Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
Vom Netzwerk:
Jonathan in seine Schuhe und schnappte sich seine Jacke. Er warf seinem Vater einen fragenden Blick zu, schließlich gab es noch einiges zu bereden, doch der lächelte und nickte ihm zu.
    * * *
    Ein riesiges Feuer loderte in der Mitte des Burghofes, so hoch, dass die Flammen den sternenübersäten Nachthimmel zu berühren schienen. Die Sieger des Kampfes feierten ein wildes Fest mit Musik, Tanz und Wein. Trotz (oder vielleicht gerade wegen?) all der schrecklichen Dinge, die passiert waren, herrschte eine gelöste Stimmung.
    Jonathan sah Männer und Frauen aus aller Herren Länder, die miteinander lachten oder plauderten. Man konnte an ihren Gesichtern lesen, welche Anspannung von ihnen abgefallen war. Eliane zog ihn weiter.
    »Hier ist er«, rief sie und winkte einem Mann zu, der sich mit Cassius unterhielt. Ergrautes Haar umrahmte sein jugendliches Gesicht, und in seinen dunklen Augen ruhte eine verborgene Traurigkeit. Als er Jonathan begrüßte, spürte er einen festen Händedruck und die raue Haut eines Mannes, der es gewohnt war, hart zu arbeiten.
    »Du bist Jonathan«, stellte er schlicht fest.
    Jonathan räusperte sich, brachte aber nur ein schüchternes Nicken zustande.
    »Darf ich vorstellen? Mein Vater«, sagte Eliane.
    Der Grauhaarige lächelte freundlich. »Kannst Philip zu mir sagen.«
    Erst jetzt bemerkte Jonathan die vielen Dorfbewohner, die sich unter die Gäste gemischt hatten. Sie waren wach und gesund! Der Angriff der Rachenflammen hatte keine Spuren hinterlassen. Ein großer Stein fiel ihm vom Herzen.
    Philip Silberstein räusperte sich. »Eliane sagt, du warst bei uns am Hof. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, Junge. Verrückt, dass ich wirklich drei Tage geschlafen habe.«
    »Mit einer indischen Grippe ist nicht zu spaßen«, brummte Cassius mit erhobenen Brauen. »Manche Leute wachen gar nicht mehr auf oder erst nach vielen Wochen.«
    »Indische Grippe? Nie davon gehört.«
    »Vor ein paar Tagen haben sie im Radio davor gewarnt. Hat wohl einer von den Stadtleuten bei uns eingeschleppt.«
    Elianes Vater zuckte mit den Schultern. Er kaufte die Geschichte. Immerhin war ja alles gut ausgegangen.
    »Würde nur gern wissen, was ihr Kinder so getrieben habt, während ich geschlafen habe.«
    »Nichts Besonderes«, grinste Eliane. »Erst haben wir ein Volk von sprechenden Glühwürmchen gesucht, dann eine Armee von Spinnern bekämpft und einen leibhaftigen Troll geweckt, der ein Haus auf seinem Rücken hatte …«
    Philip lachte laut auf. »Kinder, ihr habt eine Fantasie!«
    Cassius fiel in sein Gelächter ein. Zugleich warf er Eliane einen warnenden Blick zu.
    Rasch fügte sie hinzu: »Eigentlich haben wir nur ferngesehen.«
    Philip Silberstein schüttelte den Kopf. »Damit ist jetzt Schluss. Jetzt wird wieder gearbeitet. Kannst uns auf dem Hof helfen, wenn du magst, Jonathan.«
    Mit einem vorsichtigen Blick in Elianes Richtung sagte Jonathan: »Gern.«
    Sie gab ihm einen freundschaftlichen Hieb in die Seite. »Mist schaufeln, das wird dir Spaß machen, Blitzbirne.«
    Der Gedanke, noch eine Weile in Bärenfels zu bleiben, gefiel Jonathan tatsächlich. Das kleine Dorf, das er zuerst so sehr verabscheut hatte, war zu einer zweiten Heimat geworden.
    Eliane redete mit anderen Kindern, und Jonathan nutzte die Gelegenheit, sich ein wenig umzusehen. Er schlenderte durch den Burghof, schnappte Gespräche in fremden Sprachen auf und lauschte den Klängen der Musik. Abseits des Feuers bemerkte er etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Dort stand eine Tafel, auf der Fotos von Männern und Frauen hingen. Passfotos und Familienbilder, die lächelnde Gesichter zeigten. Kerzen und Blumen lagen davor. Eine Gedenktafel für die, die nicht nach Hause zurückgekehrt waren. Plötzlich war es wieder da, das namenlose Entsetzen. Ja, sie hatten Riot besiegt, doch abseits des großen Feuers zeigte der Sieg sein hässliches Gesicht. Trauer überkam Jonathan, als er daran dachte, dass die Familien und Freunde dieser Menschen vielleicht niemals erfahren würden, was wirklich geschehen war. Vielleicht galten diese Toten als vermisst. Vielleicht hatte man sich eine Geschichte für sie ausgedacht, um ihr plötzliches Verschwinden zu erklären. Aber was machte das schon für einen Unterschied für die, die zurückblieben?
    »Sie haben gehandelt wie freie Menschen. Jetzt müssen wir ihr Opfer ehren, indem wir das Leben feiern«, sagte eine tiefe Stimme.
    Jonathan bemerkte einen hochgewachsenen Afrikaner, der das Eyn als

Weitere Kostenlose Bücher