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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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uns eigentlich so gut, Vinny?«
    »Für Leute wie Sie gibt es nur zwei Arten aufzuhören. Zwei, die im Grunde auf dasselbe hinauslaufen. Sie werden zu alt, oder Sie sterben.«

    »Gilt das nicht für uns alle?«
    »Sie haben keine Ahnung, wie wichtig wir für Sie sind. Unseretwegen können Sie in den Spiegel sehen und sich sagen, Sie kämpfen für das Gute. Für Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Das ist vielleicht nicht viel, aber besser als nichts. Ohne das sind Sie bloß ein eiskalter Killer.«
    »Wenn Sie meine moralische Instanz sind, ist es noch schlimmer um mich bestellt, als ich dachte.«
    »Dann gehen Sie, jetzt sofort, nach Moskau oder Beijing oder sonst wohin. Für einen Mann mit Ihren Talenten dürfte es genügend Interessenten geben.« Duto wartete. »Nein, John? Das wundert mich nicht.«
    »Das war mehr als deutlich«, mischte sich Shafer ein. »Sie brauchen nicht weiter darauf herumzureiten.«
    »Sie denken, ich kann Sie nicht leiden, John«, fuhr Duto fort. »Das stimmt. Seit Ihrer Rückkehr sind Sie das reinste Nervenbündel, und es wird immer schlimmer. Aber ich will Ihnen etwas verraten. Mir ist es trotzdem lieber, Sie auf unserer Seite zu wissen.«
    Ein Vertrauensvotum. Nicht ganz das, womit Wells gerechnet hatte.
    »Aber darf ich Sie um etwas bitten? Geben Sie uns beim nächsten Mal zumindest eine Chance. Wenn Sie schon drei Menschen töten, dann als letztes Mittel. Nicht als erstes.«
    »Verstanden.« Der Gedanke, sich bei diesem Mann zu entschuldigen, war Wells zuwider. Aber was blieb ihm anderes übrig? Duto hatte Recht. In der dritten Klasse hatte er in Hamilton mit einem Freund auf der Straße Baseball gespielt. Dabei war im Nachbarhaus eine Scheibe zu Bruch gegangen. Er konnte sich noch gut an das klirrende
Geräusch des zerberstenden Glases erinnern, wusste noch genau, wie sich der Stolz auf den unerwartet kräftigen Wurf in Beklemmung verwandelt hatte. Das war meine Schuld. Ich wollte das nicht, aber schuld bin ich trotzdem. Das muss ich dem Nachbarn sagen.
    Heute Nacht fühlte er sich genauso.
    »Es tut mir leid, Vinny«, sagte er. »Drei Menschen sind tot, und der, auf den ich es abgesehen hatte, war nicht einmal dabei. Ich kann mich nur entschuldigen, mehr gibt es da nicht zu sagen.«
    Die Entschuldigung schien Duto ebenso zu überraschen wie dessen Vertrauensbekundung Wells.
    »Schon gut«, meinte Duto schließlich. »Sie hatten Ihre Gründe.«
    »Das glaubt mir kein Mensch«, mischte sich Shafer ein. »Der Löwe liegt beim Lamm, wobei ich nicht recht weiß, wer wer ist.« Er stand auf und streckte die Arme nach den beiden anderen aus. »Was kommt jetzt? Gruppenumarmung? Vertrauensübungen?«
    »Hören Sie auf, Ellis«, sagte Duto.
    Wells hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Die Entschuldigung änderte nichts an der Abneigung, die er für Duto empfand. »Wie verhalten wir uns? Den Russen gegenüber, meine ich?«
    »Wir lächeln und lügen ihnen ins Gesicht«, erwiderte Duto. »Wie immer. Bisher hat der FSB Sie nicht identifiziert, zumindest uns gegenüber nicht.«
    »Kann es sein, dass die nicht wissen, wer dahintersteckt?«
    »Vielleicht hält Markow den Mund, weil er sonst zugeben müsste, dass er für den Anschlag hier verantwortlich ist. Wenn Sie Markow in Ruhe lassen, wächst vielleicht
Gras über die Sache.« Duto beugte sich vor. »Können Sie damit leben? Sonst stehen wir nämlich wieder am Anfang.«
    Wells wandte den Blick ab und ließ ihn über das Bücherregal wandern. Er hatte keine Chance, jemals an Markow heranzukommen. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Der Mann würde Moskau die nächsten zehn Jahre lang nicht mehr verlassen. Außerdem war Markow nur ein Funktionär, ein Befehlsempfänger von Kowalski. Er hatte versucht, Wells zu töten, und versagt. Jetzt hatte Wells das Gleiche getan. »Kann ich.«
    »So einfach ist das?«, fragte Duto.
    »So einfach ist das.«
    »Was ist mit Pierre Kowalski?«
    Mit der Frage hätte Wells eigentlich rechnen müssen, aber sie traf ihn trotzdem unvorbereitet. Natürlich wusste Duto Bescheid. Shafer musste ihn eingeweiht haben, um zu erklären, warum Wells so sicher war, dass es sich bei den Auftragskillern um Russen gehandelt hatte. »Was soll mit ihm sein?«
    »Werden Sie ihn uns überlassen, anstatt ihn sich selbst vorzuknöpfen?«
    Nach seiner Entschuldigung blieb Wells keine Wahl. »Einverstanden.«
    »Sicher?« Duto wartete.
    »Sicher.«
    »Gut. Wenn Sie nämlich wieder im Spiel sind, habe ich was für

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