halbes Dutzend Bücher, zwei Porno-DVDs mit der Amerikanerin Jenna Jamison, ein paar Hemden, Pullover und lange Unterwäsche, seine beiden Schachspiele - das gute aus Holz und ein kleines Magnetspiel - gepackt.
Seinen Pass hatte er ebenfalls mitgenommen, obwohl er nicht recht wusste, wofür. Bald würde er einen neuen Namen und eine neue Nationalität haben. Oder tot sein.
    Zum letzten Mal fuhr er mit dem ächzenden Aufzug nach unten, dann warf er seine Tasche auf den Rücksitz des Wolgas. Jussuf packte ihn am Arm. »Zeig sie mir, Grigorij.«
    Grigorij öffnete den Kofferraum des Wolgas und schob den Krempel beiseite, bis die Werkzeugkästen sichtbar wurden. Jussuf öffnete sie und blieb schweigend über den Kofferraum gebeugt stehen.
    »Besonders eindrucksvoll sehen die ja nicht aus.«
    »Was hast du erwartet? Eine tickende Uhr? Ein Blinklicht?«
    »Sind die echt?«
    Grigorij lachte. Es war ein hysterisches Kichern, das seinen schlaffen Bauch in schwabbelnde Bewegung versetzte. Nach allem, was er auf sich genommen hatte, so etwas. »Du bist nicht beeindruckt, Jussuf? Die Dinger sind echt. Echter als sonst irgendwas auf dieser idiotischen Welt, würde ich sagen.«
    »Also gut.« Jussuf klappte die Kästen zu. »Wir packen sie in mein Auto und lassen deine Schrottkarre hier.«
    »Wie du willst.«
    Sie luden die Bomben in den Nissan, und Grigorij warf seine Tasche dazu.
    »Soll ich fahren?«, fragte er. »Wo wir doch jetzt Partner sind.«
    »Du kannst fahren, wenn ich tot bin. Vielleicht nicht einmal dann.«
    »Das war ein Witz, Jussuf. Schon mal was von Witzen gehört?«

    »Sei still.«
    Grigorij stieg in den Nissan, der nach billigem Lufterfrischer stank. Sie fuhren zu Tajids Wohnung und warteten, bis er nach Hause kam. Dann ging es zu dritt weiter. Als sie Ozersk verließen, reckte Grigorij den Hals und sah sich nach allen Seiten um, wie ein Kind, das auf seine erste große Reise geht. Er rechnete nicht damit, jemals zurückzukommen.
     
    Unmittelbar außerhalb von Samara im Südwesten von Tscheljabinsk tankten sie gerade an einer zwielichtigen Tankstelle, als vor ihnen ein Toyota hielt. Jussuf lief zu der Limousine und setzte sich auf den Beifahrersitz. Obwohl Grigorij immer davon überzeugt gewesen war, dass Jussuf nicht allein arbeitete, war dies der erste sichtbare Beweis dafür. Er stupste seinen Cousin an, der auf dem Rücksitz döste.
    »Tajid, wer ist das?« Grigorij deutete auf den Toyota. »Hast du Jussuf schon mal mit jemandem gesehen?«
    »Keine Fragen, Cousin. Das solltest du inzwischen kapiert haben.«
    Als Jussuf zurückkam, konnte sich Grigorij nicht beherrschen. »Ein neuer Freund, Jussuf?«
    Jussuf antwortete nicht.
    »Wer war das?«
    Jussuf schlug ihm mit dem Handrücken hart ins Gesicht und zog ihn am Ohr, als wollte er es abreißen.
    »Hör auf, Jussuf«, sagte er. »Bitte. Bitte. «
    Jussuf drehte sich zu Tajid um. »Bring diesen überdimensionalen Stinker unter Kontrolle«, sagte er. »Sonst tue ich es.«
    Als Jussuf den Gang einlegte, schnüffelte Grigorij an
seinen Achselhöhlen. Er roch tatsächlich nicht sehr angenehm. Zu dumm, dass die Nutten sein Eau de Toilette geklaut hatten.
    Westlich von Samara wandten sie sich nach Süden und folgten dem Lauf der Wolga. In der Nähe von Saratow -

Weitere Kostenlose Bücher