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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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war. »Sich das Zeug zu besorgen. Das nukleare Material.«
    »Stimmt. Die Konstruktion ist simpel, aber Uran ist schwer zu bekommen. Diese Bomben enthalten alles Uran, das wir brauchen.«

    »Das heißt, wir bringen um die Bomben herum unseren eigenen Sprengstoff an und zünden den?«
    »So einfach ist es leider nicht.« Jetzt, wo Jussuf ihn dazu gebracht hatte, offen zu reden, genoss Nasiji die Gelegenheit zu erklären, was er sich insgeheim zurechtgelegt und so lange für sich behalten hatte. »Verstehst du das grundlegende Funktionsprinzip dieser Bomben?«
    »Nicht so richtig, nein.«
    »Sie enthalten Uran und Plutonium. Das sind schwere, instabile Atome. Wenn sie gespalten werden, setzen sie kleine Teilchen, sogenannte Neutronen frei. Diese Neutronen spalten wiederum andere Atome, die noch mehr Neutronen freisetzen. Es ist eine Kettenreaktion. Gleichzeitig wird bei der Kernspaltung Energie freigesetzt. Dadurch kommt es zur Explosion.«
    Jussuf warf einen Blick auf die Kisten. »Aber von selbst gehen sie nicht hoch?«
    »Nein. Um die Kettenreaktion in Gang zu setzen, muss die Bombe zusammengedrückt werden.«
    »Wieso das?«
    »Das ist kompliziert, aber wenn man die Bombe komprimiert, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Neutronen auf Atome treffen und diese spalten. Das geschieht alles sehr schnell. Nach nur wenigen Spaltzyklen sind so viele Neutronen freigesetzt, dass die Reaktion nicht mehr kontrollierbar ist. Sie läuft so lange ab, bis das Uran im Kern der Bombe durch die Explosion auseinandergerissen wird und sich die Bombe selbst zerstört.«
    »Und das dauert ein paar Sekunden?«
    »Nein, viel weniger. Das läuft schneller ab, als du dir vorstellen kannst, innerhalb von Sekundenbruchteilen. Aber in diesem Zeitraum werden gewaltige Mengen
Energie und Strahlung freigesetzt. Das Äquivalent von Tausenden Tonnen Sprengstoff, Millionen Kilogramm. Viel mehr als bei jeder konventionellen Bombe.«
    » Millionen Kilogramm?«
    »Du hast schon richtig gehört. Stell dir einen Lkw vor, der mit konventionellen Bomben gefüllt ist. Eine dieser Bomben ist wie eintausend solcher Lkws. Und das ist nur eine kleine.«
    Jussufs Blick wanderte zwischen Nasiji und den Kisten in der Ecke hin und her. »Und wir haben das Material. Also können wir unsere eigene Bombe bauen.«
    »Ganz richtig. Diese beiden Bomben dürften genügend Uran für den Bau unserer eigenen Bombe enthalten.«
    »Aber du hast doch gesagt, die sind schwer zu bauen.«
    »Manche Bomben schon. Diese hier sind kompliziert. Wenn wir sie auseinanderbauen, erkläre ich dir das genauer. Eigentlich enthalten sie jeweils zwei Bomben. Konventioneller Plastiksprengstoff zündet die erste Bombe, die dann die zweite zündet. Das ist eine sehr elegante und wirksame Konstruktion. Allerdings müssen die Sprengstoffladungen an der ersten Bombe genau an der richtigen Stelle angebracht sein und in der richtigen Reihenfolge gezündet werden. Sonst kommt es nicht zu einer nuklearen Explosion, sondern nur zu einer Verpuffung.«
    »Verpuffung?« »Dabei wird die kritische Masse, die ausreichende Menge für eine Kettenreaktion, in unterkritische, also nicht spaltende Mengen, geteilt. Die Bombe geht hoch, aber mit viel weniger Energie. Für unsere Bombe verwenden wir eine andere Bauweise, das sogenannte Kanonenrohrprinzip. Statt einer einzigen Urankugel, um die herum
der Sprengstoff angeordnet ist, teilen wir das Uran in zwei Teile auf …«
    »Hälftig?«
    »Nicht genau. Die beiden Seiten sehen unterschiedlich aus. Die eine ist ein Hohlzylinder, wie bei einem Automotor. Die andere passt genau in den Hohlraum.«
    Jussuf grinste. »Männlich und weiblich.«
    »Genau. Wir bauen beide Teile in einem Abstand von zwei Metern voneinander auf und schießen eines auf das andere. Wenn sie aufeinandertreffen, wird die kritische Masse überschritten, und die Kettenreaktion setzt ein. Und dann kommt es zum großen Knall.«
    »Keine Verpuffung.«
    »Keine Verpuffung. Little Boy , die Bombe von Hiroshima, war von diesem Typ. Die Amerikaner waren sich so sicher, dass sie funktionieren würde, dass sie nicht einmal getestet wurde. Sie haben sie einfach abgeworfen. Und sie hat funktioniert.«
    Jussuf schwieg. Er rieb sich mit den Fingern die Schläfen wie ein Schüler in seiner ersten Algebrastunde. »Hm …«, sagte er schließlich. »Wir nehmen also das ganze Uran aus den vier Bomben in diesen beiden Gefechtsköpfen und packen es in eine einzige unserer Bomben.«
    »Ja, mein Freund. Genau

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