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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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beschäftigt, auf dich
Acht zu geben, als auf sich und seine Männer. Wir brauchen
ihn. Das is´ das Problem.«
    Jacquotte biss sich zornig auf die Unterlippe. Wie konnte
es sein, dass sie irgendwann stets dieselben Dinge von den
Menschen in ihrem Leben zu hören bekam?
    »Ich wollte nie, dass er auf mich Acht gibt«, verteidigte
sie sich.
    »Ich weiß, du kannst selbst auf dich aufpassen«, knurrte
Jan, und sie horchte auf. Diesen Tonfall kannte sie nicht an
ihm.
    Von ihrem herausfordernden Blick gereizt, fuhr er fort:
»Kannste eben nicht! Du kämpfst wie ein Mann, du trinkst wie
ein Mann und du fluchst wie ein Mann. Und doch kannste dich
nicht wie ein Mann unter uns bewegen. Crochu juckt’s
regelmäßig in der Hose, wenn der Wind dir das Hemd an den
Leib presst. Und er is´ damit sicher nicht allein. Einzig
wegen deiner Verletzungen sitzen wir hier länger fest als
sonst. Jeden anderen hätte Tête-de-Mort mitsamt dem
schaurigen
inciseur
in Cayone zurückgelassen. Nur dich
nicht. Er stellt dich über die Mannschaft. Es is´ eben so.«
    »Es is´ eben so«, äffte Jacquotte ihn nach, doch Jan blieb
gelassen.
    »Ich sag`s wie es ist. Hab ich schon immer getan.« Er
zuckte die Schultern.
    Aufgewühlt sah sie ihm nach, als er mit hängendem Kopf
davon trottete. Um sich Luft zu machen, schlug sie gegen
einen der Tabaksäcke. Alles, was sie wollte, war ihre
Freiheit! Ihre Wut vermischte sich mit Resignation. Sie war
eine Frau. Jan hatte es ihr wieder einmal vor Augen geführt.
Man feierte und pries sie in Liedern, aber am Ende des Tages
war sie nur unter dem Schutz eines Mannes in Sicherheit. Was
musste sie tun, um anerkannt zu werden und ebenbürtig unter
den Brüdern zu leben?
    „Heirate«, beantwortete sie die eigene Frage und schürte
damit ihre Wut. Stöhnend hielt sie sich die Seite. Die
ruckartigen Bewegungen hatten ihre verheilenden Wunden
geweckt, die ihr nun die Hitze ins Gesicht trieben.
Entschlossen begab sie sich zur Reling, um der Mannschaft
bei ihrer schweißtreibenden Arbeit zur Hand zu gehen. Sie
benötigte Ablenkung! Das ständige Herumsitzen tat ihr nicht
gut. Sie hangelte sich an der Leiter hinunter und glitt in
die leichte Strömung. Das scharfe Salzwasser ließ sie heftig
die Luft einziehen, aber sie kämpfte sich tapfer ans Ufer
vor. Dort angekommen bedachte Ambroise sie mit einem
strafenden Blick. Meerwasser war nicht gut für den
Heilungsprozess. Jacquotte wusste das, doch als die
Mannschaft sie fröhlich willkommen hieß, fühlte sie sich
besser. Vermutlich hat Jan das Gerede zu ernst genommen,
dachte sie hoffnungsvoll und fing ein rostiges Messer auf,
das Crochu ihr zuwarf. Mit geschulten Bewegungen zerteilte
sie das Fleisch und trennte es von der
carapace
, der
Oberseite des Schildkrötenpanzers, wo es von einer grünen,
gallertartigen Substanz geschützt wurde, aus der man,
zusammen mit den ausgegrabenen Eiern, eine delikate Suppe
zubereiten konnte. Die einzelnen Stücke warf sie denjenigen
zu, die den Proviant in grobmaschigen Netzen sammelten, um
ihn später an Bord der
Fortune Noire
zu bringen. Dort
wanderten die Fleischstücke in Holzfässer, die anschließend
bis zum Rand mit Salz aufgefüllt und fest verschlossen
wurden.
    Während sie arbeitete, fing sie wiederholt den Blick von
Tête-de-Mort auf, der die Reparaturen am Schiff überwachte.
Ihre Gedanken kreisten um das Gespräch mit Jan. Sie wollte
nicht, dass Tête-de-Mort sie beschützte. Wie es schien,
hatte er es sich jedoch zur Aufgabe gemacht. Sie schleppte
das Fleisch in den Schatten und dachte an den Tag zurück,
als sie Jan zum ersten Mal begegnet war. Jeden anderen hätte
Tête-de-Mort zurückgelassen, waren die Worte ihres Freundes
gewesen. In diesem Moment kam ihr eine Idee. Damals hatte er
sie ebenso wenig zurückgelassen!
    Die Männer arbeiteten den ganzen Tag. Jacquotte gab ihr
Bestes, um mitzuhalten. Erst als der Abend hereinbrach, und
sich die Mannschaft den angenehmeren Dingen zuwandte, hielt
es sie nicht mehr aus. Ihre schmerzenden Wunden entflammten
ihre Wut zusätzlich und trieben sie zu Tête-de-Mort.
Unauffällig entzogen sie sich den neugierigen Blicken, die
ihr mit einem Mal bewusst wurden. Aufgebracht schnitt sie
ihm den Weg ab, kaum dass sie außer Sichtweite waren: »Du
hast es gewusst, als ich an Bord der Barke kam!“
    Sein Schweigen war Antwort genug. Sie verschränkte die
Arme vor der Brust und fixierte ihn herausfordernd.
    »Als ich

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