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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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keine Rolle. Der Tod war unausweichlich. Er würde sterben, und Wells würde leben.
    Wells griff in Janskys Jackentasche, holte sein eigenes Handy und das von Jansky heraus. Beide waren glitschig vom Blut. Wells drückte Jansky auf den Boden des Maybach, bis der Russe auf dem Rücken lag, und stieg aus. In den Wohnblocks neben dem Hotel flammten Lichter auf, aber auf der Straße war niemand unterwegs, und bisher waren keine Sirenen zu hören. Er warf seine blutdurchtränkte Jacke neben Jansky hinten in den Wagen. Dann zog er den Fahrer aus dem Auto, ließ ihn auf den Boden fallen und setzte sich selbst ans Steuer. Fahrer und Leibwächter blieben zurück. Wells versuchte, seine Ohren zu verschließen, aber vergeblich: Er hörte jeden gurgelnden Atemzug, bis Jansky endlich verstummte.
     
    Zum Glück für Wells war die örtliche Moskauer Polizei im Gegensatz zum FSB unterbesetzt und unterbezahlt. Auf Verbrechen, die außerhalb des goldenen Viertels um den Kreml begangen wurden, reagierte sie daher nur
langsam. Wells, der in südöstliche Richtung fuhr, hörte erst nach sieben Minuten in der Ferne die ersten Sirenen. Bis dahin hatte er die Gefahrenzone längst verlassen. Er fuhr noch ein paar Minuten weiter, bevor er den Maybach in einer Gasse abstellte, die von einer schmalen Straße abging. Bis zur nächsten Metrostation waren es nur ein paar Meter. Der Wagen würde am nächsten Morgen gefunden werden, aber das ließ sich nicht ändern.
    Wells schaltete das Licht aus und blieb in dem stillen Maybach sitzen. Er wäre gern in die Luft gegangen und hätte mit der Faust eine Scheibe eingeschlagen, aber er beherrschte seine Wut. Zu oft hatte er sich an diesem Abend schon zum Narren gemacht. Drei Männer waren tot, ohne dass er sein eigentliches Ziel erreicht hatte. Jede Chance, an Markow und damit an Kowalski heranzukommen, war verspielt. Mit seiner Aktion hatte er zudem eine eventuelle Untersuchung des Anschlags auf ihn und Exley durch die CIA verhindert. Die Agency konnte sich nach diesem Vorfall unmöglich bei den Russen nach Markow erkundigen. Bestenfalls würden beide Seiten so tun, als hätte es die Ereignisse von Washington und Moskau nie gegeben. Schlimmstenfalls, sofern Markow im Kreml entsprechenden Einfluss besaß, würde sich Russland zum Vergeltungsschlag genötigt sehen, und FSB und CIA würden ihre Leute gegenseitig eliminieren. Als hätte die Welt nicht schon genug Probleme.
    Nun, zumindest hatte sich Nicholas Rosette für das revanchiert, was Shafer vor vielen Jahren im Kongo für ihn getan hatte.
    Wells nutzte das restliche Wasser in der Flasche, die der Fahrer bei sich gehabt hatte, um sich Janskys Blut, so gut es ging, von Händen und Gesicht zu waschen. Auf dem
Beifahrersitz lag der lange blaue Wollmantel des Chauffeurs. Wells griff danach, stieg aus und zog den Mantel über, um seine blutige Kleidung zu verdecken. Solange niemand genauer hinsah, würde er damit durchkommen. Während er zur Metro ging, lauschte er auf das Heulen der Sirenen in der Ferne. Jalal Sawayas Pass warf er in einen Gully. Jalal war ebenso tot wie Jansky und dessen Leibwächter. Am Morgen würde Wells einen Platz auf der ersten Delta-Maschine buchen und hoffen, dass ihn sein amerikanischer Pass und der Name Glenn Kramon sicher nach Hause brachten.

12
    Nordatlantik
    Das Feld war schwarz und orange gestreift wie ein Tiger in einem Zeichentrickfilm. Alle Spieler trugen Armeeuniformen. Der Mann, der mit dem Ball dribbelte, war General, wie Nasiji an den Sternen auf seinen Schultern erkannte. Die Verteidiger stürzten sich auf ihn, aber er schleuderte sie beiseite. Den Schiedsrichtern schien das gleichgültig zu sein. Der General hatte kein Gesicht, doch Nasiji erkannte ihn trotzdem. Es war Khalid, sein Vater. Nasiji hob die Faust, um ihn anzufeuern …
    Und plötzlich verwandelte sich das Feld in eine breite Bagdader Straße, die zu einer Überführung anstieg. Nicht dorthin , versuchte Nasiji zu sagen. Fahrt außen herum. Aber die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, und dann kippte die Straße zur Seite, und Nasiji wusste, was geschehen würde und …
    Eine Hand drückte seine Schulter. Seine Faust schoss in die Höhe und hätte fast Jussuf getroffen. Jussuf? Bagdad verschwand, als Nasiji merkte, wo er war. Nichts hatte sich verändert. Er lag auf einem schmalen Bett in einer fensterlosen Kabine, deren Wände von tristem Grau waren. Zu seinen Füßen befand sich ein Schreibtisch, auf dem er seine Bücher festgeschnallt hatte,

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