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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Stunde in einem dunklen Haus schlägt.«
    »Ich kann mich an nichts Furchtbares erinnern, das sich um halb zwei zugetragen hätte«, sagte Lascelles.
    In diesem Moment hörten sie Schritte auf der Treppe – die umgehend zu Schritten auf dem Korridor wurden. Die Tür zum Salon wurde aufgestoßen, und jemand stand mit einer Kerze in der Hand da.
    Drawlight griff nach dem Schürhaken.
    Doch es war Mr. Norrell.
    »Keine Angst, Mr. Drawlight. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten.«
    Doch als Mr. Norrell die Kerze hob, schien sein Gesicht eine andere Geschichte zu erzählen; er war sehr bleich, und in seinen weit aufgerissenen Augen lag, wie es schien, noch immer ein Bodensatz der Furcht. »Wo ist Sir Walter?«, fragte er. »Wo sind die anderen? Miss Wintertowne fragt nach ihrer Mama.«
    Mr. Norrell musste den letzten Satz zweimal wiederholen, bis die beiden Herren ihn verstanden hatten.
    Lascelles zwinkerte zwei- oder dreimal und öffnete den Mund, als staunte er, doch um seine Fassung wiederzugewinnen, schloss er den Mund wieder und nahm einen herablassenden Gesichtsausdruck an; diesen behielt er für den Rest der Nacht bei, als besuche er regelmäßig Häuser, in denen junge Damen von den Toten auferstanden, und als betrachte er dieses besondere Beispiel, im Vergleich mit anderen, als eine ziemlich langweilige Angelegenheit. Drawlight hingegen hatte tausend Dinge zu sagen, und vermutlich sagte er sie alle, doch leider hatte ausgerechnet jetzt niemand die Aufmerksamkeit übrig, um ihm zuzuhören.
    Drawlight und Lascelles wurden auf die Suche nach Sir Walter geschickt. Dann holte Sir Walter Mrs. Wintertowne, und Mr. Norrell führte die zitternde und tränenüberströmte Dame ins Zimmer ihrer Tochter. In der Zwischenzeit begann die Nachricht von Miss Wintertownes Rückkehr ins Leben in die anderen Teile des Hauses vorzudringen; die Dienerschaft erfuhr davon und war überglücklich und voll Dankbarkeit gegenüber Mr. Norrell, Mr. Drawlight und Mr. Lascelles. Ein Butler und zwei Diener traten auf Mr. Drawlight und Mr. Lascelles zu und baten um die Erlaubnis, sagen zu dürfen, dass sie Mr. Drawlight und Mr. Lascelles jeden Wunsch erfüllen würden, soweit es in ihrer Macht stand; Mr. Drawlight und Mr. Lascelles brauchten es nur zu äußern.
    Mr. Lascelles flüsterte Mr. Drawlight zu, er habe sich vorher nicht klar gemacht, dass die Vollbringung guter Taten dazu führte, dass man auf dermaßen vertrauliche Weise von so vielen Leuten niederen Standes angesprochen würde – es war höchst unerfreulich; er werde darauf achten, keine weiteren guten Taten mehr zu vollbringen. Zum Glück waren die Leute niederen Standes in zu fröhlicher Verfassung, um zu merken, dass sie ihn beleidigt hatten.
    Bald erfuhr man, dass Miss Wintertowne ihr Bett verlassen und, auf Mr. Norrells Arm gestützt, sich in ihr Wohnzimmer begeben, sich in einem Sessel neben dem Feuer niedergelassen und um eine Tasse Tee gebeten hatte.
    Drawlight und Lascelles wurden nach oben in ein hübsches kleines Wohnzimmer gebeten, in dem sie Miss Wintertowne, ihre Mutter, Sir Walter, Mr. Norrell und einige Dienstboten vorfanden.
    Nach ihrem Aussehen hätte man schließen können, dass es Mrs. Wintertowne und Sir Walter waren, die in der Nacht mehrere übernatürliche Welten durchquert hatten, so grau und erschöpft sahen sie aus; Mrs. Wintertowne schluchzte, und Sir Walter strich sich mit der Hand von Zeit zu Zeit über die blasse Stirn, wie jemand, der Schreckliches gesehen hatte.
    Miss Wintertowne hingegen machte einen recht ruhigen und gesammelten Eindruck, wie eine junge Dame, die einen stillen, ereignislosen Abend zu Hause verbracht hatte. Sie saß in einem Sessel und trug dasselbe elegante Gewand, das sie getragen hatte, als Drawlight und Lascelles sie zuletzt gesehen hatten. Sie erhob sich und lächelte Drawlight an. »Ich glaube, Sir, dass wir uns noch nicht richtig kennen gelernt haben, doch man hat mir berichtet, wie viel ich Ihnen verdanke. Aber ich fürchte, es handelt sich um eine Schuld, die jenseits dessen liegt, was ich begleichen kann. Dass ich hier bin, verdanke ich zu weiten Teilen Ihrer Tatkraft und Beharrlichkeit. Danke, Sir. Vielen, vielen Dank.«
    Und sie streckte beide Hände nach ihm aus, und er ergriff sie. »Oh! Madam!«, rief er aus, während er sich verbeugte und lächelte. »Es war, so viel kann ich Ihnen versichern, die größte Eh...«
    Dann hielt er inne und schwieg einen Augenblick. »Madam?«, sagte er. Ihm entfuhr ein kurzes,

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