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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Wintertownes Stimme von oben rufen hörten: »Robert! Robert! Ist das Mr. Norrell? Oh! Gott sei Dank, Sir!« Unvermittelt tauchte sie in einer Tür vor ihnen auf. »Ich dachte, Sie kommen gar nicht mehr!« Und dann nahm sie, sehr zu Mr. Norrells Bestürzung, seine beiden Hände in die ihren, drückte sie fest und flehte ihn an, seine wirksamsten Zaubersprüche zu benutzen, um Miss Wintertowne ins Leben zurückzuholen. Am Geld solle es nicht liegen. Er solle den Preis nennen. Und versprechen, dass er ihr liebstes Kind zurückbringen werde. Er müsse ihr versprechen, dass er das tun werde!
    Mr. Norrell räusperte sich und wollte wahrscheinlich gerade zu einem seiner langen, uninteressanten Vorträge über die Philosophie der modernen Magie anheben, als Mr. Drawlight nach vorn glitt, Mrs. Wintertowne an der Hand nahm und sie beide rettete.
    »Darf ich Sie nun bitten, Madam, sich ein wenig zu beruhigen«, sagte Drawlight. »Wie Sie sehen, ist Mr. Norrell gekommen, und wir müssen abwarten, was er auszurichten vermag. Er bittet darum, dass Sie die Bezahlung nicht noch einmal erwähnen. Was auch immer er heute Nacht tut – es wird um der Freundschaft willen geschehen ...« Damit stellte Mr. Drawlight sich auf die Zehenspitzen und hob das Kinn, um über Mrs. Wintertownes Schulter hinweg auf Sir Walter Pole zu blicken. Sir Walter hatte sich gerade von seinem Stuhl erhoben, stand ein wenig abseits und blickte die Neuankömmlinge an. Im Kerzenlicht sah er blass und hohläugig aus und auf eine gewisse Art ausgemergelt, die man bisher nicht an ihm kannte. Schiere Höflichkeit hätte es von ihm verlangt, auf die Herrschaften zuzugehen und sie anzusprechen, doch er blieb stehen, wo er war.
    Merkwürdigerweise zögerte Mr. Norrell in der Tür und ließ sich offensichtlich nur unwillig ins Haus führen, ohne zuvor mit Sir Walter gesprochen zu haben. »Aber ich muss mit Sir Walter sprechen. Nur ein paar Worte mit Sir Walter! – Ich werde mein Äußerstes für Sie tun, Sir Walter!«, rief er ihm von der Tür aus zu. »Nachdem die junge Dame, ähm, erst kürzlich von uns gegangen ist, darf ich die Lage als viel versprechend bezeichnen. Ja, ich glaube, ich kann so weit gehen und sagen, die Lage ist viel versprechend. Ich mache mich jetzt an die Arbeit, Sir Walter. Ich hoffe, ich werde die Ehre haben, Ihnen binnen einer angemessenen Frist gute Neuigkeiten zu überbringen!«
    All die Beteuerungen, die Mrs. Wintertowne von Mr. Norrell erbeten – und nicht erhalten – hatte, wurden von Mr. Norrell nun eifrigst an Sir Walter gerichtet, der sie ganz deutlich nicht hören wollte. Sir Walter nickte von seiner Zuflucht im Salon aus, und als Mr. Norrell immer noch zögerte, rief er mit heiserer Stimme: »Danke schön, Sir, danke!« Und sein Mund verzog sich auf eigenartige Weise. Vielleicht sollte es ein Lächeln sein.
    »Ich wünsche mir von ganzem Herzen, Sir Walter«, rief Mr. Norrell, »dass ich Sie mit nach oben bitten könnte, damit Sie Zeuge meines Tuns sein können, aber die eigenartige Natur dieses besonderen Zaubers verlangt nach Alleinsein. Ich werde, hoffe ich, bei anderer Gelegenheit die Ehre haben, Ihnen etwas Zauberei vorzuführen.«
    Sir Walter verbeugte sich leicht und wandte sich ab.
    In diesem Moment sprach Mrs. Wintertowne mit ihrem Diener Robert, und Drawlight nutzte die Gunst der kleinen Ablenkung, um Mr. Norrell zur Seite zu ziehen und hektisch in sein Ohr zu flüstern: »Nein, nein, Sir! Schicken Sie sie nicht weg! Ich rate Ihnen, so viele von ihnen, wie Sie nur überreden können, um das Bett zu versammeln. Das ist, so versichere ich Ihnen, die beste Garantie, damit unsere nächtliche Leistung morgen überall bekannt wird. Und legen Sie ruhig ein wenig Geschäftigkeit an den Tag, um die Dienerschaft zu beeindrucken – bitte den besten Zauberspruch! Ach! Was bin ich für ein Schaf! Hätte ich nur daran gedacht, etwas Chinapulver mitzubringen, um es ins Feuer zu schütten. Sie haben keines dabei, nehme ich an?«
    Mr. Norrell antwortete nicht, sondern bat darum, augenblicklich zu Miss Wintertowne gebracht zu werden.
    Doch obwohl der Zauberer ausdrücklich darum bat, allein dorthin gebracht zu werden, waren seine teuren Freunde, Mr. Drawlight und Mr. Lascelles, nicht so herzlos, ihn angesichts dieser großen Krise seiner Karriere im Stich zu lassen, und folglich wurden alle drei von Robert in ein Zimmer im zweiten Stock geführt.
KAPITEL 8
Ein Herr mit Haar wie Distelwolle
Oktober 1807
    Niemand war da. Das heißt, es war

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