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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Herzklopfen?«
    »Glaub schon.«
    »Mehr hast du nicht zu sagen? Du glaubst schon ? Die Bomben in unserem Kofferraum, die Entscheidung unseres Lebens, und du weißt nicht, was du gedacht hast? Hattest du kein Herzklopfen?«
    »Weißt du was«, meldete sich Jussuf plötzlich zu Wort.
»Die beiden Tage in deiner Gesellschaft waren sehr lehrreich. Mir ist bewusst geworden, dass es nur zwei Arten von Menschen gibt.«
    Grigorij wartete auf eine Erklärung, aber Jussuf blieb stumm. »Soll ich raten? Dicke und Dünne?« Schweigen. »Männer und Frauen?« Schweigen. »Starke und Schwache?« Schweigen. »Große und Kleine?« Schweigen. »Komm schon, Jussuf, klär uns auf.«
    »Menschen, die ihre Gedanken für sich behalten können«, sagte Jussuf. »Und solche, die es nicht können. Manchmal würde ich dir gern den Hals umdrehen, nur um ein paar Minuten Frieden zu haben.«
    »Nur manchmal?«
    Grigorij sollte nie erfahren, was Jussuf antworten wollte, denn in diesem Augenblick knirschten Reifen auf der Auffahrt zum Hotel. Es war derselbe Toyota, der am Vortag neben ihnen an der Tankstelle gehalten hatte. Der Wagen stoppte neben ihnen, und ein Mann stieg aus, dem Aussehen nach ein Araber, aber dunkler als Jussuf. Er trug eine Mütze und eine dicke Jacke. Grigorij war sofort klar, dass dies der Boss war. Jussuf behandelte ihn mit einem Respekt, den er Grigorij selbst dann nicht erwiesen hätte, wenn der ihm eine Pistole an den Kopf gehalten hätte.
    Jussuf und der Mann gingen zum Kofferraum des Nissans, und Jussuf öffnete die Klappe. Etwa eine Minute später schloss sie sich wieder. Der Mann setzte sich in den Fond neben Tajid und nahm die Mütze ab. Darunter war er fast völlig kahl, was bei Arabern eher selten war. Er war in den Dreißigern, mittelgroß, hatte einen ordentlich gestutzten Spitzbart, große dunkle Augen und ein attraktives rundes Gesicht. Äußerlich wirkte er sanftmütig - was er bestimmt nicht war.

    Sie ließen den Toyota stehen und fuhren den Hang hinunter. An der Küstenstraße wandte sich Jussuf nach links, in südöstlicher Richtung.
    »Ich will gar nicht wissen, wie du das geschafft hast, aber es ist eine große Leistung«, sagte der Mann mit der Glatze.
    »Endlich«, sagte Grigorij. »Endlich versteht mich jemand.«
     
    Eine Zeit lang kamen sie gut voran, aber dann fing die Küstenstraße an, sich in Serpentinen über die steilen Hänge zu winden. Jussuf fuhr so langsam, dass sie in zwei Stunden kaum siebzig Kilometer zurücklegten. Doch weder Jussuf noch der Mann auf dem Rücksitz zeigten Ungeduld. Vermutlich waren sie die Straße schon einmal gefahren und wussten, wie lange es dauern würde.
    Die Russen nannten diesen Küstenstreifen Riviera, und im Sommer stauten sich auf dieser Straße die Urlauberautos. Jetzt waren die meisten der in den Hügel verstreuten Häuser und Hotels für den Winter geschlossen und dunkel.
    Kurz nach Mitternacht bog Jussuf nach rechts von der Straße ab und folgte einem schmalen Weg, der an einer Steilküste entlang nach unten zum Meer führte. Am Fuße des Kliffs lag an einer schmalen, bewaldeten Bucht ein Zeltplatz. Hoch über ihnen führte die Hauptstraße auf Betonpfeilern über eine Brücke. Unter den Bäumen waren sie von der Straße aus nicht zu sehen, vor allem da graue Wolken den Mond verbargen.
    »Ich hoffe, ihr habt ein Boot organisiert«, sagte Grigorij. »Zum Schwimmen ist es ein bisschen weit.«
    Niemand machte sich die Mühe zu antworten.

    »Kaum zu glauben, dass die Olympischen Spiele 2014 in Sochi stattfinden sollen, was? Obwohl das von uns wohl keiner mehr erleben wird.« Schweigen. Grigorij seufzte. »Also gut. Jussuf, du hast es doch mit der Philosophie. Wenn du schon die Welt in Kategorien einteilst, kannst du mir doch bestimmt auch sagen, was dagegen einzuwenden ist, sich mit seinen Mitmenschen zu unterhalten.«
    »Nichts.«
    »Oh, er spricht ja! Red weiter.«
    »Sofern man etwas zu sagen hast. Und das hast du nicht.«
    »Und wieso hast du das zu entscheiden?«
    »Weil ich ein Messer habe.«
    »Ja, weil du eine Waffe hast, kannst du tun, was du willst, mich oder jeden anderen beleidigen. Was für eine Welt!«
    »Schscht«, mahnte der Glatzköpfige auf dem Rücksitz. »Hört doch!«
    Er stieg aus, und die anderen folgten seinem Beispiel. Jussuf öffnete den Kofferraum, damit sie Werkzeugkästen und Taschen ausladen konnten. Als sie fertig waren, war das Boot bereits da, ein schwarzes Motorboot mit offenem Deck. Grigorij konnte sich nicht vorstellen,

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