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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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Verwandter sein? Und hatte Clennen gewusst, dass er nach Hannart wollte? Clennen wäre nicht dorthin gefahren, denn er fuhr niemals nach Hannart. Und warum hatten die sechs Männer Clennen getötet? Wer waren sie, und wonach hatten sie im Wald gesucht? Und vor allem, warum, warum, warum hatte Clennen ihm ausgerechnet die Quidder gegeben, die er auf keinen Fall wollte?
    Ich werde niemals auf ihr spielen, nahm Moril sich vor. Ich werde sie polieren und die Saiten in Schuss halten, vielleicht stimme ich sie auch von Zeit zu Zeit, nur spielen will ich sie nicht. Ich weiß, ich sollte dankbar sein, denn bestimmt ist sie sehr wertvoll – obgleich sie wohl kaum so alt ist, als dass sie Osfameron gehört haben könnte; er lebte vor so langer Zeit und vielleicht nur in einer Geschichte… Jedenfalls mag ich sie nicht und ich will sie auch nicht.
    Sie fuhren in ein kleines Tal ein, an dessen anderem Ende die Stadt Markind in Sicht kam. Ohne es zu wollen, betrachtete Moril den Ort mit der gleichen Neugier, mit der er jede neue Stadt begutachtete. Verschlafen und anständig, dachte er. Schlechte Einnahmen. Dann erst fiel ihm wieder ein, dass er nicht hierher kam, um zu singen, sondern um hier zu leben, und er gab sich große Mühe, die Ansammlung gelblich grauer Häuser interessiert zu mustern. Er stellte jedoch fest, dass ihn sogar die hässlichen gefleckten Kühe, die auf den kleinen grünen Wiesen vor der Stadt grasten, noch mehr reizten als das Städtchen.
    Lenina sah die Kühe vergnügt an. »Ihre Flecken habe ich immer so gemocht«, sagte sie und trieb Olob zum Trab an. Rasch kamen die grauen und gelben Häuser näher. Moril sank das Herz – und er hatte zuvor geglaubt, tiefer könne es nicht sinken.
    Sie folgten einer kiesbedeckten Straße, die sich zwischen stillen alten Häusern hindurchschlängelte. Die Häuser waren hoch und ab weisend, die Fensterläden fest geschlossen. Nur wenige Menschen gingen umher. Selbst als sie auf den großen Marktplatz kamen, wo unter hohen Platanen Handel getrieben wurde, sahen sie nur wenige Menschen, und all diese gesetzten Bürger blickten den farbenfrohen Wagen missbilligend an. Lenina fuhr an den Marktständen vorbei, ohne nach links oder rechts zu blicken, und zügelte Olob schließlich vor einem Rundbogentor in einer wuchtigen gelben Mauer. Zwei Männer, die am Tor Wache zu halten schienen, starrten das Gespann mit aufgerissenen Augen an.
    »Habt ihr hier etwas zu suchen?«, fragte der eine Lenina.
    »Gewiss«, antwortete sie hochmütig. »Geh und sag Ganner Sagersohn, Lenina Thorntochter ist hier.«
    Nun sahen die Männer den Wagen mit noch größerem Erstaunen an. Einer verschwand durch das Tor hinter die dicke gelbe Mauer, der andere blieb stehen und musterte stirnrunzelnd Lenina, den Wagen und die Familie, bis Moril kaum noch wusste, wohin er blicken sollte.
    »Was wettest du, dass wir zu hören bekommen: Nicht heute, vielen Dank?«, flüsterte Brid.
    »Sei still, Brid!«, rief Lenina. »Benimm dich doch einmal anständig.«
    Brid hätte die Wette verloren. Der Mann, der fortgegangen war, kam im Eiltempo zurück, und sie konnten hören, dass hinter dem Tor noch mehr Menschen umherrannten. Die beiden Torhälften wurden weit aufgerissen.
    »Bitte fahrt herein«, sagte der Mann.
    Lenina lächelte großmütig und schüttelte die Zügel. Olob trottete weiter – die Missbilligung war ihm an Ohren und Rücken anzusehen – in einen schmalen, aber tiefen Innenhof, den eine staunende Menge säumte. Ganner stand in ihrer Mitte und lächelte entzückt.
    »Willkommen daheim, Lenina!«, rief er. »Ich hätte nicht gedacht, dich so bald wiederzusehen. Was ist geschehen?«
    »Ein paar Männer haben heute Morgen Clennen ermordet«, antwortete Lenina. »Mir sahen sie ganz nach Gefolgsleuten eines Adligen aus.«
    »Das kann nicht sein!«, rief Ganner. Dann blickte er sie besorgt an und fragte: »Soll das heißen, es ist auf meinem Land geschehen?«
    »Ja«, sagte Lenina. »In Medmere.«
    »Dann schicke ich lieber einige meiner eigenen Gefolgsmänner hin. Sie sollen sich dort umsehen«, sagte Ganner. »Aber steigt doch ab und kommt herein. Sind das deine Kinder?«
    »Meine drei Söhne und meine Tochter«, antwortete Lenina.
    »Gleich so viele!«, rief Ganner. Er wirkte etwas entmutigt. Doch dann hob er den Kopf und lächelte tapfer alle vier an. »Ich werde dafür sorgen, dass es euch an nichts fehlt«, sagte er. Moril brachte es nicht über sich, Ganner nicht zu mögen, so sehr er sich auch

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