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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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so. Unsere Bombe wird nicht so groß wie eine von diesen hier sein, aber immer noch groß genug.«
    »Wie groß?«
    »So wie die von Hiroshima. Um die fünfzehn Kilotonnen oder so. Die Bombe, die hunderttausend Menschen getötet hat und durch deren Hitze auf einer Fläche von einem Quadratkilometer alles verdampft ist.«
    »Aber … eines verstehe ich immer noch nicht. Wir nehmen
diese Bomben auseinander, sägen sie auf, um an das Uran in ihrem Inneren zu kommen. Was, wenn irgendwelche Fallen eingebaut sind?«
    »Das kann schon sein, aber das wissen wir erst, wenn wir sie geöffnet haben. Niemand hat so etwas je versucht. Aber vergiss nicht: Diese Bomben sind so gebaut, dass sie nicht zünden, selbst wenn sie bei einem Brand oder einem Flugzeugabsturz beschädigt werden. Sie sind äußerst stabil. Und selbst wenn es irgendwelche Fallen gibt, habe ich schon eine Idee, wie wir sie umgehen.«
    »Und wie?«
    »Da musst du schon noch einmal im Schach gewinnen.«
    Jussuf griff nach dem Brett, aber Nasiji winkte ab. »Nicht jetzt. Wir müssen ins Ruderhaus.«
     
    Nasiji verstand nicht viel von Schiffen, doch selbst er konnte sehen, dass die Juno in gutem Zustand war. Sie war zwanzig Jahre alt, wirkte jedoch neuer. Jeden Morgen wischte die Besatzung Gänge und Gemeinschaftsbereiche. Trotzdem fühlte sich Nasiji höchst unbehaglich, seit in der vorangegangenen Woche die britische Küste hinter ihnen verschwunden war. Der Gedanke an das Wasser, das sie von allen Seiten umgab, verfolgte ihn.
    »Kannst du dir vorstellen, dass Menschen so was zum Spaß machen?«, fragte er Jussuf, als sie die Treppe zum Ruderhaus erklommen. »Schiff fahren, meine ich.«
    »Wieso nicht? Sonst würde es nicht so viele Luxusjachten geben.«
    »Nicht mein Ding.«
    »Das habe ich gemerkt.« Der spöttische Unterton in Jussufs Stimme war nicht zu überhören.
    Das Ruderhaus war verlassen, als sie dort ankamen -
bis auf Haxhi, den Kapitän. Er war Albaner und natürlich Muslim, ein untersetzter Mann mit O-Beinen und massigem Brustkasten. Nasiji konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass ein tiefer Schwerpunkt bei schwerer See bestimmt von Vorteil war.
    »Wie geht’s, meine Herren? Ein bisschen grün um die Nase?«
    »Alles bestens.« Nasiji ärgerte sich darüber, dass er mit seiner Seekrankheit zum Gespött des ganzen Schiffes geworden war. »Wo sind die anderen?«
    »Manchmal bin ich hier oben lieber allein.« Haxhi zeigte auf eine Karte des Nordatlantiks, die an der hinteren Wand des Ruderhauses hing. »Ich habe gute und schlechte Nachrichten. Zuerst die gute Nachricht. Wir liegen für heute Abend im Zeitplan. Unsere aktuelle Position …« Haxhi deutete auf einen Fleck ostsüdöstlich von Neufundland, einer L-förmigen kanadischen Provinz, die weit in den Atlantik hinausragte. Sie hatten vor, die Kisten in einer Bucht an der Südostküste von Neufundland zu entladen, in der Nähe von Trepassey, einem Dorf mit neunhundert Einwohnern, das im Grunde nur aus ein paar Dutzend Häusern bestand, die sich direkt am Ozean unter den weiten grauen Himmel duckten. »Wir sind noch etwa vierhundert Kilometer von der Landestelle entfernt. Ungefähr in zwölf Stunden dürfte die Küste in Sichtweite kommen. Kurz vor Mitternacht. Ab da sind es noch etwa neunzig Minuten.«
    Nasiji griff nach dem Satellitentelefon in seiner Jacke. Er benutzte es nur ungern, weil es von den Amerikanern leicht zu orten war. Aber er hatte das Gerät erst wenige Wochen zuvor gekauft und nur zweimal verwendet. Außerdem ließ sich der Anruf nicht vermeiden. Er gab eine
amerikanische Nummer mit der Vorwahl 716 ein - das war ein Gebiet im Norden des Bundesstaates New York. Wenige Sekunden später zeigte ein Klicken an, dass die Verbindung zustande gekommen war.
    »Hallo?«
    »Doktor?«
    » Nam. «
    »Wir kommen heute Abend an. Gegen ein Uhr. Du weißt ja, wo.«
    »Natürlich.«
    »Gut. Bis heute Abend dann.«
    »Inschallah.«
    »Inschallah.«
    Nasiji beendete die Verbindung und steckte das Telefon weg. »Danke, Kapitän.«
    »Und jetzt die schlechte Nachricht.«
    »Und die wäre?«
    Haxhi deutete auf die Glasfenster vorn am Ruderhaus. In der Ferne ballten sich am Horizont düstere Wolken zusammen, deren Grau schon fast schwarz zu nennen war.
     
    Die nächsten Stunden waren für Nasiji die Hölle. Er blieb eine Weile mit dem Kapitän und Jussuf im Ruderhaus. Schließlich torkelte er zurück in seine Kabine, wo er sich zweimal in den Eimer neben seinem Bett übergab. Haidar, der

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