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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Stampede war ausgebrochen. Sinnlos vor Furcht, unlenkbar und vorläufig unbeeinflußbar, stürmte die Herde geradlinig in die tobende Gewitternacht hinein. Ein Peitschenhieb traf irgendwoher das Pferd John Workmanns. Wild bäumte es sich auf, und er hatte alle Mühe, im Sattel zu bleiben. Dann raste der Gaul los. Als John Workmann wieder einigermaßen zu sich selber kam, erkannte er beim Scheine der immer noch niedergehenden Blitze, daß er Seite an Seite mit Jay Williams dahinjagte und daß die Mehrzahl der Cowboys sie in dichtem Schwarm umgaben. Dies Rudel von einem knappen Dutzend Pferden war aber wiederum dicht von der Spitze der ausbrechenden Rinderherde umgeben und flankiert. Blitzartig erkannte John Workmann die Gefahr. Wurde ein Reiter abgeworfen, so drohte ihm das Schicksal, zerstampft zu werden. Nur auf dem Sattel der galoppierenden Pferde war Rettung. Und das Gelände war nicht das beste. Der Boden der Prärie wies Maulwurfhügel und Bauten von allerlei kleinem Getier auf, die unter Umständen einem Reiter verhängnisvoll werden konnten.
    Wohl eine halbe Stunde brauste die wilde Jagd so über die Prärie. Da spürte John Workmann, wie Jay Williams ihn nach rechts abzudrängen begann. Der erste Ansturm der Stampede war gebrochen. Wohl galoppierte die Herde noch weiter, aber das Tempo des rasenden Galopps verlangsamte sich, und es wurde möglich, die Herde wieder zu führen. Die vordersten Rinder folgten den Pferden, und die ganze Herde folgte natürlich den vordersten Rindern. Während der Galopp allmählich mehr und mehr abebbte, führte Jay Williams seine Herde in großem Bogen wieder zu dem Bahngeleise zurück, von dem sie im Schrecken des Gewitters fort in die Prärie hinausgestürmt waren. Zwei Stunden vergingen darüber. Dann hatten die Cowboys die Herde wieder in voller Gewalt. Sie umschwärmten sie von allen Seiten, bearbeiteten sie mit den langen Peitschen und brachten sie schließlich beinahe an der alten Stelle neben der Bahn wieder zum Stehen. Und dies Stehen währte nicht lange. Nachdem die sinnlose Angst von den Tieren gewichen war, spürten sie die volle Erschöpfung der wilden Jagd. Massig und schwerfällig, mit keuchenden Flanken und hängender Zunge ließ sich eines der Tiere nach dem anderen nieder, wo es gerade stand. Das Gewitter war inzwischen in einen kurzen, wolkenbruchartigen Regen übergegangen. Jetzt nahm auch der ein Ende. Die Wolken verzogen sich, und heller Mondschein bestrahlte die weite Fläche.
    Jay Williams überschaute das Ganze mit prüfendem Blick. Dann blieb sein Auge auf John Workmann haften. »All right, Mr. Workmann, Sie sind ein fixer Kerl. Sind die letzten drei Stunden verdammt dicht an der ewigen Seligkeit vorbeigeritten. Well, Reiten ist keine Kunst, sondern eine Gabe.«
    Jay Williams rief ein paar Cowboys und gab ihnen den Auftrag, die auf dem alten Lagerplatz zurückgelassenen Decken, Zelte und Proviantvorräte heranzuholen.
    »Ein glattes Stück Arbeit«, wandte er sich wieder an John Workmann. »Abgesehen von den paar durch den Blitz getöteten Tieren haben wir die Herde vollzählig beisammen. Ich habe Stampeden erlebt, bei denen das Viehzeug nach allen vier Seiten auseinanderstob und nicht der fünfte Teil gerettet werden konnte.«
    »Ich sah, Mr. Williams, daß Sie sich sofort an die Spitze der Herde setzten. Wir galoppierten direkt vor den Hörnern und Hufen der tollen Rinder. Warum taten Sie das?«
    »Weil es die einzige Möglichkeit ist, die wilde Herde so allmählich wieder in die Gewalt zu bekommen. Wenn man das will, my boy, dann darf man die Gefahr nicht scheuen.«
    Die Nacht verging ruhig, und am nächsten Tage zog die Herde wieder in gemütlichem Schritt ihrem Ziele Springshill entgegen.
    Am Abend des nächsten Tages kam die Station Springshill in Sicht, und die Nacht über lagerte die Herde neben der Hauptbahn. Im Dämmergrau des folgenden Morgens schob sich lang und schwarz ein Güterzug auf das Nebengleis.
    Reichlich sechzig der großen eisernen Güterwagen umfaßte er, die auf den amerikanischen Bahnen für den Viehtransport benutzt werden. Und nun begann für die Cowboys ein hartes Stück Arbeit. Stück um Stück mußten sie die Tiere aus der Herde heraus mit dem Lasso fangen und ihnen dann einen dicken Sack über die Augen binden. In dem Augenblick, da die Tiere nichts mehr sehen konnten, ließen sie sich gutwillig über die Laderampe in die Waggons treiben und blieben dort, mit Halfterstricken an Ringen der Wagenwand befestigt, stehen.

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