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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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nicht vollständig von seiner Qualität überzeugt war, bis sie Stephens Meinung kannte. Und ihre Fürsorge erschöpfte sich nicht damit, dass sie Kakao für ihn kochte. Sie sorgte sich um seine Gesundheit. Wenn es ein kalter Tag war, befürchtete sie, dass ihm nicht warm genug war; wenn es regnete, hatte sie Angst, dass er sich erkälten könnte; wenn es heiß und trocken war, bestand sie darauf, dass er an dem Fenster saß, das auf einen kleinen grünen Garten hinausging, und sich erfrischte.
    Wenn es an der Zeit war, dass er wieder aufbrach, warf sie erneut die Frage nach der Guinee auf. »Aber nächste Woche, Mr. Black, ich weiß nicht. Nächste Woche werde ich eine Guinee vielleicht bitter nötig haben – die Leute begleichen ihre Rechnungen nicht immer –, und deswegen bin ich so dreist und bitte Sie, sie nächsten Mittwoch wiederzubringen. Mittwoch gegen drei Uhr nachmittags. Um drei Uhr habe ich nicht viel zu tun, und ich werde eine Kanne Kakao bereithalten, da Sie so freundlich sind und sagen, dass er Ihnen ganz hervorragend mundet.«
    Die Herren unter meinen Lesern werden schmunzeln und behaupten, dass Frauen noch nie etwas von Geschäften verstanden haben, aber die Damen werden mir zustimmen, dass Mrs. Brandy sehr viel von ihrem Geschäft verstand, denn die große Aufgabe in Mrs. Brandys Leben bestand darin, Stephen Black so verliebt in sich zu machen, wie sie verliebt in ihn war.
    Nach angemessener Zeit kehrte Toby zurück, nicht mit einer Botschaft von Stephen Black, sondern mit Stephen selbst, und Mrs. Brandys Aufregung der Münzen wegen wurde hinweggefegt von einer neuen, wesentlich angenehmeren Erregung. »Oh, Mr. Black! Wir haben nicht damit gerechnet, Sie so bald zu sehen. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie jetzt Zeit haben.«
    Stephen stand im Dunkeln außerhalb des Scheins der sonderbaren Münzen. »Es spielt keine Rolle, wo ich heute Abend bin«, sagte er mit gedämpfter Stimme, die ganz anders klang als sonst. »Im Haus herrscht ein großes Durcheinander. Ihre Ladyschaft fühlt sich nicht wohl.«
    Mrs. Brandy, John und Toby waren schockiert über diese Nachricht. Wie alle anderen Bürger von London interessierte sie alles, was Ihre Ladyschaft betraf. Sie waren stolz auf ihre Beziehungen zu allen möglichen Aristokraten, aber am wichtigsten war ihnen, dass Lady Pole zu ihren Kunden zählte. Nichts taten sie lieber, als den Leuten zu versichern, dass die Brötchen Ihrer Ladyschaft, wenn sie sich zum Frühstück setzte, mit Mrs. Brandys Konfitüren bestrichen waren und ihre Tasse gefüllt war mit Kaffee, der aus Mrs. Brandys Bohnen gemacht war.
    Plötzlich ging Mrs. Brandy ein höchst unangenehmer Gedanke durch den Kopf. »Hoffentlich hat Ihre Ladyschaft nichts gegessen, was ihr nicht bekommen ist?«
    »Nein«, sagte Stephen und seufzte. »Nichts dergleichen. Sie klagt über Schmerzen in allen Gliedern, merkwürdige Träume und friert. Vor allem aber ist sie schweigsam und teilnahmslos. Ihre Haut fühlt sich eisig an.«
    Stephen trat in den seltsamen Lichtschein.
    Die eigenartigen Veränderungen, die das Licht bei Toby, John und Mrs. Brandy hervorgerufen hatte, waren nichts im Vergleich mit der Verwandlung, die es bei Stephen bewirkte: Sein gutes Aussehen verfünffachte, versiebenfachte, verzehnfachte sich; seine Miene zeugte von nahezu übernatürlicher Vornehmheit; aber am außergewöhnlichsten war, dass sich das Licht als Band um seine Stirn zu konzentrieren und er von einem Diadem gekrönt zu sein schien. Aber wie zuvor bemerkte keiner der Anwesenden etwas Ungewöhnliches.
    Er drehte die Münzen in seinen schlanken schwarzen Fingern. »Wo hast du sie gefunden, John?«
    »Hier in der Geldkassette bei dem restlichen Geld. Woher um alles in der Welt können sie kommen, Mr. Black?«
    »Ich weiß es ebenso wenig wie ihr. Ich habe keine Erklärung dafür.« Stephen wandte sich an Mrs. Brandy. »Meine Hauptsorge ist, dass Sie sich vor dem Verdacht schützen müssen, auf unehrenhafte Weise in den Besitz des Geldes gekommen zu sein, Ma'am. Ich denke, Sie sollten das Geld einem Advokaten übergeben. Weisen Sie ihn an, eine Anzeige in die Times und den Morning Chronicle zu setzen, um festzustellen, ob jemand in Mrs. Brandys Geschäft fünfundzwanzig Guineen verloren hat.«
    »Ein Advokat, Mr. Black!«, rief Mrs. Brandy entsetzt. »Aber das wird eine große Summe Geld kosten.«
    »Advokaten kosten immer viel, Ma'am.«
    In diesem Augenblick ging ein Herr an Mrs. Brandys Geschäft vorbei, sah ein goldenes

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