Jonathan Strange & Mr. Norrell
Brandys Hochfeinem, Mild Geröstetem Türkischem Kaffee alle anderen Kaffees nach Mehl schmeckten. Es muss jedoch erwähnt werden, dass Sir William Poles Patronage kein ungetrübtes Vergnügen war. Großzügig im Lob und stets höflich und gönnerhaft zu den Angestellten, beglich er doch kaum eine Rechnung, und als er starb, schuldete er Brandy's eine beträchtliche Summe. Mr. Brandy, ein leicht erregbarer, mürrischer, kleiner alter Mann mit einem verkniffenen Gesicht, war außer sich vor Zorn. Er starb kurz darauf, und viele Leute nahmen an, dass er es vorsätzlich tat, um seinen edlen Schuldner im Jenseits zu verfolgen.
Nach Mr. Brandys Tod ging das Geschäft in den Besitz seiner Witwe über. Mr. Brandy hatte ziemlich spät im Leben geheiratet, und meine Leser werden kaum überrascht sein zu erfahren, dass Mrs. Brandy in ihrer Ehe nicht ganz und gar glücklich war. Sie musste bald feststellen, dass Mr. Brandy lieber Guineen und Schillinge betrachtete als sie – obschon ich sagen muss, dass es ein wahrhaft seltsamer Mann gewesen sein muss, der sie nicht gern ansah, denn sie war alles, was man entzückend und liebenswürdig nannte, hatte braune Locken, helle blaue Augen und ein freundliches Gesicht. Man sollte meinen, dass ein alter Mann wie Mr. Brandy, der nichts zu bieten hatte außer Geld, eine junge hübsche Frau hätte über alles schätzen und sich in jeder Beziehung hätte bemühen müssen, ihr zu gefallen; aber das tat er nicht. Er verweigerte ihr sogar ein eigenes Haus, das er sich leicht hätte leisten können. So widerwillig trennte er sich vom Geld, dass sie in einem kleinen Zimmer über dem Geschäft in der St. James's Street leben mussten, und während der zwölf Jahre ihrer Ehe diente dieses Zimmer Mrs. Brandy als Wohnzimmer, Schlafzimmer, Speisezimmer und Küche. Aber Mr. Brandy war noch keine drei Wochen tot, als sie ein Haus in Islington, in der Nähe des berühmten Engels, kaufte und drei Dienstmädchen einstellte, die Sukey, Dafney und Delphina hießen.
Sie stellte zudem zwei Männer ein, die sich um die Kunden im Laden kümmerten. John Upchurch war eine standfeste Seele, arbeitete hart und war geschickt. Toby Smith war ein rothaariger nervöser Mann, dessen Verhalten Mrs. Brandy oft verwirrte. Manchmal war er schweigsam und bedrückt, dann wieder war er plötzlich gut gelaunt und allen gegenüber sehr vertraulich. Aufgrund gewisser Unstimmigkeiten in den Büchern (wie sie in jedem Geschäft vorkommen) und Tobys unglücklicher Miene und Unbehagen, wenn sie ihn danach fragte, befürchtete Mrs. Brandy, dass er die fehlenden Beträge in die eigene Tasche steckte. Eines Abends im Januar nahmen die Ereignisse eine unerwartete Wendung. Sie saß in ihrem kleinen Zimmer über dem Laden, als es an der Tür klopfte und Toby Smith hereinschlurfte, unfähig, ihr in die Augen zu blicken.
»Was gibt es, Toby?«
»Bitte, Ma'am«, sagte Toby und schaute hierhin und dorthin, »das Geld stimmt einfach nicht. John und ich haben es wieder und wieder gezählt, Ma'am, mindestens ein Dutzend Mal, aber wir werden nicht schlau daraus.«
Mrs. Brandy gab missbilligende Laute von sich, seufzte und fragte, um welchen Fehlbetrag es sich handelte.
»Fünfundzwanzig Guineen, Ma'am.«
»Fünfundzwanzig Guineen!«, rief Mrs. Brandy entsetzt. »Fünfundzwanzig Guineen! Wie haben wir nur so viel verlieren können? Hoffentlich täuschst du dich, Toby. Fünfundzwanzig Guineen! Ich hätte nicht gedacht, dass überhaupt so viel Geld im Laden ist. Oh, Toby!«, rief sie, als ihr ein neuer Gedanke durch den Kopf schoss. »Man hat uns bestohlen!«
»Nein, Ma'am«, sagte Toby. »Entschuldigen Sie, Ma'am, aber Sie täuschen sich. Uns fehlen nicht fünfundzwanzig Guineen. Wir haben zu viel Geld, Ma'am. Um diesen Betrag.«
Mrs. Brandy starrte ihn an.
»Bitte sehen Sie selbst, Ma'am«, sagte Toby. »Wenn Sie in den Laden hinunterkommen wollen.« Mit ängstlicher, flehentlicher Miene hielt er ihr die Tür auf. Mrs. Brandy ging hinunter in den Laden, und Toby folgte ihr.
Es war neun Uhr an einem mondlosen Abend. Die Fensterläden waren geschlossen, und John und Toby hatten die Lichter gelöscht. Der Laden hätte so dunkel sein müssen wie das Innere einer Teedose, aber stattdessen war er erfüllt von einem matten goldenen Licht, das von etwas Goldenem auf dem Ladentisch auszugehen schien.
Es war ein Häufchen glänzender Guineen. Mrs. Brandy nahm eine Münze und inspizierte sie. Es war, als hielte sie einen Ball aus mattem gelbem
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