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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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dass sie damit das Schwarze Meer überqueren sollten. Dennoch luden sie alles ins Boot. Dann umarmten Jussuf und der Mann mit der Glatze einander kurz und flüsterten sich ein paar arabische Worte zu.
    Der Bootsführer klatschte in die Hände, offenbar wollte er los. Jussuf, Grigorij und Tajid stiegen in das Boot.
    »Allah yisallimak!«, sagte der Mann mit der Glatze zu ihnen allen. Gott beschütze euch.

    Er winkte, als das Boot wendete und Kurs aufs offene Meer nahm. Dann war er verschwunden.
     
    Binnen einer Stunde war die Küste außer Sicht, und Grigorij wurde allmählich nervös. Aber der Bootsführer hielt ohne jede Unsicherheit Kurs und warf nur gelegentlich einen Blick auf das an der Instrumententafel befestigte GPS-Gerät.
    Da der Fischtrawler ohne Licht fuhr, sah Grigorij ihn erst, als sie ihn schon fast erreicht hatten. Sie gingen längsseits, und jemand warf eine Leine ins Boot, mit dem der Bootsführer an dem Trawler festmachte. Die Mannschaft des Trawlers holte die Werkzeugkästen mit einem verstärkten Netz an Bord und ließ dann eine Strickleiter herunter. Grigorij war nicht sicher, ob er die bewältigen konnte, aber irgendwie schaffte er es, auch wenn die Leiter unter seinem Gewicht ächzte. Tajid und Jussuf folgten ihm. Das Motorboot wendete und nahm Kurs auf die Küste, während der Trawler auf das offene Meer hinausstampfte.
     
    Die Sonne ging auf und wieder unter, während sie immer weiter nach Westen fuhren. Grigorij vertrieb sich die Zeit mit seinem Magnet-Schachspiel und absolvierte sogar ein paar Partien mit dem Kapitän des Schiffes. Gegen Mittag wurde der Seegang stärker, und bei Einbruch der Dunkelheit spielten die Wellen mit dem Schiff wie die Katze mit der Maus. Etwa um diese Zeit musste sich Tajid übergeben.
    Zu seiner Überraschung war Grigorij wohlauf. Er entdeckte ständig neue Stärken an sich. Zuerst hatte er die Bomben gestohlen, und jetzt das hier. Ein neuer Anfang. Er schloss die Augen und dachte an seine Zukunft. Er
würde das Geld nehmen, das sie ihm gaben, eine Diät machen und …
    Er fuhr zusammen, als ihm jemand auf die Schulter klopfte. Jussuf. Er lächelte, ein dünnes Lächeln, das seine Mundwinkel kräuselte und Grigorij das Schlimmste befürchten ließ.
    »Lass uns Schach spielen«, sagte Jussuf.
    Grigorij stellte die Figuren auf, und sie spielten zweimal. Jussuf spielte gut, aber Grigorij schlug ihn beide Male. Jussuf lächelte ununterbrochen.
    »Gehen wir«, sagte Jussuf, als sie fertig waren, wobei er mit dem Kopf auf die Tür zu dem Lagerraum hinter der Hauptkabine zeigte.
    »Was?«
    »Es ist Zeit, Grigorij.«
    Grigorij brauchte nicht zu fragen, was er meinte. »Bitte, Jussuf«, flüsterte er. Seine Gedärme verkrampften sich, und für einen Augenblich fürchtete er, sie würden sich entleeren.
    »Bettel nicht«, sagte Jussuf. »Ich gebe dir Gelegenheit, es in Würde hinter dich zu bringen.«
    »Aber du hast mir dein Wort gegeben, und ich habe alles getan, was du verlangt hast.« Es ist das Schachspiel, dachte Grigorij in seiner Verzweiflung. Er ist wütend, weil er verloren hat. Wenn ich ihn nicht geschlagen hätte …
    »Du wusstest, wie es ausgehen würde, Grigorij. Es ist uns allen bestimmt.«
    Ja, natürlich, wir müssen alle sterben, aber warum jetzt? Warum, warum, warum … Die Worte verwirrten sich in seinem Kopf, so viele Fragen und keine Antwort.
    »Ich hätte dich melden sollen.« So viele Gelegenheiten, so viele Fehlentscheidungen.

    »Komm.«
    Jussuf war mit Messer und Pistole bewaffnet. Grigorij war klar, dass es kein Entkommen gab. Sie waren mitten auf dem Meer, und er konnte nicht schwimmen. Also erhob er sich und tat die zwei Schritte in den Lagerraum. Jussuf schloss die Tür hinter ihnen. Eine einzelne Glühbirne erhellte den Raum, der bis auf einen rostigen Anker und ein paar in einer Ecke zusammengeknüllte Netze leer war. Es stank schwach nach dem schwefeligen Salzwasser des Meeres. Ein passender Ort, um zu sterben.
    »Leg dich hin«, befahl Jussuf.
    »Ist es, weil ich dich beim Schach geschlagen habe?« Grigorij konnte nicht aufhören. »Wir können nochmal spielen. So oft du willst. Ich verspreche dir, ich lasse dich gewinnen.«
    »Leg dich hin. Auf den Bauch, mit den Händen über dem Kopf.«
    »Gleich. Sag mir erst, ob das mit der Erpressung stimmt oder ob ihr die Bomben benutzen werdet.«
    »Glaubst du, wir machen uns die ganze Mühe, um sie zurückzugeben?«
    »Und was sollte das mit dem Video? Wieso hast du mich das aufnehmen

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