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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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wir ins Zelt gingen, mussten wir alle an Gull denken und waren sehr misstrauisch. Der König begrüßte uns, indem er sich erhob. Das war recht höflich von ihm. Entchen war jedoch so sehr mit den Gedanken bei Gull, dass er sagte: »Niemand hier nimmt mir meine Seele.«
    »Davon versteht ihr wohl mehr als ich«, entgegnete der König höflich. »Seid versichert, dass davon hier keine Rede sein kann.«
    Er war nicht älter als Gull und nicht größer als Hern. Wir blickten ihn voll Unbehagen an, während er uns musterte. Ja, er sah Hern wirklich sehr ähnlich, nur dass er schlank und ungesund aussah, und ich glaube, er hinkte beim Gehen, obwohl ich dessen nicht ganz sicher bin, denn die meiste Zeit saß er. Neben ihm wirkte Hern erstaunlich groß und kräftig. Hern musste seit unserer Flucht aus Iglingen um mehrere Zoll gewachsen sein. Ihnen war jedoch die Art gemein, wie sie den Kopf vorstreckten, und die scharfe Nase, und das wussten sie beide auch. Sie betrachteten einander mit großer Neugierde – jener Neugierde, die sich wegen einer Nichtigkeit zu Freundschaft oder zu Hass entwickeln kann.
    »Ich bin Kars Adon«, sagte dieser dünne junge König, »Sohn des Kiniren. Die Clans schulden mir Gefolgschaft, nachdem mein Vater gestorben ist.« Er prahlte nicht, als er das sagte, sondern sprach Tatsachen aus, damit wir wussten, wer er war. Ich wunderte mich sehr, dass er sich Adon nannte, denn Adon ist einer der geheimen Namen des Einen, und wir sprechen ihn niemals offen aus. Er fügte hinzu: »Vielleicht möchtet ihr euch setzen«, und lächelte uns befangen zu, bevor er wieder auf einem Feldstuhl aus beschlagenem Leder und Holz Platz nahm.
    Dieser Stuhl war nicht sehr schön, aber er war im ganzen Zelt das einzige gute Möbelstück. Vor dem Stuhl hatte jemand einen Baumstumpf, einen Melkschemel und einen Weidenkorb als Sitzgelegenheiten aufgestellt. Hern ließ sich auf den Melkschemel nieder, was ich als Höflichkeit erkannte, denn dadurch saß er tiefer als Kars Adon. Entchen nahm den Korb, und ich setzte mich sacht auf den Stumpf. Er war recht wacklig.
    »Darf ich fragen«, sagte ich, »ob dein Name eine besondere Bedeutung hat?«
    Kars Adon konnte uns sehr gut verstehen. »Nein«, antwortete er nach sehr kurzem Schweigen. »Es ist nur ein Name. Wieso fragst du?«
    »Weil unsere Namen etwas bedeuten«, erklärte Entchen. »Ich heiße Mallard, er heißt Hern, und sie heißt Tanaqui. Unser Vater war Closti der Zugeknöpfte.«
    Ich sah Kars Adon an, dass er dies recht ausgefallen fand, aber er war zu höflich, um es uns ins Gesicht zu sagen. »Ich gehöre wie Ked zum Clan Rath«, fuhr er fort und sah uns auf eine Weise an, die mir erwartungsvoll erschien. »Ich muss euch danken, dass ihr Ked aus dem Strom gerettet habt«, sagte er. »Ich stehe tief in eurer Schuld.«
    Das war ihm ernst. Seinen Worten entnahm ich, dass der Lümmel sein Bruder sein musste. »Nicht der Rede wert«, sagte ich und verschwieg, was für ein undankbares kleines Biest der Junge war. »Ist er ein enger Verwandter von dir?«
    »Ich glaube kaum«, sagte Kars Adon unsicher. »Er gehört natürlich zu meinem Clan. Aber selbst wenn es nicht so wäre, wäre ich trotzdem dankbar. Von uns gibt es nur noch so wenige …« Er seufzte, doch schien es, als käme es ihm falsch vor, traurig zu sein. Er setzte sich auf und lächelte uns zu. »Was Ked sagte, als er zurückkam, bewog mich, nach euch zu schicken«, fuhr er fort. »Verzeiht bitte. Ich weiß, dass man euch Magiern keinen Befehl erteilen kann. Doch Ked schwor, dass die Person, die ihn gerettet hatte, die Kraft besaß, selbst auf dem reißendsten Wasser zu wandeln, und ihn nicht nur gerade noch rechtzeitig aus der Strommündung zog, sondern ihn auch band, die Wahrheit darüber preiszugeben. Und als Arin euch holte, sah er mit eigenen Augen alle drei von euch dort gehen, wo er versunken wäre, und da wusste er, dass Ked die Wahrheit gesprochen hatte. Und wir alle wissen«, sagte Kars Adon sehr ernst, »dass jeder mit Macht über diesen ungeheueren Strom wahrlich ein Magier ist. Allerdings bin ich geneigt zu glauben«, fügte er mit dem Anflug eines Lächelns hinzu, »dass es noch größerer Macht bedarf, um Ked zu zwingen, die Wahrheit zu sagen.«
    Nun wurde mir ganz unbehaglich zumute. Ich konnte sehen, dass Hern und Entchen sich krampfhaft bemühten, mich nicht anzusehen, sonst wären sie in schallendes Gelächter ausgebrochen. »Ich glaube nicht, dass wir Magier sind«, erwiderte ich.
    »Das

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