John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
Schulter. »Macht es Ihnen was aus, wenn Sie mit ins Auto kommen, damit wir uns in Ruhe unterhalten können?«
Das Auto war ein gepanzerter Suburban mit pannensicheren Reifen, einem speziellen erhöhten Unterboden und zweieinhalb Zentimeter dicken Fensterscheiben, die selbst Maschinengewehrfeuer standhielten.
Wells setzte sich neben Duto in den Fond.
»John«, begann Duto, »ich will, dass Sie wissen, dass wir tun, was in unseren Kräften steht. Alles nur irgend Mögliche, um die Drahtzieher zu schnappen.«
Wells starrte durch die getönten Scheiben des Suburban. Auf dem Gehweg draußen stapfte eine stämmige Frau in Richtung Krankenhaus. Ein kalter Nieselregen fiel, und die Medienmeute mit ihren Übertragungswagen und Teleobjektiven war bereits eingefallen. Die Washingtoner Polizei hatte den ganzen Block rund um das Krankenhaus abgesperrt, um sie in Schach zu halten. Gut so. Wells hatte keine Nerven für diesen Schwachsinn.
»Schöner Wagen, Vinny. Erst heute Morgen habe ich zu Jennifer gesagt, wir brauchen ein neues Auto.«
Wieder legte Duto Wells die Hand auf die Schulter.
Diesmal schüttelte Wells sie ab. »Wir kriegen diese Leute, koste es, was es wolle.«
»Oder Sie finden zumindest eine gute Ausrede, falls es doch nicht klappt.«
Für einen Augenblick sah Wells den Ärger hinter Dutos Maske, die Anspannung um seine Augen, die gereizten Linien um den Mund. Die CIA wurde dafür bezahlt, Chaos vorherzusagen und, wo immer möglich, zu vermeiden. Die Juristen, die Top-Secret-Einstufungen, die Befehlsketten - alles war darauf ausgerichtet, Ordnung in eine Welt zu bringen, die hartnäckig zur Anarchie strebte. Duto hasste Überraschungen, hasste es, wenn er sich unvorbereitet vor seinen Vorgesetzten rechtfertigen musste. Heute Morgen hatte er beides mit Sicherheit im Übermaß bekommen.
»Wenn die Russen involviert sind, müssen wir vorsichtig vorgehen, das ist alles. Aber die Sache genießt bei uns höchste Priorität.«
»Schon verstanden.« Wells biss sich auf die Lippen, um die Bemerkung hinunterzuschlucken, die ihm auf der Zunge lag. Wenn Medwedew der CIA eine Abfuhr erteilte und Ermittlungen der Amerikaner auf russischem Boden untersagte, waren auch der CIA die Hände gebunden. Schließlich konnten die USA schlecht mit einem Atomschlag gegen Moskau drohen.
»Irgendeine Vorstellung, wer dafür verantwortlich ist?«, fragte Duto.
»Eine Menge Leute mögen mich nicht.«
»Dann sehen wir mal, was die Ermittlungen ergeben. Wir brauchen Beweise.«
Die Beweise liegen tot auf der Constitution Avenue, hätte Wells am liebsten gesagt. Da habe ich ein wenig zu gründlich
gearbeitet. Einen hätte ich am Leben lassen sollen, damit wir ihn befragen können.
Er warf einen Blick auf die Übertragungswagen. »Die Medien werden sich auf die Sache stürzen. Werden Sie bekanntgeben, dass der Anschlag Jennifer und mir gegolten hat?«
»Nein«, erwiderte Duto. »Und falls jemand von sich aus draufkommt, werden wir ihn bitten, Sie aus der Berichterstattung herauszuhalten. Ihren Namen zu nennen hieße, Öl ins Feuer zu gießen.«
»Sie wollen die Attacke herunterspielen, damit Sie in Ruhe ermitteln können?«, fragte Wells.
»War nicht meine Idee. Der Präsident hat mich vor einer Viertelstunde darauf hingewiesen, wie wichtig ihm unser Verhältnis zu Russland ist. Er will nicht, dass wir uns zu weit aus dem Fenster lehnen. Sofern Sie sich bezüglich der Nationalität dieser Männer nicht geirrt haben.«
»Und wie soll ich mich verhalten?«
»Zunächst müssen wir herausfinden, wer diese Leute bezahlt hat«, sagte Duto. »Wir schlagen erst zu, wenn wir ausreichend Material haben. Aber dann geht es den Hintermännern an den Kragen.«
»Einverstanden«, sagte Wells. »Unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Sie halten mich ständig auf dem Laufenden. Über alles.«
»Selbstverständlich, John.« Duto streckte die Hand aus, und Wells schüttelte sie. Dabei fragte er sich, ob Duto wusste, dass er nicht die geringste Absicht hatte abzuwarten, bis CIA und FBI die Sache vermasselten. Vielleicht war es Duto auch egal. Hauptsache, er hatte offiziell
seine Pflicht getan. Wahrscheinlich war der Suburban verwanzt, nur für den Fall, dass der Inhalt eines Gesprächs nachgewiesen werden musste. Was auch immer Wells tat, Duto war jetzt auf der sicheren Seite.
Dann ging er zurück ins Krankenhaus, wo die Stunden quälend langsam verstrichen. Randy, Exleys geschiedener Ehemann, kam mit ihren Kindern David und Jessica.
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