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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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lassen?«
    »Auf den Boden, Grigorij.« Jussufs Ton war sanft, aber unerbittlich, als wäre Grigorij ein ungezogener Hund, der eine feste Hand brauchte.
    »Aber ihr habt die Codes doch gar nicht.«
    »Leg dich hin.«
    Grigorij gehorchte. Der Boden war mit einer Plastikplane bedeckt. Für ihn. Sein Sarg.
    »Willst du beten, Grigorij? Es ist nie zu spät. Allah hat immer ein offenes Ohr.«

    »Deinen Allah kannst du dir sonstwohin stecken.«
    »Ich werde dir etwas vorlesen. Ein Gedicht, das für Scheich bin Laden geschrieben wurde.«
    Grigorij hörte, wie Jussuf ein Stück Papier auseinanderfaltete. Dann begann er zu lesen.
    »›Selig sind die, die ihre Seele Gott weihten, die lächelnd dem Schwert des Todes ins Antlitz blickten, die willig ihre Brust als Schild entblößten.‹«
    Grigorijs Herz hämmerte wie wild. Dafür sollte er sterben? Für einen Augenblick wollte er aufspringen und kämpfen. Aber er wusste, dass Jussuf ihn töten würde, bevor er auch nur auf die Knie kam.
    »Bist du bereit, deine Brust zu entblößen?«
    Grigorij drehte den Kopf und spuckte auf die Plane. Kein sehr eindrucksvoller Protest, und die Hälfte des Speichels rann über seine Wange, aber zumindest würde er als Mann sterben, nichts als Bettler. »Geh zum Teufel!«
    »Wie du willst. Schließ die Augen.«
    Grigorij spürte, wie die Spitze der Pistole über den Haaransatz in seinem Nacken strich. Dann wurde sie zurückgezogen und weiter oben erneut aufgesetzt. Jussuf musste Übung haben: Er hielt die Pistole so, dass Grigorijs Schädel die Kugel nicht ablenkte. Zu seiner Überraschung war die Waffe warm, nicht kalt. Dann fiel Grigorij ein, dass Jussuf sie in der Achselhöhle getragen hatte. Was für ein merkwürdiger letzter Gedanke …
     
    Die Pistole bellte, und Grigorij Farsadow war tot. Tajid folgte ihm. Während Grigorij eine gewisse Würde gezeigt hatte, heulte Tajid zu Jussufs Ärger wie ein kleiner Junge. Er jammerte nach seiner Familie und versprach, niemandem etwas zu verraten, falls Jussuf ihn am Leben ließ.
Das hätte er sich sparen können, denn Jussuf hatte die Waffe.
    Als er fertig war, wickelten Jussuf und die Fischer die beiden Leichen in die Plane, schlangen dicke Stahlketten darum und warfen das Paket in ein altes Sardellennetz. Dann verstauten sie das Gepäck, das Grigorij und Tajid mit an Bord gebracht hatten, in einem anderen Netz und beschwerten es ebenfalls. Schließlich schleuderten sie beide Netze über Bord. Jussuf hätte für die Cousins beten können, aber das tat er nicht. Grigorij hatte Allahs Segen nicht verdient, und Tajids Gewinsel hatte ihn verärgert. Die Netze versanken im Wasser, und die Wellen gingen darüber hinweg, als hätte es Grigorij und Tajid nie gegeben.
    Das Boot und seine Ladung nahmen Kurs nach Süden und hielten auf die türkische Küste zu.

7
    Wells tigerte durch das Erdgeschoss des George Washington Hospital. Mit langen Schritten durchmaß er die sterilen weißen Gänge. Wenn er die Doppeltür zur chirurgischen Station erreichte, machte er kehrt und stapfte zum Eingang zurück.
    Das Krankenhaus lag an der Ecke von 23rd Street und I Street, siebenhundert Meter vom Ort der Schießerei entfernt. Der erste Krankenwagen war innerhalb von fünf Minuten eingetroffen, der erste Streifenwagen zwei Minuten später. Wells hielt den Beamten seinen Ausweis unter die Nase, wimmelte ihre Fragen ab und erklärte ihnen, sie könnten ihn bei Bedarf im George Washington Hospital finden. Dann sprintete er die 21st Street entlang und wünschte sich dabei, das Krankenhaus wäre weiter entfernt. Am liebsten wäre er immer weitergelaufen.
    Er hatte sich einige der gefährlichsten Menschen der Welt zu Feinden gemacht und sich dann geweigert, die grundlegendsten Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Er und Exley fuhren ungepanzerte Autos und nahmen meist denselben Weg zur Arbeit. Wenn er allein gewesen wäre, hätte sein Leichtsinn keine großen Folgen gehabt, aber das war er nicht.
    Als er ins Krankenhaus kam, war Exley bereits im OP. Nach Aussage des Pflegepersonals würde es mindestens
eine Stunde dauern, bis jemand eine Prognose wagen konnte. Also lief Wells durch die Gänge, wobei er ständig damit rechnete, dass ihm jemand sagte, er solle sich hinsetzen und sich ruhig verhalten. Aber die Pfleger warfen nur einen Blick auf seinen CIA-Ausweis, das Blut an seinen Händen und das leere Schulterholster und sagten kein Wort.
     
    Eine Hand berührte ihn an der Schulter. Als er sich umwandte, stand Ellis

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