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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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als Freund von Mr. STRANGE ist Lord PORTISHEAD hervorragend geeignet, die Geschichte der zauberischen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit niederzuschreiben, denn er befand sich bei zahlreichen Gelegenheiten inmitten des Geschehens. Jede einzelne Tat von Mr. NORRELL und Mr. STRANGE wurde in den Zeitungen und Zeitschriften ausführlich diskutiert, doch Lord PORTISHEADs Leser werden über ein sehr viel größeres Verständnis verfügen, da ihnen die Geschichte zur Gänze dargelegt wird.
    Mr. NORRELLs begeistertere Bewunderer wollen uns glauben machen, dass er im Frühjahr 1807 als vollständig gereifter, größter Zauberer Englands und als überragender Meister unserer Zeit in London ankam, doch aus PORTISHEADs Bericht wird deutlich, dass sowohl er als auch STRANGE ihr Selbstvertrauen und ihre Fähigkeiten aus anfänglich zaghaften Versuchen gewonnen haben. PORTISHEAD versäumt es nicht, ihre Niederlagen ebenso zu erwähnen wie ihre Erfolge. Das fünfte Kapitel enthält einen tragikomischen Bericht über ihren langjährigen Streit mit den HORSE GUARDS, der 1810 begann, als einer der Generäle die ausgefallene Idee hatte, die Pferde der Kavallerie durch Einhörner zu ersetzen. Auf diese Weise, so hoffte man, könnte den Soldaten die Macht verliehen werden, die Herzen der Franzosen zu durchbohren. Leider wurde dieser hervorragende Plan nie verwirklicht, denn Mr. NORRELL und Mr. STRANGE haben bisher nicht ein einziges Einhorn entdeckt, geschweige denn eine für den Gebrauch der Kavallerie ausreichende Anzahl.
    Von etwas zweifelhafterem Wert ist die zweite Hälfte des Buches Seiner Lordschaft, in der er nicht mehr beschreibt, sondern beginnt, Regeln festzusetzen, die darüber entscheiden, was ehrenwerte englische Zauberei ist und was nicht – mit anderen Worten: was wir weiße Magie nennen und was schwarze Magie. Hier erfahren wir nichts Neues. Würde der Leser sein Auge über sämtliche Kommentare zur Zauberei aus der letzten Zeit schweifen lassen, so würde ihm eine merkwürdige Eintönigkeit der Meinungen auffallen. Alle beziehen sich auf dieselbe Geschichte, und alle nutzen dieselben Argumente, um ihre Schlussfolgerungen zu untermauern.
    Vielleicht ist es an der Zeit, sich zu fragen, warum dies so ist. In jeder anderen Wissensdisziplin wird unser Verständnis durch rationalen Widerspruch und Auseinandersetzung erweitert. Jurisprudenz, Theologie, Geschichte und Naturwissenschaften besitzen ihre unterschiedlichen Fraktionen. Warum also hören wir in der Zauberei bis zum Überdruss die immergleichen Argumente? Man fragt sich, warum sich überhaupt noch jemand die Mühe macht zu streiten, da doch ein jeder von denselben Wahrheiten überzeugt zu sein scheint. Diese trostlose Eintönigkeit wird besonders deutlich in kürzlich erschienenen Abhandlungen über die ENGLISCHE ZAUBERGESCHICHTE, die umso exzentrischer werden, je öfter man sie referiert.
    Vor acht Jahren veröffentlichte dieser Autor Der Rabenkönig. Eine Einführung für Kinder , eines der besten Beispiele seiner Art. Es vermittelt dem Leser einen lebhaften Eindruck des Grusels und des Staunens, die JOHN USKGLASS' Zauberei ausstrahlt. Warum also tut er nun so, als glaube er, dass die wahre englische Zauberei im sechzehnten Jahrhundert mit MARTIN PALE begann?
    Im 6. Kapitel der Abhandlung über das erstaunliche Wiederaufleben der englischen Zauberei, etc . verkündet er, dass PALE es sich ganz bewusst zum Ziel gesetzt hatte, die englische Zauberei von ihren dunkleren Elementen zu säubern. Er unternimmt keinen Versuch, für diese außergewöhnliche Behauptung irgendeinen Beweis anzubringen – was auch gut ist, denn es gibt keine Beweise.
    PORTISHEADs gegenwärtigen Ansichten zufolge wurde die Tradition, die mit PALE begann, von HICKMAN, LANCHESTER, GOUBERT, BELASIS et al . (wir nennen sie die ARGENTINISCHEN Zauberer) etwas umfassender ausgearbeitet und hat mit Mr. NORRELL und Mr. STRANGE nun ihren strahlenden Zenit erreicht. Dies ist sicherlich eine Sichtweise, zu deren Entstehung Mr. STRANGE und Mr. NORRELL fleißig beigetragen haben. Aber so geht es einfach nicht. MARTIN PALE und die ARGENTINISCHEN Zauberer hatten nie die Absicht, den Grundstein für die englische Zauberei zu legen. Mit jedem Spruch, den sie aufnahmen, mit jedem Wort, das sie niederschrieben, versuchten sie, die ruhmreiche Zauberei ihrer Vorgänger wiedererstehen zu lassen (wir nennen sie die Zauberer des Goldenen Zeitalters beziehungsweise die AUREATISCHEN Zauberer): THOMAS GODBLESS, RALPH

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