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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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bedeuten?«
    Remi schloss die Augen. Sein Atem ging heftig. Pierre
schubste ihn, doch der Freund reagierte nicht.
    »Sprich«, herrschte er ihn mit gedämpfter Stimme an.
    »Du hintergehst mich!« Remi öffnete die Augen und starrte
ihn hasserfüllt an. »Ich dachte, sie sei tot!«
    Seine Worten zogen Pierre den Boden unter den Füßen weg.
»Was redest du da, Mann?«, versuchte er sich seine
Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Als wüsstest du es nicht! Dabei hat dich dein Blick
verraten, lange bevor es ihr kahler Schädel tat.«
    Pierre stemmte die Hände gegen die Wand und sah seinem
Gefolgsbruder ins Gesicht. »Du bist nicht bei Sinnen«,
bemerkte er.
    »Du bist es nicht wegen diesem einfältigen Weib! Wie
konnte sie überleben? Ich habe dafür gesorgt, dass sie
stirbt.«
    Pierre stockte der Atem. »Sag das noch einmal«, raunte er.
Ehe er sich versah, rammte er seine Faust in Remis Bauch.
Dieser würgte heftig, bevor er trotzig sein Kinn hob.
    »Du hast einst mich als Gefolgsbruder gewählt, nicht sie!
Ich war all die Jahre für dich da, führte dein Schiff, stand
dir zur Seite. Wir teilten uns Weiber, und wir teilten
allein manch amüsante Stunde miteinander. Es kann dir nicht
gleichgültig sein, was ich fühle«, stieß er stockend hervor.
Pierre biss die Zähne aufeinander und trat einen Schritt
zurück.
    »Du hast dafür gesorgt, dass sie stirbt?«, flüsterte er
fassungslos. »Wie konntest du das tun? Du warst mein Freund,
mein Bruder. Wir standen uns nahe!«
    »Sie stand dir immer näher als ich. Ich bereue es nicht«,
erwiderte Remi.
    Pierres Hand umschloss seinen Säbel. Er kämpfte mit
widersprüchlichen Gefühlen.
    Remi sah ihn verzweifelt an. »Sie wollte dich nicht! Sie
trieb dich in den
contrabando
Handel. Du hast dich lange
Zeit nicht um deine Mannschaft gekümmert, Pierre! In diesen
Stunden ergriff ich für dich das Wort. Die Männer standen
kurz vor einer Meuterei. Ich allein habe sie besänftigt.
Doch als wir endlich nach Cayone zurückkehrten, brachte dich
einzig die Erwähnung ihres Namens um den Verstand. Ich
musste etwas unternehmen!«
    »Was hast du getan?«, fragte Pierre tonlos.
    »Ich ging zu L’Olonnais.« Die Antwort schwebte wie eine
unheilvolle Wolke zwischen ihnen.
    Pierre schnaubte. »Ausgerechnet!« Er dachte an Jacquotte
zurück, die blutend in den Armen des Totenkopfs lag. An ihr
Verschwinden in jener stürmischen Nacht und an Remis
Gleichgültigkeit, als die Nachricht von Jérômes und
Jacquottes Tod die Schankräume erfüllte. Endlich verstand er
auch die Genugtuung in seiner Stimme, als er sagte, dass sie
nicht mehr zwischen ihnen stand. Remi trug Mitschuld an
Jacquottes Schicksal.
    »Was weiß der Olonnaise?« Pierre zog den Säbel aus der
Schärpe um seine Hüfte. Remi registrierte die Bewegung mit
einem erstickten Aufschrei.
    »Ich offenbarte ihm meine Gefühle für dich und er
verstand. Deshalb forderte ich ihn auf, etwas zu
unternehmen. Ich erzählte ihm, dass Jérôme der Gefolgsbruder
von Jacquottes Vater war. Ich wollte, dass L‘Olonnais ihn
beobachtete, denn ich wusste, er würde ihn zu der roten
Metze führen.« Remis Stimme überschlug sich.
    »Hast du ihm von Manuel erzählt?«
    »Nein!« Remi reagierte so schnell, dass Pierre ihm
glaubte.
    »Wie konntest du nur so dumm sein?« Er rieb sich die
Stirn. Der Verrat seines Freundes setzte ihm zu. Er fühlte
sich ausgelaugt.
    »Ich wollte nicht, dass L‘Olonnais Jérôme umbringt. Du
musst mir glauben, Pierre, ich wollte es nicht!«
    »Du hast eine Bestie beauftragt, Remi. War es die Sache
wenigstens wert?« Er biss sich auf die Lippen. Verbitterung
erfasste ihn.
    Remi antwortete nicht.
    »Hast du ihm bereits Bericht erstattet?« Pierre senkte
resigniert den Kopf.
    »L‘Olonnais misstraut Antoine. Ich sollte euch beide
beobachten und Meldung machen.«
    »Das hattest du vor, als du vor mir weggelaufen bist.« Es
war eine Feststellung. Pierre schluckte. Remis Schweigen
bestätigte seine Ahnung. »Hat es dir nicht gereicht, ihr
einmal den Tod zu bescheren?«
    Remi lachte gequält. »Ein Weib ist kein ehrenwerter
Bruder. Schon gar nicht, wenn es sich als Mann verkleidet.
Ich habe ihretwegen kein schlechtes Gewissen. Selbst der
Kodex kann mich nicht für diese Tat richten.«
    Pierre überraschte sich selber mit der Schnelligkeit, mit
der er den Säbel durch die Luft schwang. Als er die Klinge
in Remis Oberkörper stieß, riss dieser den Mund zu einem

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