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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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eines Zweifels.
    »Wie kannst du dir so sicher sein?«
    »Ich spüre es.« Er schloss die Augen. Da war noch eine Wahrheit, die er seinem Sohn gestehen musste. »Ich habe dir schon gesagt, dass Riot und ich einmal Freunde waren. Sehr lange ist das her, fast eine Ewigkeit. Ich war noch jung damals. Auch er hat das Eyn getragen und war ein geachtetes Mitglied des Großen Kreises. Er hat mich ausgebildet, mich mitgenommen auf seine Reisen, mir ferne Länder gezeigt und mich in viele Geheimnisse eingeweiht. Ich hätte ihm ohne zu zögern mein Leben anvertraut.«
    »Was ist geschehen?«, fragte Jonathan.
    »Eine Frau«, sagte Cornelius schlicht. »Deine Mutter, Jonathan. Riot liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Er machte ihr teure Geschenke, legte ihr sein Herz zu Füßen. Helena mochte ihn. Sie ging sogar ein paarmal mit ihm aus, machte ihm aber nie die Hoffnung, dass mehr daraus werden könnte als Freundschaft. Aber er war überzeugt davon, dass sie seine Gefühle teilte, jedenfalls solange bis …« Er schluckte schwer. »… bis er sie seinem jungen Schüler vorstellte. Mir.«
    Plötzlich war Jonathans Kehle wie zugeschnürt. »Die Entführung, der Überfall auf das Dorf, dieser Krieg … soll das heißen, das alles ist nur passiert, weil du und Mama … weil ihr beide euch ineinander verliebt habt?«
    »Es ist nicht Riot, gegen den wir kämpfen, vergiss das nicht. Er ist nur ein Werkzeug …«
    »Papa!«
    »Ich wusste, dass Riot Helena vergötterte. Aber ich wusste auch, dass sie ihn niemals lieben würde. Riot war mein Mentor, mein Freund. Zugleich war deine Mutter alles für mich. Ich konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Was sollte ich tun? Zu meinen Gefühlen stehen und eine Freundschaft zerstören? Oder meine Liebe verleugnen?«
    »Du hättest es ihm sagen sollen«, sagte Jonathan.
    Cornelius seufzte schuldbewusst. »Erinnerst du dich, was ich zu Beginn unserer Reise gesagt habe? Erwachsene sind nichts weiter als alt gewordene Kinder, und genau wie Kinder machen sie dumme Fehler und hoffen, dass sie nicht dabei erwischt werden. Du hast recht. Ich hätte mit ihm reden sollen. Stattdessen habe ich gewartet und gehofft, dass sich das Problem von selbst erledigt, dass Riot eine neue Liebe findet oder Helena vergisst. Was für ein Idiot ich doch war!«
    Jonathan wagte kaum noch zu atmen. »Was hat er getan, als er die Wahrheit erfahren hat?«
    »Er war wie von Sinnen. Helena und ich, wir beide waren die Menschen, die ihm am nächsten waren, und wir hatten ihn hintergangen. Diese Wunde war schlimmer als jeder Messerstich. Er beschloss uns zu verdammen und zerstörte sein Eyn …«
    »… aber du hast doch gesagt, dass es unzerstörbar ist!«
    »In seinem Hass hat er einen Weg gefunden, frag nicht wie. Er zerstörte das Eyn und warf es den Herren des Großen Kreises vor die Füße. Alles, was er einmal war, starb an diesem Tag. Manche behaupten, dass sein Herz seitdem so kalt wurde und er deshalb fortan über Schnee und Eis gebieten konnte.«
    Jonathan fröstelte.
    Cornelius wirkte plötzlich sehr müde. »Nun weißt du, warum Riot mich verachtet. Und warum ich der Überzeugung bin, dass deine Mutter noch am Leben ist. Tief in diesem Eisblock, der einmal sein Herz war, ist immer noch ein winziger Fleck Menschlichkeit geblieben. Er hat nie aufgehört, Helena zu lieben.«
    »Aber was ist mit dem Weltenwanderer? Wir müssen Mama finden, Papa. Wir müssen sie von ihm befreien.«
    »Das werden wir, Jonathan.«
    »Wir? Soll das heißen, ich darf mit?«
    »Wenn du nicht gewesen wärst, hätte Riot uns mit seiner Armee in Grund und Boden gestampft. Nur dank dir sitze ich überhaupt noch hier. Du hast großen Mut bewiesen, und wir alle stehen in deiner Schuld. Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin.«
    Sie umarmten sich und hielten sich fest. Es war ein Gefühl von Wärme, das Jonathan lange vermisst hatte. Dann flog die Tür auf, so laut, dass beiden der Schreck in die Knochen fuhr. Jonathan sah Eliane auf sich zustürmen, strahlend vor Glück.
    »Endlich! Ich dachte schon, du wirst überhaupt nicht mehr wach.«
    Sie fiel ihm in die Arme. Seine Ohren wurden knallrot, was Cornelius nicht entging. Nur mühsam konnte er sich das Lächeln verkneifen.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte Jonathan.
    »In Ordnung? Machst du Witze? Das waren die verrücktesten Ferien meines Lebens! Los, komm, im Burghof ist die Hölle los.«
    Sie packte seine Hand und zog ihn hinter sich her. Halb stolpernd schlüpfte

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