John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
arbeitete er sich auf dem ansteigenden Boden zu der einen Seitenwand empor, und John Workmann stand einen Augenblick in tiefster Finsternis. Wieder einmal hatte eine Felswand seinen Führer und mit ihm auch die Lichtquelle verschluckt. Doch im gleichen Moment fiel von dorther schon wieder der Lichtkegel in die Grotte zurück und die Stimme Websters klang nachhallend durch die weite Höhle.
»Hier hinauf, Mr. Workmann! Hierher zu mir!«
John Workmann folgte vorsichtig dem wegweisenden Lichtstrahl. Er verstand jetzt vollauf die Warnung Websters, daß auch der geringste Knochenbruch, ja schon ein verstauchter Knöchel in dieser gottverlassenen Gegend zur Katastrophe werden müsse. Nun stand er wieder neben seinem Führer und konnte sich einer Frage nicht enthalten.
»Ich wundere mich, Mr. Webster, wie sicher Sie den Weg hier finden. Besteht nicht Gefahr, daß wir uns rettungslos verlaufen und nie wieder an das Tageslicht zurückkommen?«
James Webster lächelte.
»Der Weg ist markiert. Ich habe ihn bei meinem ersten Besuche so markiert, daß ich ihn sicher wiederfinde. Ein anderer freilich wird die Markierung nicht sehen, und der soll sie ja auch nicht sehen.«
Die beiden waren unterdessen weitergelaufen, und jetzt zeigte sich eine Änderung in den Gesteinsarten. Während der jetzt wieder recht enge Gang merklich nach links umbog, bestand seine linke Seite nach wie vor aus den tiefschwarzen, glänzenden Basaltsäulen, während die rechte Seite von einem anderen blaugrauen Gestein gebildet wurde, dem jedes kristallinische Gefüge fehlte.
»Wir stehen an der Grenze der beiden Felsarten«, erklärte Webster. »Hier hat der geschmolzene, hellweißglühende Basalt den älteren Quarzfelsen erreicht, zerdrückt und zur Seite geschoben. Dann, viel später jedenfalls, hat sich der Basalt wieder zurückgezogen. So entstand dieser Gang an der Grenze, in dem wir jetzt stehen. Dabei aber muß sich etwas ereignet haben, was für uns recht angenehm ist und was wir nun gleich sehen werden.«
Nochmals ein paar Schritte… und John Workmann sah, was James Webster gemeint hatte. In dem graublauen, hier wie verbrannt und verräuchert aussehenden Quarzgestein zeigte sich eine gelblich schimmernde Ader. Sie setzte etwa fingerstark ein, verbreiterte sich dann bis zur Handbreite und zog sich die Quarzwand wohl über 20 Meter weit entlang.
»Was ist das?« fragte John Workmann.
»Gold, Mr. Workmann, gediegenes Gold. An dieser Stelle hier habe ich jenes Nugget entnommen, von dem ich Ihnen in New York erzählte.«
»Gold… gediegenes Gold… und das steckt hier in solcher Menge im Felsen… und gehört niemand…?«
»Gehört dem, Mr. Workmann, der es zuerst findet und an sich nimmt. So ist es stets und immer mit allem Gold der Erde gewesen.«
Währenddessen hatte Webster sein Bündel zur Erde geworfen und noch eine zweite Lampe entzündet.
»An die Arbeit, Mr. Workmann. An die Arbeit, solange unsere Kräfte reichen. Wir müssen die Goldader zunächst wenigstens mit Fäustel und Schlägel aus dem Quarz heraushauen. Wir können es nicht riskieren, hier in dem engen Gang mit Dynamit zu sprengen. Sehen Sie mir nur erst ein Weilchen bei der Arbeit zu, dann versuchen Sie es selber.«
Während dieser Worte hatte Webster seine Jacke ausgezogen und die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt.
»Wir müssen das Gestein rund um die Ader herum wegschlagen«, sagte er, während er den Fäustel, den scharfen Bergmannsmeißel, auf das Gestein setzte und die ersten Schläge mit dem schweren Hammer tat. Die Funken sprühten unter der Meißelkante und der Gang dröhnte unter den wuchtigen Schlägen. Brockenweise flog das Gestein unter dem Meißel davon, und Schlag um Schlag legte Webster die Goldader frei. Erst während dieser Arbeit wurde es möglich, sich ein ungefähres Bild von der Ergiebigkeit des Fundes zu machen. Die Goldader war überall ungefähr ebenso breit wie tief. Das Gold ging nicht auf unabsehbare Entfernung etwa wie ein Kohlenflöz in das Gestein hinein. Es war aber auch umgekehrt nicht nur eine papierdünne Schicht auf der Gesteinsoberfläche, sondern eben eine solide, runde Goldader.
»Ich hätte Sie nicht überredet, hierherzukommen und Ihr gutes Geld in die Sache zu stecken, wenn ich der Größe des Fundes nicht vollkommen sicher gewesen wäre«, sagte Webster. »Von jenem ersten Nugget her wußte ich, daß es sich hier nicht um eins jener üblen Naturschauspiele handelte, bei denen das Gold große Steinblöcke nur mit einem
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