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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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ausweichen oder abtauchen, um der Kollision zu entgehen. Er war rund um die Uhr gefährdet, keineswegs nur im Schlaf. Kam ein Boot mit vielleicht siebzig Stundenkilometern auf ihn zu, musste er blitzschnell reagieren. Wie oft schon mag er nur mit knapper Not entkommen sein? Er tauchte dann kurz auf, um tief Luft zu holen, und wich im letzten Moment aus. Ich habe dieses Verhalten schon ein paar Mal beobachtet, wenn er mich unter Wasser schleppte und über unseren Köpfen ein Wasserskiboot unseren Weg kreuzte. JoJo ließ mich dann im letzten Augenblick los und schoss davon. Dumm war nur, dass er genau in die Richtung die Flucht ergriff, in die auch das Boot fuhr. Es holte ihn natürlich ein, und ihm blieb dann nur der Rückzug in die Tiefe, wenn er weiteren Verletzungen entgehen wollte.
    Ich war zutiefst entsetzt über diesen Beinahe-Unfall. Beim Spurt in Richtung Strand konnte ich mich zwar ein wenig abreagieren, wurde aber den Gedanken nicht los, was hätte passieren können, wenn es kein Katamaran gewesen wäre oder wenn nicht alles so sekundengenau abgestimmt gewesen wäre. Nicht die geringste Chance hätten wir gehabt. Mir fielen meine Eltern ein, ihre liebevollen Gebete und Gedanken für mich.
    In dieser Lage konnte ich nichts weiter tun, als mich um JoJo zu kümmern und weiter gegen die Bedrohung seines Lebensraums zu kämpfen.
    Als ich am nächsten Tag zum Strand kam, schwamm JoJo schon langsam in der Bucht auf und ab, als wartete er auf mich. Ich schwamm zu ihm, und er schnalzte mir ein Hallo zu, bevor ich ihm das Zeichen für die medizinische Untersuchung gab. Während ich mir seine Wunden anschaute, fiel mir auf, dass er sich nach dem Zusammenstoß mit dem Wasserskiboot weniger geschmeidig bewegte als sonst. Außerdem sah ich eine Bisswunde. Irgendein Räuber musste sich in der Nacht an ihn herangemacht haben.
    »Ach, JoJo, es tut mir so leid«, sagte ich zu ihm. Dabei stellte ich mir vor, dass ich ihm mit meinen Hände heilende Energien zuführte.
    Er schien das zu verstehen und auch meine Gedanken aufzunehmen. Jedenfalls entspannte sich sein Körper, er wandte den Kopf und sah mich mit einem braunen Auge an.
    Nach einer kleinen Schwimmrunde rief ich Peggy an, eine Tierärztin, die ich über den Stand der Dinge informieren wollte.
    »Ich hätte hier ein paar Antibiotika, die du dir abholen kannst«, sagte sie.
    In der nächsten Zeit behandelte ich mit Peggys und Davids Hilfe JoJos äußere Wunden. Wir verwendeten ein Lokalantibiotikum und trugen Salben auf, um die Infektionsgefahr zu ver ringern. JoJo ließ es von Tag zu Tag bereitwilliger geschehen.
    Noch im gleichen Monat erlitt JoJo eine weitere Verletzung. Wieder in der Wasserskizone. Er war dem Boot zwar ausgewichen, hatte aber den Slalom fahrenden Wasserskier falsch eingeschätzt. Wenn JoJo einem Boot auswich, tauchte er danach immer sofort wieder auf, um mit dem weiterzumachen, womit er sich vorher gerade beschäftigt hatte. Dieses Mal war es so, dass er direkt vor dem Wasserskifahrer auftauchte und dessen Ski ihm mit der Kante über die rechte Augenpartie fuhr. Es entstand eine Fleischwunde von ungefähr dreißig Zentimetern Länge.
    Sofort nach dem Unfall wurde ich benachrichtigt. Ich hatte alle, die JoJo kannten, gebeten, ihn im Auge zu behalten. War irgendetwas mit ihm, dass er es nicht mehr vermochte, solche Unfälle zu vermeiden?
    Auch die neue Wunde behandelten wir mit Antibiotika. Die Verletzung des Auges war für JoJo so unangenehm, dass er es zwei Wochen lang geschlossen hielt, immerhin aber gelang es, die Salbe einzubringen. Die Skikante war unter das Augenlid gefahren, und dort klaffte jetzt eine Fleischwunde. Noch nie hatte ich meinen Freund mit so vielen ernsten Verletzungen und offene Wunden gesehen. Peggy, die sich große Sorgen um ihn machte, versicherte, sie werde JoJos Antibiotika immer bereithalten – und sei auch selbst jederzeit einsatzbereit.
    »JoJo, was ist bloß mit dir?«, seufzte ich leise, als ich am Strand saß. Ich hatte sehr lange gebraucht, um alle seinen Wunden mit Salben zu versorgen, und der Mut drohte mich zu verlassen. Ich mochte tun, was ich wollte, anscheinend ließ sich der letzte, finale Unfall, bei dem keine Antibiotika mehr helfen würden, nicht verhindern.
    »Na, geht’s wieder?«, fragte David, als er sich abtrocknete. Auch seinem Gesicht war die Besorgnis deutlich anzusehen.
    Ich wollte Zweifel gar nicht erst aufkommen lassen und log: »Na klar. Nur ein bisschen müde vom langen Herumdoktern. Und zu

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