Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
Vom Netzwerk:
Ministern beschweren! Sie können sich beim Prinzen von Wales beschweren! Es ist gegen das Interesse der Nation, wenn Zauberbücher jemand anderem als Ihnen gehören, Mr. Norrell.«
    »Außer sie gehören Strange«, sagte Lascelles. »Ich glaube nicht, dass der Prinz von Wales oder die Minister etwas dagegen hätten, wenn Strange die Bücher besäße.«
    »Das stimmt«, pflichtete Drawlight ihm bei, »ich vergaß Strange.«
    Mr. Norrell blickte entsetzter drein als je zuvor. »Aber Mr. Strange wird einsehen, dass es angemessen ist, wenn die Bücher mir gehören«, sagte er. »Sie sollten in einer Bibliothek versammelt sein. Man sollte sie nicht voneinander trennen.« Er blickte sich Zustimmung heischend um. »Natürlich«, setzte er fort, »werde ich nichts dagegen haben, dass Mr. Strange sie liest. Jedermann weiß, wie viele meiner Bücher – meiner eigenen, wertvollen Bücher – ich Mr. Strange geliehen habe. Es ist... ich meine, es hinge vom Thema ab.«
    Drawlight, Lascelles und Childermass schwiegen. Sie wussten sehr gut, wie viele Bücher Mr. Norrell an Mr. Strange verliehen hatte. Sie wussten auch, wie viele er ihm vorenthalten hatte.
    »Strange ist ein Gentleman«, sagte Lascelles. »Er wird sich wie ein Gentleman verhalten und von Ihnen dasselbe erwarten. Wenn die Bücher Ihnen persönlich angeboten werden, dann, so denke ich, können Sie sie kaufen, aber wenn sie versteigert werden, wird er sich berechtigt fühlen, gegen Sie zu bieten.«
    Mr. Norrell hielt inne, blickte zu Lascelles und befeuchtete sich nervös die Lippen. »Und wie, glauben Sie, werden die Bücher verkauft? Auf einer Versteigerung oder auf privatem Weg?«
    »Versteigerung«, sagten Lascelles, Drawlight und Childermass unisono.
    Mr. Norrell verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Allerdings«, sagte Lascelles ganz langsam, so als sei ihm der Gedanke soeben erst durch den Kopf geschossen, »allerdings könnte Strange, wenn Strange im Ausland wäre, natürlich nicht mitbieten.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Oder?«
    Mr. Norrell blickte mit neuer Hoffnung im Gesicht auf.
    Plötzlich war es äußerst wünschenswert, dass Mr. Strange für etwa ein Jahr nach Portugal ging. 62
KAPITEL 29
Im Haus von Jose Estoril
Januar bis März 1811
    »Ich glaube, Sir, dass meine Abreise auf die spanische Halbinsel zahlreiche Veränderungen in Ihren Beziehungen zum Kriegsministerium nach sich ziehen wird«, sagte Strange. »Ich fürchte, es wird Ihnen, wenn ich weg bin, nicht sehr gelegen kommen, wenn zu jeder Tages- und Nachtzeit Leute an die Tür klopfen und um das eine oder andere Zauberstück bitten, das umgehend ausgeführt werden soll. Sie werden sich ihrer ganz allein annehmen müssen. Wann werden Sie schlafen? Ich denke, wir sollten sie von einer anderen Methode überzeugen. Ich würde mich freuen, wenn ich bei der Gestaltung dieser Angelegenheiten irgendwie behilflich sein könnte. Vielleicht sollten wir Lord Liverpool für diese Woche zum Abendessen einladen?«
    »Ja, unbedingt!«, sagte Mr. Norrell, den dieser Beweis für Stranges Besorgnis in beste Laune versetzte. »Sie müssen dabei sein. Sie können alles immer so gut erklären. Sie müssen nur irgendetwas sagen, und Lord Liverpool versteht Sie sofort.«
    »Dann soll ich also an Seine Lordschaft schreiben?«
    »Ja, tun Sie das. Tun Sie das.«
    Es war die erste Woche im Januar. Der Termin für Stranges Abreise stand noch nicht fest, doch sie wurde bald erwartet. Strange setzte sich und schrieb sofort eine Einladung. Lord Liverpool antwortete umgehend, und bereits am übernächsten Abend sah man ihn am Hanover Square.
    Mr. Norrell und Jonathan Strange hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, die Stunde vor dem Abendessen in Mr. Norrells Bibliothek zu verbringen, und dort empfingen sie auch Seine Lordschaft. Childermass war ebenfalls anwesend, um gegebenenfalls als Sekretär, Berater, Bote oder Diener zu agieren, je nachdem, wie die Umstände es erforderten.
    Lord Liverpool hatte Mr. Norrells Bibliothek noch nie gesehen und machte eine kleine Runde durch den Raum, bevor er sich setzte. »Man hat mir erzählt«, sagte er, »Ihre Bibliothek sei eines der Wunder der modernen Welt, aber ich habe mir sie nicht halb so umfassend vorgestellt.«
    Mr. Norrell war hochzufrieden. Lord Liverpool entsprach genau der Art Gäste, die ihm gefiel – er bewunderte die Bücher, machte aber keine Anstalten, sie aus dem Regal zu nehmen und zu lesen.
    Dann sagte Strange, an Mr. Norrell gewandt: »Wir haben noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher