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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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des Uferstreifens. Das Licht war heller und goldener als zuvor. Mitt blickte auf die Spuren des Wagens und die Hufabdrücke der Pferde und dachte, dass die Reiter sie selbst dann nicht verlieren würden, wenn erneut ein Regenschauer niederginge. Maewen fragte sich, ob Moril in der Eile die Melodie falsch spielte. Sie kannte ›Der Weberin Lied‹ und hatte noch nie davon gehört, dass es etwas mit der Hexe Cennoreth zu tun haben sollte. Navis versuchte beim Reiten immer wieder nach hinten zu schauen, doch das ansteigende Land verdeckte ihm fast augenblicklich die Sicht.
    »Da bleibt uns wohl nur, auf ein Wunder zu hoffen«, brummte er.
    Der rasenartige Uferstreifen wurde zu einem richtigen Weg, der zwischen Farnkraut und Felsbrocken leicht anstieg. Während der Wagen über die etwas höhere, steinigere Hälfte klapperte, hörten sie alle deutlich das Trommeln mehrerer Dutzend Hufe, das Klirren von Zaumzeug und Kettenrüstungen sowie einige Rufe. Navis zügelte seine Stute, zog resigniert die Pistole und spannte den Hahn. Weiter oben zockelte der Wagen weiter, und Moril spielte unablässig.
    Zu aller Erstaunen hielt das Hufgetrommel kaum inne. Es wurde langsamer und zerfiel zu einzelnen Geräuschen, die jedoch vom Wasserplatschen und dem Klackern beiseite getretener Steine übertönt wurden: Die Reiter durchquerten den Fluss. Dann ertönte wieder das einheitliche Donnern der Hufe und verschwand langsam in der Entfernung.
    »Sie haben uns verloren!«, rief Mitt. Er konnte es kaum fassen.
    »Wir wollen hoffen, dass sie nicht zurückkommen, bevor wir endgültig außer Sicht sind«, sagte Navis und lenkte sein Pferd wieder auf den Weg.
    Oberhalb des Geröllfeldes war der Fluss nur noch ein Bächlein, der einem beachtlich großen See entsprang. Wie eine hohle Hand umschlossen steile schwarze Felsspitzen das Gewässer. Die Ufer waren sumpfig, doch der Weg wich dem Matsch aus, indem er höher anstieg und zwischen hohen Binsen hindurchführte. Maewen erlag der Versuchung, sich zur Seite zu beugen und mit der Hand durch die fedrigen Köpfe zu streichen. Hier wuchs die duftende Abart der Binsen. Dichte Pollenwolken füllten die Luft mit einem lieblichen Wohlgeruch, der mit nichts zu vergleichen war, was Maewen kannte. Mitt musste niesen. Navis galoppierte unter einer riesigen Pollenwolke durch die Binsen und schloss zum Wagen auf. Moril hatte mittlerweile aufgehört zu spielen.
    »Weißt du bestimmt, dass wir hier sicher sind?«, fragte Navis Wend.
    »Aber ja, Herr«, antwortete Wend. »Wir sind nun in der Sturzbachau. Meine Schwester hat hier ihren kleinen Hof, da findet uns niemand.« Auf seine verhaltene Art lächelte er und deutete auf den See, wo eine Anzahl dicker weißer Enten neben einem Flecken aus Unkraut mit weißen Blüten schwammen. »Das sind die Entchen meiner Schwester.« An der Art, wie er lächelte, glaubte Maewen zu bemerken, dass dieses Wort zwischen ihm und seiner Schwester eine besondere, scherzhafte Bedeutung besitzen musste, die nur den beiden bekannt war.
     

17.
    Durch die Binsen gelangten sie auf ein kleines verwildertes Feld mit einem Steintrog in der Mitte. Hühner scharrten im Boden. Ein Stück weiter waren zwei Ziegen angebunden, und hinter ihnen lag ein Gemüsegarten. Das Bauernhaus war eine niedrige Steinkate, die zwischen Obstbäumen und Lilien an den Felsenspitzen lehnte. Es war warm hier, und es duftete angenehm, denn die Felsen umgaben das Häuschen wie ein hohes Hufeisen und ließen nur den milden Westwind passieren.
    Wend durchquerte den Garten mit langen Schritten und klopfte an die Haustür. Fast augenblicklich wurde ihm von einer alten Frau geöffnet, die sich auf einen Stock stützte.
    »Seine Schwester?«, fragte Navis und musterte die beiden, die freudig miteinander redeten.
    »Eher seine Oma«, meinte Mitt. »Trotzdem, vielleicht können wir heute Nacht in einem Bett schlafen.« Und ein Schlafzimmer hatte eine Tür, die man verriegeln konnte – nur für den Fall, dass Kankredin Noreth überredete, ihre Morde in dieser Nacht zu begehen.
    O ja!, dachte Maewen. Und ein Bad!
    Navis blickte nervös den Pfad entlang. »Hier finden sie uns nicht«, sagte Moril zu ihm. »Versprochen.« Navis warf einen Blick auf Morils Quidder, aber nicht etwa so, als sei er restlos überzeugt.
    Wend kam zurückgeschlendert. Er wirkte fast so sorglos wie zu der Zeit, als er die Quidder in seine Obhut genommen hatte. »Sie erlaubt euch, auf dem Feld zu übernachten«, sagte er fröhlich. »Und wenn die

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