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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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und weil er ungeheuer reich war, brauchte er Mr. Norrells Geld nicht. Da er sein Versprechen gegenüber der Schwester der Königin all die Jahre gehalten hatte, hatte der Herzog keine Kinder und keinen eindeutigen Erben. Als er starb, ließen sich mehrere seiner männlichen Verwandten zu der festen Überzeugung hinreißen, sie seien der nächste Herzog von Roxburghe. Diese Herren trugen ihre Ansprüche vor dem Adelskomitee des Oberhauses vor. Das Komitee beriet sich und kam zu dem Schluss, dass der neue Herzog entweder Generalmajor Ker oder Sir James Innes war. Doch war man sich nicht sicher, wer von diesen beiden es sein könnte, und entschied, über die Angelegenheit noch weiter zu beraten. Anfang 1811 war man immer noch zu keiner Entscheidung gelangt.
    An einem nasskalten Dienstagmorgen saß Mr. Norrell mit Mr. Lascelles und Mr. Drawlight in der Bibliothek am Hanover Square. Childermass war ebenfalls im Raum und schrieb im Namen von Mr. Norrell Briefe an verschiedene Ministerien. Strange war mit Mrs. Strange nach Twickenham gefahren, um einen Freund zu besuchen.
    Lascelles und Drawlight sprachen über den Streit zwischen Ker und Innes. Eine oder zwei vorgeblich beiläufige Anspielungen auf die berühmte Bibliothek von Seiten Lascelles erregten Mr. Norrells Aufmerksamkeit.
    »Was wissen wir über diese Männer?«, fragte er Lascelles.
    »Interessieren sie sich in irgendeiner Hinsicht für die Praxis der Zauberei?«
    Lascelles lächelte. »Was das angeht, können Sie ganz gelassen bleiben, Sir. Ich kann Ihnen versichern, Innes und Ker interessieren sich nur für eines: Herzog zu sein. Ich glaube nicht, dass ich einen von beiden je gesehen hätte, wie er auch nur ein Buch aufschlug.«
    »Wirklich? Sie interessieren sich nicht für Bücher? Nun, das ist ja äußerst beruhigend.« Mr. Norrell dachte einen Augenblick lang nach. »Aber nehmen wir einmal an, einer von beiden kommt in den Besitz der herzoglichen Bibliothek und findet zufällig einen seltenen Zaubertext im Regal und wird neugierig. Wissen Sie, die Leute sind neugierig auf Zauberei. Das ist eine der eher bedauernswerten Konsequenzen meines Erfolgs. Dieser Mann wird möglicherweise ein wenig darin lesen und versucht sein, den einen oder anderen Spruch auszuprobieren. Schließlich habe ich auch als kleiner Junge von zwölf Jahren so angefangen: Ich schlug ein Buch aus der Bibliothek meines Onkels auf und fand darin eine einzelne Seite, die aus einem sehr viel älteren Band herausgerissen war. Im Moment des Lesens ergriff mich die Überzeugung, dass ich Zauberer werden muss!«
    »Wirklich? Wie ungeheuer interessant«, sagte Lascelles in völlig gelangweiltem Tonfall. »Aber so etwas wird Innes oder Ker, glaube ich, kaum passieren. Innes ist um die siebzig, genauso wie Ker. Keiner der beiden sucht einen neuen Beruf.«
    »Ach! Aber haben sie keine jungen Verwandten? Verwandte, die eifrig Die Freunde der englischen Zauberei und den Modernen Zauberer lesen? Verwandte, die jedes Zauberbuch in dem Moment, in dem ihr Auge es erblickt, für sich beanspruchen! Entschuldigen Sie bitte, Mr. Lascelles, aber ich sehe im fortgeschrittenen Alter der beiden Herren nicht den geringsten Grund zur Beruhigung.«
    »Also gut. Doch ich bezweifle, Sir, ob diese jungen Thaumatomanen 60 , die Sie so anschaulich beschreiben, irgendeine Gelegen heit haben werden, die Bibliothek zu sichten. Um ihre Ansprüche auf das Herzogtum einzuklagen, haben sich sowohl Ker als auch Innes in riesige Unkosten gestürzt. Die erste Sorge des neuen Herzogs, wer immer es auch sein mag, wird die Auszahlung seiner Advokaten sein. Wenn er Floors Castle betreten hat, wird er sich als Erstes danach umsehen, was er verkaufen kann. 61 Es würde mich sehr überraschen, wenn die Bibliothek nicht binnen einer Woche nach der Entscheidung des Ausschusses zum Verkauf steht.«
    »Ein Buchverkauf!«, rief Mr. Norrell entsetzt aus.
    »Was befürchten Sie denn nun?«, fragte Childermass und blickte von seiner Arbeit auf. »Ein Buchverkauf ist normalerweise eines der Dinge, die am ehesten geeignet sind, Ihnen zu gefallen.«
    »Aber das war früher so«, sagte Mr. Norrell, »als sich im Königreich außer mir niemand auch nur im Geringsten für Zauberbücher interessierte, aber jetzt fürchte ich, dass eine ganze Menge Leute versuchen werden, sie zu kaufen. Vermutlich wird die Times darüber berichten.«
    »Ach!«, rief Drawlight aus. »Wenn die Bücher von jemand anderem gekauft werden, dann können Sie sich bei den

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