Jones, Diana Wynne
aus Salzwasser geworden, der mir an der tiefsten Stelle nur noch an die Knie reichte. Auf beiden Seiten grenzten ihn weite Flächen aus braunem Sand ein, doch auch auf ihnen sank ich nur bis zu den Knöcheln ein. Ich konnte hören, wie das Wasser glucksend aus ihm ablief, und unter meinen Zehen wanden sich Würmer.
Hern nahm mir den Krug ab. »Zum Glück lässt die Flut nach.«
»Das stimmt nicht«, sagte ich. »Sie läuft stromaufwärts.«
»Warum ist sie dann so niedrig?«, fragte Entchen.
Da sagten wir es alle auf einmal: »Das Hochwasser sinkt!« Wir waren sehr erleichtert, dass wir nicht durch Tanamils Schuld den richtigen Zeitpunkt versäumt hatten, den Einen in den Scheiterhaufen zu setzen.
»Wie schade, dass Robin krank ist«, sagte Entchen.
»Es sind Heiden in der Nähe«, sagte ich. »Sollen wir wirklich ein Feuer machen? Ich habe ein Heidenkind aus dem Wasser gezogen.«
»Daran lässt sich nichts ändern«, sagte Hern. Er streckte mehrmals den Kopf vor, wie er es immer macht, wenn sein Entschluss feststeht. »Ich lasse mich auf keinen Fall durch irgendeinen Heiden, mag er Magier sein oder nicht, davon abhalten, dem Einen das zu geben, was ihm seiner Ansicht nach zusteht. Suchen wir uns Feuerholz.«
Der Eine verlangt nach einem besonderen Scheiterhaufen, der mit unseren Herdflammen entzündet sein muss. Gewöhnlich entfachen wir das Feuer am Stromufer unweit unseres Hauses. Während ich zitternd das Wasser in unser Lager trug, hoffte ich, dass der Eine es nicht zu eigenartig fände, wenn er auf diesem elenden Eiland aus seinem Scheiterhaufen stieg. Gewöhnlich feiern wir das Ereignis auch mit einem Festmahl, doch diesmal stand jede Feierlichkeit außer Frage, das wusste ich sogar schon, bevor ich Robin sah.
Es ging ihr noch schlechter. Sie zitterte genauso sehr wie ich, aber sie hatte die Decken abgeworfen und sich fast ihre ganze Kleidung ausgezogen. Sie sagte, ihr sei zu warm. »Ich habe solchen Durst!«, sagte sie.
Ich ließ sie einen großen Schluck trinken und überredete sie, wieder unter die Decken zu kriechen. Sie wollte sich nicht wieder anziehen. Sie hatte alles auf einen Haufen geworfen, und die Katzen hatten es sich darauf bequem gemacht. »Nun, wenn du sie nicht tragen möchtest«, sagte ich, »dann nehme ich sie. Ich bin nass bis auf die Haut.« Mittlerweile war ich derart durchgefroren, dass ich keine Lust mehr hatte, die Kisten im Boot nach meinen eigenen Kleidern zu durchsuchen. Ich zog Robins Unterwäsche an und auch ihr schäbiges blaues Kleid. Mein Wollmantel war natürlich trocken, und deshalb zog ich ihn über, und dazu meine Schuhe. Die Katzen kamen und setzen sich wieder auf das Kleid, auch wenn ich darin steckte, und wärmten mich. Robin jedoch schnatterte. Sie sah hässlicher aus denn je.
»Ich habe Schmerzen am ganzen Körper«, sagte sie.
»Du hast das Flussfieber noch einmal bekommen«, entgegnete ich. »Das geht schnell vorüber.«
»Wo sind die Jungen?«, fragte sie.
»Gull ist im Boot«, antwortete ich. »Hern und Entchen sammeln Holz für den Einen. Das Hochwasser sinkt.«
Robin sprang wieder auf. »Ach, ich muss mich selber darum kümmern! Nie im Leben machen sie es richtig.«
»Bleib liegen«, sagte ich. »Sie bauen es gleich hier, wo du sie sehen kannst, und du sagst ihnen, was sie tun sollen. Aber wenn du wieder aufstehst, dann sage ich ihnen, dass sie keinen Finger rühren sollen.« So springe ich mit Robin immer um – nicht sehr freundlich. Ich bemühe mich um Geduld, aber wenn sie krank ist, kann ich sie noch weniger leiden als wenn sie gesund ist.
Hern und Entchen kamen mit einer riesigen Holzladung zurück. Überall auf der Insel hatten sie die Dornbüsche mit den dicksten Ästen ausgegraben. Sie waren entschlossen, dem Einen trotz unserer Lage einen anständigen Scheiterhaufen zu verschaffen. Unter Robins Anleitung hoben sie oberhalb des Lagers eine flache Mulde im Sand aus und schichteten darin das Holz auf. Wir ließen uns Zeit zur Sorgfalt.
Als alles bereit war, holte Hern als Oberhaupt der Familie den Einen aus dem Boot und stellte ihn in die Nische, die wir im Holz gelassen hatten. Der Eine sah aus wie immer, kalt und starr, bedeckt mit kleinen funkelnden Stellen. Es war schwer zu glauben, dass er wusste, was geschehen würde. Robin setzte sich zwischen Entchen und mir auf, während Hern das Holz mit einer Kohle aus unserem Feuertopf entzündete.
Wir alle sprachen: »Möge der Lehm aus dir vertrieben werden. Komm wieder in wahrer Stärke
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