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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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is‘ eine seiner Musketen.
Von Brachie aus Dieppe. Stellen die besten her.«
    Jacquotte prüfte beeindruckt das Gewicht der Waffe in
ihrer Hand, nickte Jan kurz zum Abschied zu und folgte dem
Kapitän nach Backbord. Anfangs hatte sie der Gedanke, allein
mit Tête-de-Mort und seinen Männern in den Kampf zu ziehen,
verängstigt, aber inzwischen kannte sie ihren Platz und
fühlte sich auch ohne Jan an der Seite bereit für ihre
Aufgabe.
    Behände kletterten die Männer in die beiden schaukelnden
Beiboote. Sie würden des Öfteren zwischen dem Schiff und dem
Festland verkehren müssen, bis endlich der Großteil der
Mannschaft an die Küste gebracht worden war. Jacquotte
wartete auf ein Zeichen von Tête-de-Mort, bevor sie sich an
der wackligen Leiter in die Tiefe hangelte. Das Meer war
unruhig und ließ das Beiboot heftig wanken. Fast wäre
Jacquotte ins Wasser gefallen und war erleichtert, als sie
auf dem rutschigen Holz Halt fand. Die nachfolgende
Überfahrt war ein Tanz auf den schwarzen Wellen. Sie kaute
beständig auf den Samen, aber ihr überreizter Magen kannte
keine Gnade. Fast überschlug sich das Boot, als es mit einem
eindrucksvollen Brecher an den Strand gespült wurde. Doch
sie nahm den feinen Sand nicht wahr, den sie ersehnt hatte.
Nach einigen Schritten stolperte sie, fiel auf die Knie und
übergab sich geräuschvoll. Die vorüberziehenden Männer
quittierten diese Regung mit vorwitzigen Bemerkungen und
ließen Jacquotte schnell wieder auf die Beine kommen.
Hustend stapfte sie in Richtung des schützenden Waldes und
fuhr sich ärgerlich mit dem Ärmel ihres Hemdes über das
verschwitzte Gesicht. Sie durfte keine Schwäche zeigen!
    Ein Stück landeinwärts kämpften sich die Mannschaften der
vier Schiffe durch das modrige Brackwasser, das sich unter
den verschlungenen Wurzeln der Küstenvegetation sammelte.
Fliegen schwirrten um ihre Köpfe und machten das Vorankommen
zu einer qualvollen Angelegenheit. Doch keiner gab einen
Mucks von sich, denn alle wussten, was auf dem Spiel stand.
Kaum waren sie außerhalb des Sumpfs angelangt, wurde ein
mitgebrachtes Rumfass aufgeschlagen, und die Männer labten
sich, um Kraft für das bevorstehende Unterfangen zu
schöpfen. Auch Jacquotte langte zu. Der Rum brannte in ihrem
Magen, bevor er eine wohltuende Wärme entsandte, die sich
ausbreitete und sie belebte. Sie rülpste. Ihre Sinne kehrten
zurück. Aufmerksam sah sie sich um. Bigford hatte es
geschafft, sich zum Kapitän eines Schiffes aufzuschwingen
und musste irgendwo unter ihnen weilen. Sie konnte nicht mit
Sicherheit sagen, ob er sie erkannt hatte, aber sie wollte
kein Risiko eingehen. Nach einigem Suchen entdeckte sie ihn.
Die vier Kapitäne berieten sich, während sie auf das
Eintreffen ihrer Männer warteten. Jacquotte pirschte sich
heran.
    »San Jago liegt etwa sechsundzwanzig Lieue von hier in
südöstlicher Richtung. Wenn wir heute losmarschieren, in den
Tagesstunden vermehrt rasten und dafür die Nächte
durchlaufen, sollten wir Mittwoch in der Stadt ankommen«,
hörte sie die Stimme von De l’Isle.
    »In meiner Mannschaft sind drei Männer, die sich in dieser
Gegend auskennen. Sie bilden die Vorhut. Die Ebene um die
Stadt ist baumlos, die Spanier haben dort ihre Viehweiden.
Aber es heißt, dass es etwa ein halbes Lieue vor der Stadt
einen guten Platz gibt, an dem wir uns sammeln und die Nacht
abwarten können«, erwiderte Lescouble.
    »Wir sollten vor dem Morgengrauen zuschlagen und den
Gouverneur in seinem Bett überraschen. Haben wir ihn, haben
wir die ganze Stadt.« Das war die Stimme von Bigford. Sein
englischer Akzent war unverkennbar.
    »Das wäre zu einfach, aber es ist ein Anfang«, sagte
Tête-de-Mort. »Wir müssen besonders die Südseite der Stadt
abschirmen. Dort liegt in etwa einem Lieue das Dorf El
Cotui. Die Bevölkerung sollte nicht dorthin fliehen, um
Hilfe zu erbitten.«
    »Vortreffliche Idee«, lobte De l’Isle. »Wir werden dennoch
nicht verhindern können, dass Einwohner flüchten und sich zu
den umliegenden Ortschaften durchschlagen. Daher muss unser
Ziel sein, die bedeutenden Leute der Stadt als Geiseln zu
nehmen und die Häuser schnellstmöglich zu plündern.
Innerhalb eines Tages müssen wir uns wieder auf den Rückweg
machen. Haltet eure Männer an, sich in der Stadt ausgiebig
zu stärken, denn wir werden durchmarschieren, und das wird
mit all der Beute kein leichtes Unterfangen werden.«
    »Aye«, hörte

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