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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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werden. Strange und Norrell! Oh, das klingt sehr gut.« Dann wiederholte Mr. Honeyfoot »Strange und Norrell« noch mehrere Male auf hocherfreute Weise, so dass Strange herzlich lachen musste.
    Aber wie viele sanftmütige Menschen änderte Mr. Segundus häufig seine Meinung. Solange Mr. Strange vor ihm stand, groß, lächelnd und selbstsicher, war Mr. Segundus überzeugt, dass Stranges Genie die verdiente Anerkennung erfahren würde – ob mit Mr. Norrells Hilfe oder gegen Mr. Norrells Widerstand. Aber nachdem am nächsten Morgen Strange und Henry Woodhope davongeritten waren, kehrten seine Gedanken zu all den Zauberern zurück, die Mr. Norrell so entschlossen vernichtet hatte, und er begann sich zu fragen, ob Mr. Honeyfoot und er Strange nicht in die Irre geleitet hatten.
    »Ich muss ständig daran denken«, sagte er, »dass es viel besser gewesen wäre, wenn wir Mr. Strange geraten hätten, Mr. Norrell zu meiden. Statt ihn zu ermutigen, zu Norrell zu gehen, hätten wir ihn auffordern sollen, sich vor ihm zu verbergen.«
    Aber Mr. Honeyfoot wollte nichts davon hören. »Kein Gentleman lässt sich gern raten, sich zu verbergen«, sagte er. »Und wenn Mr. Norrell die Absicht haben sollte, Mr. Strange Schaden zuzufügen – und das glaube ich ganz und gar nicht –, dann wird Mr. Strange, dessen bin ich sicher, der Erste sein, der es herausfindet.«
KAPITEL 24
Der andere Zauberer
September 1809
    Mr. Drawlight wandte sich auf seinem Stuhl halb um, lächelte und sagte: »Wie es scheint, Sir, haben Sie einen Rivalen.«
    Bevor sich Mr. Norrell eine passende Antwort überlegen konnte, fragte Lascelles nach dem Namen des Mannes.
    »Strange«, sagte Drawlight.
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte Lascelles.
    »Oh!«, rief Drawlight aus. »Ich glaube, Sie müssen ihn kennen. Jonathan Strange aus Shropshire. Zweitausend Pfund im Jahr.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wen Sie meinen. Oder warten Sie! Ist das nicht der Mann, der als Student in Cambridge die Katze des Rektors von Corpus Christi erschreckt hat?«
    Drawlight erklärte, dies sei in der Tat der Mann. Lascelles wusste sofort, wer gemeint war, und beide lachten.
    Währenddessen saß Mr. Norrell stumm wie ein Stein da. Drawlights erste Bemerkung war ein schrecklicher Schlag gewesen. Er fühlte sich, als hätte Drawlight sich umgedreht und ihm einen Schlag versetzt – als hätte eine Figur in einem Gemälde oder ein Tisch oder ein Stuhl sich umgedreht und ihm einen Schlag versetzt. Der Schock hatte ihm nahezu den Atem geraubt; er war überzeugt, dass er krank werden würde. Mr. Norrell wagte nicht daran zu denken, was Drawlight als Nächstes sagen würde – etwas von größeren Kräften vielleicht, von vollbrachten Wundern, neben denen Mr. Norrells Taten erbärmlich wirkten. Und er hatte sich solche Mühe gegeben, alle seine Rivalen auszuschalten. Er kam sich vor wie der Mann, der abends in seinem Haus die Türen abschließt und die Fenster verriegelt, nur um die unmissverständlichen Geräusche von jemandem zu hören, der im oberen Stockwerk durch ein Zimmer geht.
    Aber im Laufe der Unterhaltung schwächten sich diese unangenehmen Empfindungen ab, und Mr. Norrell fühlte sich besser. Während Drawlight und Lascelles über Mr. Stranges Vergnügungsreisen nach Brighton, seine Besuche in Bath und sein Anwesen in Shropshire sprachen, glaubte Mr. Norrell zu verstehen, was für ein Typ Mann dieser Strange sein musste: ein eleganter, oberflächlicher Mann, ein Mann, der Lascelles nicht unähnlich war. Da dies so war (sagte sich Mr. Norrell), war es dann nicht wahrscheinlicher, dass »Sie haben einen Rivalen« nicht auf ihn, sondern auf Lascelles gemünzt war? Dieser Strange (dachte Mr. Norrell) musste Lascelles' Rivale in dem einen oder anderen Liebeshändel sein. Mr. Norrell blickte auf die in seinem Schoß gefalteten Hände und lächelte über seine eigene Torheit.
    »Das heißt also«, sagte Lascelles, »dass Strange jetzt Zauberer ist?«
    »Ach«, sagte Drawlight und wandte sich Mr. Norrell zu, »ich bin sicher, dass nicht einmal seine besten Freunde seine Talente mit denen des hochgeschätzten Mr. Norrell vergleichen würden. Aber ich glaube, in Bristol und Bath hält man sehr viel von ihm. Im Augenblick ist er in London. Seine Freunde hoffen, dass Sie so freundlich sein und ihn empfangen werden – und darf ich den Wunsch äußern, bei dem Zusammentreffen zweier Ausübender der Zauberkunst anwesend sein zu dürfen?«
    Mr. Norrell hob den Blick sehr langsam. »Ich

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