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Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition)

Titel: Jonathan Harkan und das Herz des Lazarus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ahner
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Wohin?«
    Sie zog eine Grimasse. »Du kennst diese Kerle. Hilf mir, sie zu finden.«
    »Und dann? Willst du sie mit einem Prügel aus Holz in die Flucht schlagen? Ich kann dir nicht helfen. Ich habe eine Aufgabe, die sehr wichtig ist und gefährlich …«
    Eliane hob die Brauen. »Da steht dir das Bauernmädchen natürlich nur im Weg …«
    »Jetzt halt doch mal endlich die Luft an!«, fuhr er ihr dazwischen. »Du lässt mich nie ausreden. Du bist echt das sturste Mädchen, das ich kenne.«
    Sie zuckte zurück und starrte ihn an.
    Jonathan räusperte sich. »Ganz ehrlich, ich wünschte, du könntest mich begleiten. Aber das ist zu gefährlich.«
    »Okay, Blitzbirne. Vielleicht verstehe ich es, wenn du es mir erklärst!«
    Er rang nach Worten. »Weil … weil …«
    »Ja? Ich höre!«
    »Ich habe allen Lebewohl sagen müssen, die ich gernhabe«, platzte es aus ihm heraus. »Ich weiß nicht, ob ich meine Mutter, meinen Vater, meinen Onkel oder meine Freunde jemals wiedersehen werde.« Etwas leiser fügte er hinzu: »Wenn ich nach Bärenfels zurückkomme, dann möchte ich wenigstens wissen, dass du noch da bist.«
    Ihr Zorn verrauchte, und sie sah ihn verblüfft an. Jonathan hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Die Worte waren ihm über die Lippen gerutscht, einfach so.
    »Es ist wichtig, dass wenigstens einer hier die Wahrheit kennt«, schob er eilig nach. »Für den Fall, dass die Polizei kommt und Fragen stellt, meine ich.«
    Ein seltsames Schweigen machte sich breit, das ihm zunehmend unangenehm wurde. Sein Blick fiel auf die alte Küchenuhr an der Wand. Die Zeit flog dahin.
    »Also dann … wir sehen uns.«
    Eliane hielt ihn fest. »Meinst du das ernst? Das, was du eben gesagt hast? Du machst dir Sorgen um mich?«
    Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss, und zuckte mit den Schultern. Sie würde sich bestimmt bis an sein Lebensende über ihn lustig machen. Zu seiner Überraschung blieb sie ernst.
    »Wir sollten zusammenhalten. Wenn wir aufeinander aufpassen, haben wir die größte Chance, heil aus der ganzen Sache rauszukommen.«
    »Aber du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun kriegst.«
    »Du doch auch nicht!«
    Sie hatte natürlich recht. Cassius hatte Jonathan kaum mehr als eine Handvoll bunter Steinchen gegeben – viel zu wenig, um das Mosaik zu vollenden und ein Gesamtbild erkennen zu können. Der Weg in den Wald mochte kurz sein, aber man musste keine blühende Fantasie haben, um sich vorzustellen, welche Gefahren ihn erwarteten. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass Eliane als Einzige die Attacken des Bösen überstanden hatte. Höhere Gewalt. Vorsehung. Was auch immer, er war froh, dass sie darauf bestand, bei ihm zu bleiben. Sie konnte ihm helfen. Und sie gab ihm Kraft.
    »Zieh die wärmsten Sachen an, die du finden kannst!«, riet er ihr. »Wir müssen mitten in den Wald, und es ist eisig kalt.«
    »Das musst du mir nicht zweimal sagen.«
    Jonathans Blick fiel zur Uhr. Über eine Stunde war bereits vergangen, ohne dass er seinem Ziel näher gekommen wäre. Im Morgengrauen würde Riot mit seinen Schergen anrücken, bis dahin waren es gerade noch acht, höchstens neun Stunden. Sie mussten sich beeilen.
    »Bereit?«
    Eliane zog sich einen dicken Pulli, eine Pudelmütze und eine Jacke über. Sie nickte entschlossen.
    »Wohin es geht, erkläre ich dir unterwegs«, sagte Jonathan. »Zuerst einmal müssen wir unerkannt aus dem Dorf heraus. Riot hat seine Späher überall, und wenn er das hier findet, ist alles verloren.«
    Er klopfte auf seine Jackentasche. Eliane wusste sofort, was er meinte, und hob die Brauen.
    »Du hast es bei dir? Das dachte ich mir. Mach dir keine Sorgen. Niemand kennt dieses Kaff besser als ich!«
    »Dann solltest du uns führen«, schlug Jonathan vor.

Siebzehntes Kapitel
Spießrutenlauf
    Der Geruch von Gefahr war allgegenwärtig, als Jonathan und Eliane den Hof hinter sich ließen. Der Mond warf einen Schimmer über die Dächer und Straßen des Dorfes, windschiefe Häuser schmiegten sich aneinander, als ob sie in der Kälte zusammengerückt wären. In der Dunkelheit hatten ihre alten Fachwerk- und Holzfassaden nichts Romantisches mehr an sich. Sie wirkten irreal, als seien sie einem Albtraum entsprungen.
    Flüsternd erklärte Jonathan Eliane den Plan, unerkannt in den Wald zu gelangen. Danach sprachen sie nur noch durch Blicke und Gesten. Eliane übernahm die Führung. Was ihre Ortskenntnis betraf, hatte sie nicht übertrieben: Sie kannte hervorragende

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